Thomas Metzger (Bankhaus Bauer): "Aktien sind der wichtigste Block"
Aktien sollten die Hauptrolle spielen, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer. Besonders interessant seien US-Nebenwerte.
Anfang August gaben die Aktienkurse der bisherigen Überflieger, der US-Tech-Riesen, deutlich nach. Was können Privatanleger daraus lernen?
Die jüngsten Kursrückgänge, die nicht nur Technologie-Titel betroffen haben, zeigten wieder einmal: die Börse ist keine Einbahnstraße. Wer in Aktien investiert, muss mitunter eine recht hohe Schwankungsbreite und zumindest temporär auch scharfe Korrekturen aushalten können. Allerdings sind die erzielbaren Renditen für langfristig orientiere Anleger, die sich nicht entmutigen lassen und gerade schwache Phasen zum Einstieg nutzen, sehr attraktiv. Dies zeigt bspw. die Wertentwicklung des Dax in den letzten Jahrzehnten. Wichtig ist, Klumpenrisiken zu vermeiden und auf ausreichend Diversifikation zu achten. Man sollte niemals einzelnen Wetten einen zu hohen Anteil am Depotwert einräumen.
Was raten Sie jungen Anlegern, die rund 10.000 Euro mitbringen? Wie könnte eine sinnvolle Portfolioaufteilung aussehen?
Die Stabilität eines Portfolios hängt ganz wesentlich von der grundsätzlichen, strategischen Asset Allocation, also der Aufteilung des anzulegenden Vermögens auf die einzelnen Anlagekategorien ab. Allerdings sollte die Gewichtung der Asset Klassen nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen, sondern ganz bewusst gewählt werden. Hier spielen individuelle Faktoren wie Alter, Vermögen, Risikobereitschaft und Verlusttragfähigkeit des Investors sowie dessen Einschätzung der Märkte eine große Rolle. Grundsätzlich sind Aktien für uns der wichtigste Block des Portfolios. Insbesondere wenn der Anlagehorizont sehr lange ist, kann eine Gewichtung von über 70 Prozent in Aktien Sinn machen. Im Hinblick auf die regionale Aufteilung setzen wir Schwerpunkte in Europa und den USA, sind aber in einem Portfoliomodell auch in Japan investiert.
Und welches Portfolio passt zu Anlegern in den 30ern, die etwa 50.000 Euro anlegen können?
Auch in diesem Fall sollten Aktien die Hauptrolle im Portfolio spielen. Neben der Streuung über verschiedene Regionen bzw. Indizes könnten Branchen- oder Themeninvestments integriert werden. Uns gefällt derzeit bspw. das Segment US-Nebenwerte, welches wir kürzlich aufgestockt haben.
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Nehmen wir nun an, ein Anleger möchte 100.000 Euro investieren und hat schon eine gewisse Erfahrung. Muss das Portfolio dann zwangsläufig noch komplexer sein? Und welche Allokation wäre ratsam?
Möglicherweise kann bei diesem Betrag mit Einzeltiteln im Renten- und Aktienbereich gearbeitet werden, sofern der Investor über das notwendige Fachwissen verfügt und sich über die Risiken im Klaren ist. Mehr Sinn macht meines Erachtens allerdings das Portfolio generell breiter aufzufächern und über Investments in Alternative Anlagen wie Rohstoffe nachzudenken. Wir setzen diesbezüglich bspw. auf Gold. Die Komplexität der Investments sollte generell eher mit zunehmendem Know-How des Investors steigen. Die Summe, um die es geht, ist eigentlich zweitrangig. Das Risiko muss sich beim Einsatz von weniger einfachen Lösungen dabei nicht zwangsläufig erhöhen. Ganz im Gegenteil. Gerade Investmentvehikel aus dem Universum der oft nicht leicht verständlichen Derivate bieten die Möglichkeit, ein Depot abzusichern oder auf seitwärts laufende Märkte zu setzen.
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Viele Investoren schreckt der Zeitaufwand und die enorme Komplexität, die mit einer durchdachten Bewirtschaftung eines Portfolios einhergehen, dann doch aber ab. Welche Lösungen machen in solchen Fällen Sinn?
Wer hier lieber auf professionelle Hilfe bzw. Beratung setzt, ist mit dem Konzept einer Vermögensverwaltung sicher gut aufgehoben. Grundsatz eines jeden Vermögensverwaltungsmandates ist, dass der Portfolio Manager das Vermögen innerhalb vereinbarter Anlagegrundsätze allokiert und damit dem Investor neben der strategischen Ausrichtung der Asset Allocation vor allem die taktischen Entscheidungen abnimmt. Nachdem der übergeordnete Aufbau einer Vermögensverwaltung festgelegt ist, übernimmt der Verwalter also die zeit- und arbeitsintensive Detailarbeit für den Kunden. Wichtig ist, dass möglichst viele Stellschrauben wie z.B. die maximale Gewichtung der Asset Klassen, feinjustiert werden können.
Man könnte es sich aber auch ganz leicht machen: Ich wähle einen Aktien-Welt-ETF und einen globalen Anleihe-ETF. Mit zunehmendem Alter senke ich den Aktienanteil und erhöhe das Anleihengewicht. Was halten Sie davon?
Das kann grundsätzlich funktionieren. Ich würde das Portfolio jedoch flexibel auf die jeweiligen Rahmenbedingungen anpassen, statt immer an einer starren Struktur festzuhalten. Man sollte schon eine klare Meinung zu den einzelnen Anlageklassen haben und dieser auch dann treu bleiben, wenn kurzfristig Nervosität an den Märkten aufkommt. Darüber hinaus ist es aber notwendig, seine fundamentale Sicht der Dinge und damit das Depot regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Das tägliche Hin und Her an der Börse kann dabei etwas ausgeblendet werden.
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Für diese kurzfristigen Schwankungen sind vor allem die Emotionen der Marktteilnehmer, aber auch „Spieler“, die an schnellen Bewegungen verdienen und durch ihre Trades Volatilität erzeugen, verantwortlich. Dieses Auf und Ab eignet sich für einen „normalen“Anleger nicht dazu, durch ständiges Kaufen und Verkaufen Geld zu verdienen. Schwankungen bieten allerdings gerade für Investoren, welche über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen, sehr gute Gelegenheiten, die strategischen Quoten der Asset Klassen-Aufteilung im Depot „atmen“ zu lassen. Also bei Übertreibungen nach oben einmal Gewinne mitzunehmen und Einbrüche der Märkte zu nutzen, um Positionen aufzustocken.
Gibt es für das restliche Jahr oder das kommende Jahr Anlagethemen, die Sie spannend finden oder wo sich vielleicht Übergewichtungen anbieten könnten?
Zwar sehen wir in den geopolitischen Risiken vor allem im Nahen Osten eine gewisse Gefahr. Die Rezessionssorgen hinsichtlich der US-Wirtschaft, die maßgeblich zu den fallenden Notierungen der letzten Wochen beigetragen haben, scheinen uns jedoch überzogen. Wir sind dementsprechend positiv gestimmt für die Aktienmärkte und haben die Kursrückgänge genutzt, um Absicherungspositionen aufzulösen und Käufe zu tätigen. Uns gefallen Technologie- aber auch Pharma-Titel und vereinzelt Werte aus dem Segment Luxus/Konsum. Im Rentenbereich setzen wir auf Corporate Bonds, also auf Anleihen von Unternehmen guter Qualität, die bei noch überschaubarem Risiko gegenüber bspw. deutschen Staatsanleihen einen Renditevorteil bieten.
Und wenn wir schon die nähere Zukunft ansprechen: Was sollten Anleger in Bezug auf die Wahl in den USA beachten?
Sollte Donald Trump die Wahl gewinnen, dürfte dies bei weitem nicht die Volatilität auslösen, die wir bei seinem letzten Einzug ins Weiße Haus erlebt haben. Viele wurden damals auf dem falschen Fuß erwischt und haben mit einem deutlichen Sieg Hillary Clintons gerechnet. Allerdings dürfte Kamala Harris als Präsidentin etwas berechenbarer sein als Donald Trump, der durch sein impulsives, sprunghaftes Verhalten die Kurse schon während seiner ersten Amtszeit zum Teil deutlich durcheinandergewirbelt hat. Diese Volatilität würde aber auch Chancen mit sich bringen.