Deutsche Bank: Nach Milliardengewinn reagieren Analysten positiv
Die aktuelle Berichtssaison verläuft vielfach besser als erwartet. Mercedes, Lufthansa oder Beiersdorf – alle melden Gewinne bzw. Gewinnsteigerungen. Die größte Überraschung liefert die Deutsche Bank. Die Analysten reagieren überwiegend positiv.
Neun Gewinnquartale in Folge und ein Gewinn vor Steuern von 1,6 Milliarden Euro im dritten Quartal – fast dreimal so viel wie vor Jahresfrist, trotz Krieg und Krisen. Die Deutsche Bank hat einmal mehr überrascht. Analysten hatten im Schnitt mit 1,34 Milliarden Euro Vorsteuergewinn gerechnet. Die Erträge von 6,92 Milliarden Euro waren ebenfalls höher als die erwarteten 6,5 Milliarden Euro. Alle vier Bereiche trugen dazu bei.
Gute Zeit für Banken
Die Deutsche Bank reiht sich damit ein in die Reihe positiver Quartalsberichte aus dem Bankensektor. Vor allem die US-Banken hatten positiv vorgelegt, mit gestiegenen Erträgen, aber auch die spanische Santander legte ein Rekordquartal hin. Allseitiger Tenor: Die gestiegenen Zinsen bescheren höhere Gewinne.
Dabei war die Skepsis lange groß, zumal in der aktuellen Krise zwischen Krieg, Inflation und drohender Rezession: Als Deutsche Bank-Vorstandschef Christian Sewing 2019 verkündete, die Eigenkapitalrendite solle auf 8 Prozent steigen, glaubten das selbst die meisten Analysten nicht. Für die ersten neun Monate des Jahres stehen nun 8,1 Prozent in den Büchern – vor Jahresfrist waren es noch 4,8 Prozent. Das Ziel für 2022 scheint erreichbar.
Nach drei Jahren Restrukturierung geht es aufwärts. Die Einnahmen steigen – vor allem die Erträge aus dem Zinsgeschäft, nachdem die EZB im Juli nach elf Jahren nun die Zinswende eingeleitet hat. Ein Wermutstropfen ist hingegen das Investment Banking. Hier schrumpfte der Vorsteuergewinn. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten brachten es mit sich, dass das Emissions – und Beratungsgeschäft zurückging. Mehrere Investmentbanker wurden in London und New York entlassen. Privat- und Firmenkundengeschäft glichen jedoch das Investmentbanking aus.
Moderat mehr Risikovorsorge
Und obwohl die Bank nach wie vor vom wachsenden Kreditgeschäft profitiert, verdreifacht sie ihre Risikovorsorge von 117 auf 350 Millionen Euro. Moderate 0,25 Prozentpunkte der Kredite soll sie weiterhin betragen. Hier wird auch bei der Commerzbank, die am 9. November ihre Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, das Hauptaugenmerk liegen. Auf der Risikovorsorge und dem Zinsergebnis.
Aktie zieht ordentlich an
Dass die steigenden Zinsen positiv für die Erträge von Banken sind, hat sich im Kurs der Deutschen Bank seit Wochen gespiegelt. Auch wenn nach den Zahlen Gewinnmitnahmen einsetzten: Auf Monatssicht steigt die Aktie um 11 Prozent, der STOXX 600 Banks „nur“ um 9 Prozent. Doch wenn Zinsen zu stark steigen und eine Rezession kommt, drohen auf der anderen Seite höhere Risiken wie Kreditausfälle.
Dennoch ist die Mehrheit der Analysten positiv für Deutschlands größtes Bankhaus gestimmt. 39 Prozent urteilen „kaufen“, weitere 39 Prozent „halten“. Das Kursziel liegt im Mittel der 23 Experten bei 12,12 Euro. JP Morgan hält weiterhin ein Kursziel von 13 Euro und eine „Overweight“-Einstufung: Die Zahlen seien solide ausgefallen. Doch JP Morgan verwies auch auf die Kosten, was die Aktie nach der jüngsten Kursentwicklung erst einmal ausbremsen könnte.
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Höhere Kosten – ja und?
Goldman Sachs hat nach den Quartalszahlen das Kursziel für die Bank von 16,70 auf 18,20 Euro angehoben, nimmt die positive Geschäftsentwicklung im dritten Quartal als Anzeichen für eine Fortsetzung. Die DZ Bank hat ebenfalls das Kursziel für die Deutsche Bank angehoben: von 10 auf 11 Euro bei bestätigter „Kaufen“-Einschätzung. Die Fokussierung auf die absolute Entwicklung der Kosten sei angesichts der Ertragsentwicklung nicht sachgemäß.
Credit Suisse: Ehemaliger Konkurrenz weit abgeschlagen
Andernorts läuft es weniger erfreulich, etwa bei der Credit Suisse: Die Schweizer Großbank, die sich noch vor zwei Jahren anschickte, die Deutsche Bank übernehmen zu wollen, meldet einen Verlust von fast vier Milliarden Franken für das dritte Quartal aus. Das war der vierte Quartalsverlust in Folge. Ein Radikalumbau, eine enorme Kapitalerhöhung von rund vier Milliarden Franken mit dem Einstieg der Saudi National Bank und 9.000 Stellenstreichungen bis 2025 soll das Überleben sichern. Am Donnerstag bricht die Aktie prozentual zweistellig ein, seit Jahresbeginn hat sie 50 Prozent an Wert verloren.
Autor Antje Erhard
Antje Erhard arbeitet als freie Journalistin für extraETF. Seit mehr als 15 Jahren sind Börse, Finanzen und Wirtschaft ihr Thema als Journalistin und Moderatorin. Ihr Motto: Börse ist einfach - Geldanlage kann jede:r. Und genau das möchte sie erreichen.
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