30. August 2022
Geldanlage in Krisenzeiten: Wie Anleger die Nerven behalten können

Geldanlage in Krisenzeiten: Wie Anleger die Nerven behalten können

Seit 2019 Corona ausgebrochen ist, schlittern wir gefühlt von einer Krise in die nächste. Das ist nicht nur aus menschlicher Sicht herausfordernd, sondern belastet auch die Finanzmärkte und unsere Geldanlage. Viele sind verunsichert.

„Ich fühle mich gelähmt und kann derzeit keine Entscheidungen zu meiner Geldanlage treffen.“ Diese Aussage eines Kunden ist derzeit in ähnlicher Form häufiger zu hören. Die Corona-Krise steckt noch immer in den Knochen und hat dauerhafte Spuren der Verunsicherung hinterlassen.

Krise an Krise

Der Sommer 2022 führt uns zudem wieder vor Augen, wie präsent die Klima-Krise ist und wie dringend konsequentere Lösungen nötig sind. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine hat den Emotionen der Anleger den Rest gegeben. Am liebsten würden diese wie früher einfach nichts tun und das Geld auf dem Konto liegen lassen. Das Zitat ist auch deshalb so brisant, da es nicht von einer ängstlichen Rentnerin oder einem scheuen Beamten kommt, sondern von einem Unternehmer Mitte 40, der gerade für ein paar Millionen erfolgreich seine Firma verkauft hat. Vergleichbare Aussagen kommen aber auch vom Steuerberater mit großer Kanzlei, der sich bei seiner eigenen Geldanlage ebenso handlungsunfähig fühlt, obwohl er finanziell ausgesorgt hat.

Diese Beispiele zeigen, dass es derzeit oft nicht um rationale Gründe geht und auch eine finanzielle Bildung vorhanden ist. Die „Betroffenen“ wissen, dass Aktien langfristig die beste Wahl sind und diese am besten breit gestreut investiert werden sollten. Auch die Ergänzung von deutschen Wohnimmobilien und die Beimischung von Gold als Teil der Lösung ist bekannt. In Kombination mit inflationsgeschützten, bonitätsstarken Anleihen kann man also langfristig nicht viel falsch machen. Im letzten Jahr konnte die Aktienquote nicht hoch genug sein und das Timing fiel bei steigenden Aktienmärkten leichter. Neben den klassischen Gegenpolen Gier und Angst, die wohl jeder Anleger kennt, kommt noch die persönliche Prägung und die unterschiedlichen Erfahrungen mit Geld hinzu. In den letzten Jahren hat die Verwirrung im Hinblick auf große Chancen und Risiken, durch das ständige „online sein“ und die mediale Präsenz von Crashpropheten und Krisenvorhersagerinnen, ebenfalls stark zugenommen.

Diese Tipps beachten

Grundlage für die Geldanlage bildet weiterhin der so genannte Selbsteinschätzungsbogen bzw. das Kundenprofil, das der Gesetzgeber sowohl bei der Vermögensverwaltung als auch bei der Finanzberatung vorschreibt. Zudem helfen folgende ergänzende Tipps:

  • Trägheit mittels Einfachheit bei der Strategie und den Produkten überwinden.
  • Verlustangst mit professionellem Risikomanagement begegnen.
  • Regelmäßig aber nicht zu oft dieFinanzen checken (1/4 jährlich).

Die entscheidende Empfehlung für die Geldanlage in Krisenzeiten ist jedoch die Beschäftigung mit der emotionalen Seite bzw. den persönlichen Prägungen. Im Falle des „gelähmten“ Unternehmers half dabei ein privates Gespräch im Biergarten.

Tipp: Mit unserem Risikorechner kannst du anhand von zehn Fragen die optimale Aktienquote für dein Portfolio ermitteln.

Über den Autor: Mathias Lebtig

Mathias Lebtig ist Geschäftsführender Gesellschafter der FP Asset Management GmbH in Freiburg