Jetzt via Rohöl-ETCs auf einen steigenden Ölpreis wetten?
An den Ölmärkten sind derzeit sowohl die Stimmung als auch die Preise im Keller. Dies stellt möglicherweise einen guten Zeitpunkt dar, um via Rohöl-ETCs auf einen steigenden Ölpreis zu wetten.
Unter den internationalen Ölhändlern bzw. -spekulanten herrscht derzeit ein hohes Maß an Nervosität und Verunsicherung. Dies bringt vor allem der wöchentlich erscheinende Commitments-of-Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zum Ausdruck. Unter den großen Terminspekulanten (Non-Commercials) war seit Ende September bei WTI-Futures ein stark nachlassender Optimismus auszumachen, schließlich hat sich deren Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) seither von über 350.000 auf weniger als 169.000 Kontrakte mehr als halbiert. Zur Erinnerung: Ende Juni lag dieser Optimismus-Indikator bei lediglich 138.000 Futures.
Förderkürzung bei Rohöl
Als besonders bemerkenswert kann man den Umstand werten, dass die kürzlich beschlossenen zusätzlichen Förderkürzungen der OPEC+-Staaten in Höhe von 900.000 Barrel pro Tag lediglich zu einer temporären Erholung des Ölpreises geführt haben. Damit wird dem globalen Angebot im kommenden Quartal insgesamt eine Ölmenge von 2,2 Millionen Barrel vorenthalten. Losgelöst davon rechnen dennoch viele Analysten bei Öl weiterhin mit einem anhaltenden Überangebot. Für das Ausbleiben des von den Förderländer erhofften und den Verbraucherländer befürchteten Rebound waren zwei Faktoren hauptverantwortlich.
Tipp: Hier findest du eine Auflistung von Öl-ETCs. Nachfolgend erklären wir dir im Podcast, was es mit ETCs auf sich hat.
Erstens: In den USA, Brasilien und Guayana sind derzeit hohe Förderzuwächse zu verzeichnen. Zweitens: Die anhaltende Schwächephase der chinesischen Wirtschaft und die sich eintrübende Perspektiven der US-Wirtschaft führen zu verstärkten Sorgen hinsichtlich der künftigen Ölnachfrage.
Was derzeit für eine technische Erholung spricht
Ob die negativen Nachrichten beim Ölpreis bereits vollständig eingepreist sind, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Was derzeit tendenziell ignoriert wird, sind die nach wie vor existierenden geopolitischen Risiken. Im Roten Meer werden von Huthi-Terroristen Tanker angegriffen und beim „Pulverfass Naher Osten“ kann sich die Lage ebenfalls relativ schnell eintrüben. Seit Kurzem scheint auch Venezuela dem Beispiel Russlands und Chinas zu folgen und bedroht sein Nachbarland Guayana, wo in der Vergangenheit große Ölvorkommen entdeckt wurden. Ob in einem solch toxischen politischen Umfeld die USA ihre Sanktionen gegen den venezolanischen Machthaber Maduro lockern werden, darf daher bezweifelt werden.
Rohöl als Investment
Aus charttechnischer Sicht gibt es derzeit Licht und Schatten zu vermelden. Während das vor wenigen Wochen erfolgte Unterschreiten der langfristigen 200-Tage-Linie als Verkaufssignal interpretiert wird, zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index derzeit eine überverkaufte Lage an. Außerdem bewegt sich sowohl die US-Sorte WTI als auch die Nordseemarke Brent knapp oberhalb einer massiven Unterstützungszone. Sollte sie erfolgreich verteidigt werden, könnte es mit dem fossilen Energieträger relativ schnell wieder bergauf gehen. Damit dieses Szenario eintritt, darf es allerdings nicht zu einer tiefen Rezession kommen.
Fazit: Mit Blick auf Rohöl-ETCs hat Wisdom Tree zwei Papiere mit besonders hoher Marktkapitalisierung im Angebot – den WisdomTree Brent Crude Oil (WKN: A1N49M) und den WisdomTree WTI Crude Oil (WKN: A0KRKU). Ihre jährlichen Gebühren (TER) belaufen sich auf jeweils 0,49 Prozent p.a. Im Gegensatz zu Aktien-ETFs sollten Rohölspekulationen nicht als langfristiges Investment, sondern eher als kurzfristige Tradingchance begriffen werden. Weil beim Ölpreis in den vergangenen Jahren eine starke Achterbahnfahrt zu entsprechend hohen Volatilitäten geführt hat, sollte auf das Setzen von Stopp-Loss-Marken auf keinen Fall verzichtet werden. Diese sollten greifen, sobald die jeweilige Unterstützungszone signifikant verletzt wird.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.