Mein persönlicher Rückblick auf das wilde Börsenjahr 2022
Fast liegt es hinter uns, das turbulente Börsenjahr 2022, das uns mit so vielen Herausforderungen stürmisch entgegenkam. Was bleibt rückblickend zu sagen?
Werden wir uns nur an Chaos, Verluste, Krisen und Abstürze erinnern oder gab es hier und da auch Lichtblicke? Lassen wir das Börsenjahr Revue passieren. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Artikel vom Januar 2022. Darin hieß es, das Börsenjahr 2022 würde ein blendendes werden mit einem prognostizierten durchschnittlichen Kursplus von fast 30 Prozent. Wow – wie falsch lagen da die Analysten. Das Jahr 2022 wurde von Krisen, Krieg und Chaos beherrscht. Das hatte enorme Auswirkungen auf die Entwicklung an den Aktienmärkten und entschied über die negative oder positive Performance der unterschiedlichen Wertpapiere. Letztere war eher rar gesät. Die Aktienindizes gaben kräftig nach. Der MSCI World stand am 3. Januar 2022 noch bei 3.266 Punkten – aktuell sind es 2.680 Punkte. Zwischenzeitlich lag er noch deutlich darunter. Dem Dax erging es ähnlich schlecht. Der deutsche Leitindex startete mit über 15.000 Punkten ins Jahr 2022 – aktuell sind es 14.380 Punkte. Sogar die sonst sicheren Häfen wie Staatanleihen und Gold sackten massiv ab. Für Anlegerinnen und Anleger hatte all das herbe Verluste zur Folge.
Börsenjahr 2022: Fast all meine Aktien fallen ins Bodenlose
Die Gründe für dieses schwierige Börsenjahr sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die dramatische Inflation und die weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen unter anderem durch die unterbrochenen Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie. Gerade wurde das Wort „Zeitenwende“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres 2022 ernannt und in der Tat beschreibt es dieses Jahr nur zu gut. Alles, woran wir als Investoren lange gewöhnt waren, hat sich geändert: niedrige Teuerungsrate, entspannte Geldpolitik, geringes geopolitisches Risiko. Diese Entwicklung in die jeweils andere Richtung hat ernste Folgen für die Wirtschaft.
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Die Gewinne der Unternehmen werden weniger, die Aktienkurse sinken. Besonders hart getroffen hat es in diesem Jahr die Wertpapiere von Tech-Unternehmen. Das bekam auch ich als Anlegerin zu spüren: Die Microsoft-Aktie hat Stand heute über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr verloren. Auch andere bekannte Unternehmen in meinem Portfolio mussten herbe Verluste hinnehmen. Die Paypal-Aktie hatte am 9. Dezember 2021 noch einen Wert von 172,40 Euro – exakt ein Jahr später ist die Aktie nur noch 70,90 Euro wert. Fast 60 Prozent Verlust! Ähnlich ernüchternd ist der Blick auf die Netflix-Aktie. Von 549 Euro auf 293,40 Euro in einem Jahr (zwischenzeitlich sah es noch viel düsterer aus). Doch die Netflix-Aktie erholt sich immerhin seit dem Tief im Sommer deutlich.
Dank neuer Produktionen und der kalten Jahreszeit, in der die Menschen mehr Zeit vorm Fernseher verbringen, konnte der Streamingdienst wieder neue Kunden anlocken und die Gewinne steigen. Auch meine Gesundheits-ETFs haben stark nachgegeben – zwischen knapp 15 und 25 Prozent ging es abwärts. Doch wo Schatten ist, da muss doch auch Licht sein. Bei mir ist das PNE Wind, ein deutscher Windpark-Projektierer mit Sitz in Cuxhaven. Über 200 Prozent ging es in diesem Jahr aufwärts. Neben Aktien von Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, glänzten 2022 vor allem Öl-Wertpapiere. In einer Auflistung der besten Aktien 2022 von Börse Online tummeln sich fast ausnahmslos Energiekonzerne und deren Zulieferer.
Was bringt uns 2023?
Wie man an der Aussage der Analysten, dass 2022 ein blendendes Börsenjahr werden würde, sehr deutlich erkennt, treffen Vorhersagen nicht immer zu. Manchmal kommt doch alles ganz anders, als man denkt. Aktuell gehen Experten davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr zwar sinken, aber dennoch auf einem relativ hohen Niveau bleiben wird. Zinssenkungen halten Experten nicht vor Ende 2023 für realistisch. Durch das langsame Abrücken Chinas von der Null-Covid-Politik könnte es in Bezug auf Produktion und Lieferketten wieder zu einer Entspannung kommen, was der Wirtschaft Auftrieb geben wird. Die Zinssituation könnte 2023 auch Anleihen wieder interessant machen. Aktien, auch wenn sie auf Talfahrt sind, haben sich in der Vergangenheit immer wieder erholen können. Aussitzen wird vermutlich auch dieses Mal eine gute Strategie sein, sofern man sie denn verfolgen kann.
Autor Jennifer Fizia
Jennifer Fizia schreibt als freie Mitarbeiterin für extraETF.com. Die gelernte Journalistin war bereits nach ihrem Studium freiberuflich für verschiedene Verlage und Unternehmen tätig. 2013 gründete sie das FinTech-Start-up Lendstar mit und arbeitete danach u.a. als Text-Chefin der Marketingabteilung eines Finanzdienstleisters.