Markus Weis (State Street): "Wir befürworten US-Nebenwerte"
US-Nebenwerte sind aktuell ein spannendes Investment, wie Markus Weis (Leiter SPDR ETFs Deutschland und Österreich) meint.
Sie beschäftigen sich derzeit stark mit US-Aktien und der Politik in den Vereinigten Staaten. Wie könnte sich die Politik unter Trump auf den dortigen Aktienmarkt auswirken?
Wir gehen davon aus, dass die Fiskalpolitik der neuen republikanischen Regierung unter Trump der US-Wirtschaft relativ gesehen zugutekommen dürfte. Die Stärke der US-Wirtschaft, die Erwartungen an die Politik von Trump und ein etwas besseres Inflationsumfeld haben sowohl dem S&P MidCap 400 als auch den Russell 2000 Index schon zu Beginn des Jahres moderate Gewinne beschert.
Besonders aussichtsreich sehen Sie Investments in US-Nebenwerte. Wieso könnten diese unter Trump besonders profitieren?
Wir bleiben positiv gegenüber Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen eingestellt, da die Bewertungen, die Ausrichtung auf den Heimatmarkt und die höhere Zyklizität im neuen Marktumfeld eindeutig Rückenwind bieten. Dennoch gibt es Risiken, die es zu beobachten gilt. Dazu gehören die Inflation, geopolitische Herausforderungen und die Zollpolitik, die die Stimmung der Anleger trüben könnten. Unter dem Strich befürworten wir aber weiterhin Engagements in US-amerikanische Small- und Mid-Caps, da diese eher inländisch und zyklisch sind und von der wirtschaftlichen Stärke der USA sowie der allmählichen Lockerung der Geldpolitik profitieren könnten.
Wie sieht es in Sachen Bewertungen aus, wenn man US-Large- und US-Small-Caps vergleicht?
Nachdem Small- und Mid-Cap-Unternehmen über Jahre hinter den US-Großunternehmen zurückgeblieben waren, gewinnen die Aktien dieser Segmente nun wieder an Boden und bieten attraktive Bewertungen im Vergleich zu Large-Caps. Grundsätzlich sollten Small-Caps aufgrund ihres eher inländischen Profils auch weniger empfindlich auf Zölle reagieren als Large-Caps.
Übrigens: Zwei Standard-ETFs tragen jetzt einen neuen Namen: Aus dem SPDR MSCI ACWI UCITS ETF wurde der SPDR MSCI All Country World UCITS ETF. Der SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF heißt nun SPDR MSCI All Country World Investable Market UCITS ETF.
Ein weiterer Aspekt, der für Nebenwerte spricht, ist das tendenziell sinkende Zinsniveau. Was ist da dran?
Kleinere Unternehmen sind häufiger mit variabel-verzinstem Fremdkapital ausgestattet, was deren Zinselastizität erhöht. Sollten die Zinsen also weiter fallen, würde dies zu einer stärkeren Kostenreduktion führen als bei Large-Caps. Die Zinslast würde sinken und folglich sollten die Gewinne bei Small-Caps stärker ansteigen.
Fallende Zinsen sind auch in Europa ein Thema. Sind europäische Nebenwerte angesichts dessen auch einen Blick wert?
Absolut. Auch in Europa sehen wir sowohl auf der Bewertungsseite attraktiveres Potential für Small-Caps als auch bei der Kostenentwicklung durch weiter fallende Zinsen. Die gesamtwirtschaftliche Situation und das erwartete Wachstum sind aber in den USA attraktiver.
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Kommen wir noch einmal zu Trump zurück. In welchen Bereichen schlummern für ETF-Anleger weitere Potentiale?
Der Russell 2000 beispielsweise bietet Zugang zu US-Small Caps und steht daher weiterhin ganz oben auf der Risiko-Rendite-Leiter. Neben zyklischen Sektoren besteht ein erhebliches Engagement in der Biotech- und Softwarebranche, die von den von der neuen Trump-Regierung unterstützten KI-Entwicklungen profitieren würde. Eine Wiederbelebung der M&A-Aktivitäten, die ein wahrscheinliches Ergebnis von Trumps Deregulierungsplänen ist, würde diesen Segmenten weiteren Auftrieb verleihen.
Der S&P MidCap 400 Index setzt sich hingegen aus traditionelleren Sektoren zusammen. Die Industrie, der größte Sektor, würde von dem Infrastruktur- und Beschäftigungsgesetz, dem CHIPS- und Wissenschaftsgesetz sowie dem Inflationsbekämpfungsgesetz profitieren. Letzteres könnte unter der Trump-Administration verwässert werden. Allerdings werden die Fiskalprogramme von beiden Parteien auf staatlicher Ebene unterstützt, so dass sich die Kürzungen in Grenzen halten dürften und die Auswirkungen durch den Anstieg der inländischen Investitionen in KI und Rechenzentren mehr als ausgeglichen werden könnten.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Aktien sollten die Hauptrolle spielen, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer. Besonders interessant seien US-Nebenwerte.