Grenzmärkte: Der Bullenmarkt, den noch fast niemand kennt
Während viele auf den MSCI World oder den Dax schauen, sind bei den Grenzmärkten (Frontier Markets) heimlich die Bullen los. Wie kann man darin investieren?
Alle reden derzeit von der Rekordjagd beim Dax, doch ein hierzulande wesentlich unbekannterer Index schoss klamm heimlich nach oben. So ist der MSCI Frontier Markets Index in zwei Jahren um rund 36 Prozent gestiegen. Doch was sind Frontier Markets? Gemeint sind sogenannte Grenzmärkte, die in der Hierarchie unterhalb der Schwellenländer rangieren. Die wichtigsten Staaten sind Vietnam, Marokko und Rumänien.
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Gründe für Grenzmärkte
Neben der zuletzt starken Kursentwicklung tummeln sich etliche eifrige Dividendenzahler im Frontier-Markets-Index. Dieser lebt stark von starken Dividendenzahlern. So klaffen Preis- (ohne Dividenden) und Performanceindex (mit Dividenden) deutlich auseinander. „Der wachsende Abstand zwischen den beiden Index-Varianten zeigt, wie wichtig Dividenden für die Gesamtrendite sind. Der MSCI Frontier Markets Index bietet derzeit eine Dividendenrendite von sechs Prozent – die höchste aller regionalen Aktienindizes“, sagt James Johnstone, Co-Head Emerging und Frontier Markets bei Redwheel. Dieser hohe Wert zeige, wie günstig die Frontier-Märkte derzeit seien. „Viele von ihnen bieten eine Dividendenrendite, die sogar das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) übersteigt. Dies ist ein seltenes Phänomen an den Aktienmärkten und deutet auf ungewöhnlich günstige Bewertungen hin“, so Johnstone.
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Ein weiterer Aspekt ist die historisch niedrige Bewertung. Trotz steigender Gewinne und stabiler Eigenkapitalrenditen sind Frontier-Aktien im Schnitt mit dem Neunfachen der erwarteten Gewinne bewertet – so günstig wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr, damals allerdings bei viel schlechteren Fundamentaldaten. Dazu gesellt sich Rückenwind von der Währungsseite. „Die Währungen der Frontier-Märkte erreichten ihren Tiefpunkt im Jahr 2024 und erholen sich seit 2025 wieder“, erklärt Johnstone, der außerdem auf Strukturreformen verweist. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese Reformen ist Argentinien unter Präsident Javier Milei. „Seit seinem Tiefpunkt im März 2020 hat sich der MSCI Argentina Index bis Ende Mai 2025 mehr als verneunfacht. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 60,3 Prozent“, berichtet Johnstone.
Grenzmärkte sind darüber hinaus Rohstofflieferanten, neue Werkbänke der Welt und profitieren vom Tourismusboom. Gleichzeitig korrelieren ihre Märkte nur wenig mit den großen Indizes, was deinem Portfolio echte Diversifizierung und neue Wachstumsquellen bieten kann.
Frontier-Märkte bieten aktuell eine Kombination aus starker Performance, günstiger Bewertung, hohen Dividenden und strukturellem Aufholpotenzial. Wer langfristig denkt und Diversifikation sucht, kann eine kleine Position aufbauen. Nachfolgend ein Investitionsbeispiel:
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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