Die Rekordjagd des Dax: Jetzt verstärkt auf Deutschland setzen?
Der Dax jagt von Rekord zu Rekord – und viele fragen sich: Soll ich jetzt nach einer Verbesserung der Konjunktur deutlich mehr auf deutsche Aktien setzen?
19,4 Prozent Plus im ersten Halbjahr 2025 und rund 30 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten – damit lässt der Dax nicht nur den S&P 500 (gut 5 %) und den Euro Stoxx 50 (rund 8 %) alt aussehen. „Im internationalen Wettbewerb um den attraktivsten Aktienmarkt liegt der deutsche in diesem Jahr weit vorne“, sagt Jan Viebig, Chief Investment Officer bei ODDO BHF. Und das alles trotz einer immer noch wachstumsschwachen deutschen Wirtschaft, die laut Regierung bestenfalls stagniert. Doch die Aussichten hellen sich leicht auf. Experten rechnen im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum um etwa einem Prozent. Das ist immer noch nicht die Welt, aber nach drei Rezessionsjahren ein Hoffnungsschimmer.
Der Dax ist in der Welt zuhause
Viele Dax-Konzerne sind global breit aufgestellt und verdienen den Großteil ihrer Umsätze im Ausland. Daher bedeutet eine schwache deutsche Wirtschaft nicht automatisch einen schwachen Dax. Doch mittlerweile gesellt sich noch leichter Rückenwind aus dem Inland dazu. Hierbei sind neue Hoffnungstreiber wie das große Infrastruktur- und Rüstungsprogramm sowie angekündigte Strukturreformen und Entbürokratisierung zu nennen. Viebig rechnet mit einem Stimmungsumschwung, der auch die Unternehmensgewinne ankurbeln könnte. Für 2026 liegt die aktuelle Gewinnwachstumsprognose im Dax laut Bloomberg bei rund 15 Prozent – kein schlechter Ausblick für dich als langfristiger Anleger. „Ein großer Teil der Hoffnungen für den hiesigen Aktienmarkt liegt auf dem Infrastruktur- und Rüstungsprogramm, das die schwarz-rote Bundesregierung beschlossen hat und das allmählich konkretere Formen annimmt“, sagt Viebig.
Deutschland treibt Europa an
Lange galt Deutschland als die Zuglokomotive Europas. Zumindest an der Börse ist an diesem Ausspruch wieder etwas dran. „Ein wesentlicher Treiber für die Outperformance europäischer Aktien im laufenden Jahr ist die Reaktion Deutschlands auf die geopolitischen Spannungen, speziell die Entscheidung für konjunkturbelebende Maßnahmen, da man erkannt hat, dass das exportorientierte Wirtschaftsmodell angepasst werden muss und mehr Eigenständigkeit erforderlich ist“, sagt Ben Leyland, Senior Fund Manager des JOHCM Global Opportunities Fund bei J O Hambro.
Tipp: Hier gelangst du zum kompletten Interview mit Ben Leyland, Senior Fund Manager des JOHCM Global Opportunities Fund bei J O Hambro, über den europäischen Aktienmarkt. |
Und hier lohnt sich der Blick über die deutschen Landesgrenzen hinaus. „Der MSCI Europe notierte im Dezember mit einem Abschlag von über 40 Prozent gegenüber dem MSCI USA. Diese Lücke hat sich teilweise geschlossen, beträgt aber weiterhin 30 Prozent bzw. nach Bereinigung um Unterschiede in der Indexzusammensetzung rund 20 Prozent. Wir halten dies nach wie vor für zu groß und glauben, dass sie die zu erwartende Beschleunigung des Gewinnwachstums nicht widerspiegelt“, so Leyland. Mit anderen Worten: Deutsche und europäische Aktien sind derzeit immer noch relativ günstig.
Mid Caps: Die Hidden Champions unter dem Radar
Besonders spannend bleibt der Blick unterhalb der großen Blue Chips. „Gerade der deutsche Aktienmarkt bietet attraktiv bewertete Unternehmen, die in einer kleinen Nische hochspezialisierte Produkte herstellen und die nur sie allein in bester Qualität herstellen können. Durch ihre starke Marktstellung, die ihnen ihr Know-how verleiht, leiden sie weniger unter Preiswettbewerb, Handelsbeschränkungen und der ungewissen Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten“, meint Viebig.
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Fazit: Übertreibe es nicht mit Dax und Co.
Der Dax ist stark gelaufen. Der Dax hat gezeigt, dass er trotz einer schwachen Binnenkonjunktur steigen kann. Dann kann es doch kein Halten mehr geben, wenn wie jetzt die Wirtschaftsleistung Deutschlands wieder nach oben zeigt. Doch Vorsicht: So leicht ist es an der Börse nicht. Halte deinem globalen ETF-Portfolio die Treue. Den Home Bias, also übertriebene Heimattreue bei der Geldanlage – zählt zu den üblichen Fehler bei der Geldanlage. Kenne die 5 häufigsten Anlegerfehler.
Und wenn du unbedingt eine deutsche Position aufbauen willst, halte dich an breite ETFs und übertreibe es nicht. Eine wesentlich breitere Abdeckung als über ein Dax-Produkt erhältst du über den Vanguard Germany All Cap UCITS ETF (WKN: A2JF6S).