18. Oktober 2022
Volatilität: Die Märkte haben eine Rezession noch nicht vollständig eingepreist

Die Märkte haben eine Rezession noch nicht vollständig eingepreist – Volatilität dürfte bleiben

Die Inflation in den USA dürfte sich verlangsamen, meinen die Experten von Edmond de Rothschild AM. Die Frage sei nur, mit welcher Volatilität.

„Auch wenn bereits disinflationäre Kräfte wirken, legt ein Blick auf frühere Zyklen leider den Schluss nahe, dass eine Rezession in den Kursen noch nicht vollständig eingepreist ist“, sagt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer von Edmond de Rothschild Asset Management.

„Während die High-Yield-Spreads in den USA bei Rezessionsängsten beispielsweise auf über 8 Prozent steigen können, liegen sie derzeit bei unter 6 Prozent. Zudem fällt der S&P 500 in Zeiten von Rezessionsängsten in der Regel um mindestens 20 Prozent, was dem diesjährigen Rückgang entspricht. Im aktuellen atypischen Umfeld ist der Rückgang jedoch zum Teil auf den Anstieg des Zinssatzes zurückzuführen, mit dem zukünftige Gewinne diskontiert werden, sodass das Risiko einer Rezession auch in dieser Hinsicht nicht vollständig in den Kursen eingepreist zu sein scheint.“

Für den Experten sind auch Fälle denkbar, in denen sich die Inflation normalisiert, ohne dass es zu einer Rezession kommt. „Die Inflationserwartungen gehen offenbar zurück. Da die während der Coronakrise gebildeten überschüssigen Ersparnisse der Haushalte abgebaut werden, könnte sich die Erwerbsquote wieder erholen, was den Druck auf die Löhne mildern würde“, ordnet Melman die Lage ein.“

Die Volatilität dürfte hoch bleiben

Angesichts der geringen Risikobereitschaft der Anleger und der niedrigen Marktliquidität rechnet Melman mit volatilen Märkten: „Wir beabsichtigen, taktischer vorzugehen und stützen uns dabei vor allem auf zwei Annahmen: Solange eine US-Rezession nicht breiter in den Kursen vorweggenommen wird, bleibt das Risiko einer weiteren Korrektur bestehen, sodass eine gewisse Vorsicht geboten ist.

Es ist mit dem Beginn einer Welle von Abwärtskorrekturen der Gewinnerwartungen bei Analysten zu rechnen. Die heftige Reaktion des britischen Anleihemarktes auf den ‚Mini- Haushalt‘ und die Ansteckungseffekte auf alle anderen Märkte zeigen darüber hinaus, dass bei der Wirtschaftspolitik keine Fehler mehr geduldet werden. Bei aller gebotenen Vorsicht ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine nachhaltige Erholung der Märkte bevorstehen dürfte, auch wenn deren Zeithorizont noch ungewiss ist. Deshalb erscheint es ratsam, nicht mehr allzu stark von der strategischen Allokation abzuweichen.“