10. Juni 2017
Uwe Zimmer

Rohstoffe: Das Öl und die Allianzen

Ein niedriger Ölpreis macht den Produzenten zu schaffen. Seit Monaten versuchen einige entgegenzuhalten, drosseln die Förderung oder reden den Preis hoch. Vergeblich bislang und für die nähere Zukunft. Interessant nur, welche Allianzen sich bilden – und wer eigentlich fehlt.

Saudi-Arabien und Russland haben gerade angekündigt, ihre Fördermenge länger niedrig halten zu wollen als geplant. Denn bislang habe die Aktion nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, nämlich die Ölreserven in den Abnehmerstaaten so weit zu reduzieren, dass deutlich höhere Preise durchsetzbar wären. Russland und Saudi-Arabien, eine interessante Allianz. Ein Powerpaar, das der OPEC Konkurrenz machen sollte. Gescheitert an der Realität des Ölbusiness.

Denn während solch wirtschaftslogisches Denken durchaus seinen Reiz hat, bleibt es doch theoretisch, solange nicht alle mitmachen. Oder zumindest die meisten. Oder wenigstens mal die wichtigsten. Und zu diesen wichtigsten zählen nun mal die USA und Venezuela genauso wie die Golfstaaten. Hier wie dort aber ist nicht erkennbar, dass sie sich ins eigene Fleisch schneiden wollen und die Förderung kürzen.

Das wäre ja unlogisch, denn solange die Saudis und die Russen weniger produzieren können die anderen mehr verkaufen. Denn die Nachfrage ist da, die Wirtschaft läuft weltweit recht rund, Öl wird gebraucht. Also schließen die anderen Produzenten die Lücke – und freuen sich erst einmal.

Dabei ist klar, dass vor allem die wieder neu auf den Markt drängenden Länder Iran und Irak wenig Interesse an gemeinsamen Aktionen haben. Sie wollen überhaupt den Fuß in die Tür bekommen und als verlässliche Anbieter wahrgenommen werden. Weniger zu liefern wäre da kontraproduktiv. Dann Venezuela: gebeutelt von Unruhen und Wirtschaftskrise wird sichtbar, wie wenig reiner Ölreichtum nutzt, wenn das schwarze Gold nicht sinnvoll gefördert, transportiert und aufbereitet werden kann – und wenn eine ideologische Staatsführung den Wohlstand zum Fenster hinauswirft.

Und da wären wir bei Donald Trump. Der Chef im Weißen Haus hilft der heimischen Ölindustrie, wo er kann. Mehr noch, als der Ölbaron Bush es je tat. Das führt dazu, dass die USA mehr Öl fördern als je und das zu Preisen, die für eine effizient arbeitende Industrie wie die der USA vertretbar, für andere aber blanker Wahnsinn sind und zumindest keine Investitionen zulassen.

Trotzdem sehen wir hier eine Achse heranwachsen, die so kaum zu erwarten war: Die USA Seite an Seite mit Venezuela, Russland und Saudi-Arabien. In Venezuela wird es die blanke Not sein, die die Regierung aus dem Amt fegt und das Land mit seiner Ölindustrie in die Arme der USA. Das zumindest wäre ein logischer Schritt, den Trump angesichts seiner vielen Drehungen und Wendungen auch bestimmt mitgehen würde. Russland wäre eine Alternative, aber auch hierhin unterhält die US-Regierung ja gute Kontakte. Und Saudi-Arabien gesellt sich jedem zu, der es ihm ermöglicht, sein anachronistisches Regime aufrechtzuerhalten und gleichzeitig einen Umbau der Wirtschaft weg vom Öl voranzutreiben. Irgendwann könnte statt OPEC also eine RUSAV den Ölpreis bestimmen. Und die hätte dann auch wirklichen Einfluss.

Über den Autor

Uwe Zimmer ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der z-invest GmbH in Köln.