Sophia Wurm (State Street): Deshalb sind US-Nebenwerte jetzt so interessant
Kleinere Unternehmen sind oftmals agiler. Sophia Wurm, Vizepräsidentin SPDR ETFs bei State Street Global Advisors, sieht US-Nebenwerte ganz vorne.
Wie aussichtsreich sind derzeit US-Nebenwerte?
US-Nebenwerte erfreuen sich bei institutionellen Anlegern im Moment großer Beliebtheit. Sie sind eine gute Ergänzung zu bereits bestehenden Positionen in US-Standardwerten und haben in ihrer Entwicklung noch Nachholbedarf. Dies gilt sowohl für die mittelgroßen Unternehmen aus dem S&P 400 als auch bei den Small Caps aus dem Russell 2000. Aufgrund der profitabilitätskriterien präferieren wir aktuell den S&P 400.
Welche Fakten sprechen derzeit für amerikanische Small Caps?
US-Nebenwerte weisen historisch eine enge Korrelation zur US-Wirtschaft aus. Da sich die US-Wirtschaft deutlich besser entwickelt als die Mehrzahl der anderen entwickelten Staaten sehen wir – nach der Rallye der Standardwerte in den Vormonaten – nun Potenzial für die Nebenwerte.
Weshalb weisen US-Nebenwerte eine besonders hohe Korrelation zur US-Wirtschaft auf?
US-Nebenwerte erwirtschaften einen sehr hohen Anteil ihrer Umsätze im amerikanischen Binnenmarkt. Gleichzeitig ist die Branchenverteilung im Bereich der US-Nebenwerte sehr viel zyklischer als bei den großen Standardwerten. Brachen wie Industrie, Finanzen und zyklischer Konsum sind bei den Nebenwerten stark vertreten. Diese beiden Faktoren lassen die US Nebenwerte sehr stark an der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft profitieren.
Lässt sich dieses Phänomen auch auf Deutschland übertragen?
Auch in Deutschland erwirtschaftet die börsennotierte „zweite“ Reihe, die wir im MDax und / oder dem TecDax finden einen höheren Anteil ihrer Umsätze im Inland als es die Dax-Titel tun. Auch der MDax hat einen sehr hohen Anteil an Industrieunternehmen, die stark von der deutschen Wirtschaft abhängen. Allerdings ist das makroökonomische Umfeld in Deutschland aktuell deutlich schlechter als in den USA.
Was halten Sie gegenwärtig von deutschen Nebenwerten?
Vor dem Hintergrund des schwachen Wirtschaftswachstums in Deutschland und der Eurozone präferieren wir in Europa aktuell dividendenstarke Unternehmen, welche Ihre Dividendenzahlungen bereits über viele Jahre hinweg stabil halten oder steigern konnten. Nebenwerte könnten in einem Umfeld fallender Zinsen und einem verbesserten wirtschaftlichen Umfeld wieder interessant werden.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Aktien sollten die Hauptrolle spielen, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer. Besonders interessant seien US-Nebenwerte.