Deshalb solltest du nicht einfach die erfolgreichsten ETFs des letzten Jahres kaufen
Auch wenn 2022 ein insgesamt schwieriges Jahr für Anlegerinnen und Anleger war, so gab es am ETF-Markt natürlich auch ein paar Gewinner. Warum es keine gute Idee ist, die erfolgreichsten ETFs blindlings zu kaufen.
Es waren nicht die breitaufgestellten ETFs, die 2022 besonders oft in die Depots der Anleger gewandert sind, sondern vor allem Branchen-ETFs. Der erfolgreichste ETF 2022 war gar ein Länder-ETF, nämlich der iShares MSCI Turkey ETF (WKN: A0LEW5), der insgesamt um 106 Prozent zugelegt hatte. Das war auch für uns eine echte Überraschung, die Gründe haben wir für dich in diesem Artikel analysiert.
Energiekrise bestimmte den Markt
Auf den weiteren Plätzen sehen wir deutlich, wie stark sich die Energiekrise auf den Anlagemarkt 2022 ausgewirkt hat: Energie-ETFs waren sehr beliebt und leider nicht die „saubere“ Energie. Anlegerinnen und Anleger wollten von den immer weiter steigenden Energiepreisen zumindest etwas profitieren und machten Produkte wie den iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF USD (Acc) (WKN: A142NX) oder den Xtrackers MSCI USA Energy UCITS ETF (WKN: A1W3F8) zu den erfolgreichsten Aktien-ETFs 2022. Auch Produkte wie der WisdomTree Heating Oil (WKN: A0KRJ0) und der Xtrackers Brent Crude Oil Optimum Yield ETC (EUR) (WKN: A1KYN5) gehörten zu den Top-Performern.
Die Krise ist noch nicht vorbei. Ist es also eine gute Idee, jetzt die besten ETFs des letzten Jahres nachzukaufen? Nicht unbedingt. Denn diese ETFs bilden eine sehr spezifische Situation ab, deren weiterer Verlauf absolut unklar ist. Trends können sich schnell ändern – wer hätte schon vor einem Jahr die Türkei als Spitzenreiter auf dem Schirm gehabt?
Vergangene Erfolge sind keine Garantie
Erfolge bestimmter Produkte lassen sich im Nachhinein meist gut erklären, doch das ist keine Garantie für die Zukunft. Russ Kinnel, Director of Manager Research bei Morningstar, sagte CNBC gegenüber: „Das Sprichwort, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit kein Indikator für zukünftige Ergebnisse ist, wird im Jahr 2023 wahrscheinlich genauso relevant sein wie in der gesamten Geschichte des Investierens. Das Marktumfeld wird in diesem Jahr anders sein.“ Entscheidungen sollte man ihm zufolge niemals auf die Wertentwicklung eines Jahres basieren.
Dazu kommt die Tatsache, dass die Gewinner 2022 von der Ukrainekrise profitiert haben, was für Anleger mit Nachhaltigkeitsgedanken und sozialem Gewissen ein Investment ohnehin ausschließen sollte. Ob ein konventioneller Energie-ETF noch funktioniert, wenn sich die Lage normalisiert hat, ist im Hinblick auf immer stärkere ESG- oder SRI-Kriterien bei ETFs fraglich.
Wer es dennoch versuchen möchte, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass spitze ETFs nur eine Ergänzung zu einem breit aufgestellten Portfolio sein sollten und niemals das gesamte verfügbare Geld in einen Branchen-, Themen- oder Länder-ETF stecken.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.
Eine Krise jagt die nächste, ihre Auswirkungen überschneiden und verstärken sich teils sogar. Welche Rolle können aktive ETFs in dieser „Polykrise“ spielen? Darüber haben wir mit Tim Breitbach gesprochen, Head of ETF Distribution DACH bei Fidelity.