25. Oktober 2022
Im Osten geht die Sonne auf? Chinas Wirtschaft erholt sich – trotzdem fallen die Kurse

Chinas Wirtschaft erholt sich – und trotzdem fallen die Kurse

Von den angestrebten Zielen zwar deutlich entfernt hat sich die Wirtschaft Chinas im dritten Quartal 2022 erholt und die Stagnation hinter sich gelassen. Ein gutes Zeichen?

Das chinesische Statistikamt steilte ein Wachstum um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit – im zweiten Quartal hingegen waren es lediglich 0,4 Prozent gewesen. Eine Erholung ist also klar sichtbar, wenn die chinesische Regierung sich auch deutlich bessere Zahlen ausgemalt hatte.

Verhaltene Stimmung

Dennoch sind die positiven Stimmen zur Entwicklung verhalten, denn weitere veröffentlichte Statistiken zu Konjunktur und Handel geben nach wie vor Anlass zur Sorge. Der Außenhandel des Landes ist deutlich gebremst. Das Exportwachstum im September etwa lag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei nur noch 5,7 Prozent, auch die Importe wuchsen um lediglich 0,3 Prozent.

Die Gründe liegen auf der Hand: Global hohe Inflationsraten und steigende Zinsen belasten die Wirtschaften rund um den Erdball, außerdem bescheinigen Experten dem chinesischen Markt eine geringe heimische Nachfrage, was zu einer langsameren Importentwicklung führt. Umsätze im Einzelhandel wuchsen im September um 2,5 Prozent und somit deutlich geringer, als erwartet. Hinzu kommt eine gestiegene städtische Arbeitslosigkeit auf 5,5 Prozent – das größte Wachstum seit Juni.

Folgen der Zero-Covid-Strategie

Dass die chinesische Wirtschaft nur schwer wieder in die Gänge kommt, liegt unter anderem auch an den Nachwirkungen der strengen Zero-Covid-Strategie der Regierung. Die Lockdowns, während derer zum Teil ganze Ortschaften wochenlang abgeriegelt wurden, fügten der Wirtschaft schwere Schäden zu. Hinzu kommt eine Immobilienkrise im Land – der Sektor macht etwa 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftstätigkeit aus. Groß ist die Sorge, die Krise könne sich auf den Bankensektor auswirken, da diese den Baufirmen helfen müssten.

5,5 Prozent, dieses Wachstumsziel hatte die chinesische Regierung für 2022 angegeben. Die Weltbank rechnet damit, dass es auf etwa 2,8 Prozent hinauslaufen und das Ziel somit weit verfehlt wird. Nach 2020 wäre das erste das zweite Mal in über 40 Jahren, dass das chinesische Wirtschaftswachstum so niedrig ausfällt.

Hang-Seng fällt auf Tiefststand

Auch die chinesische Börse musste zu Wochenanfang eine Niederlage einstecken. Der Hang-Seng-Index ist auf den tiefsten Stand seit vierzehn Jahren gefallen und stand am Ende des Handelstages bei einem Minus von 6,4 Prozent – daran konnten auch die zunächst positiven Zahlen zum Wirtschaftswachstum nichts ändern. Woran lag’s?

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Am Sonntag stellte Staats- und Parteichef Xi Jinping seine neue Führung vor. Alle kommen aus seinem engsten Dunstkreis und somit ist zu erwarten, dass sie seinen wirtschaftspolitischen Kurs ausnahmslos unterstützen, insbesondere Li Qiang, der als künftiger Ministerpräsident für Märkte und Unternehmen gehandelt wird und für die massiven Lockdowns im Land verantwortlich war. Experten befürchten stärkere staatliche Kontrolle, eine weitere Isolation Chinas vom Rest der (westlichen) Welt und eine Eskalation mit Taiwan. Darauf haben die Kurse deutlich reagiert.