Ölaktien-ETFs versus Rohöl-ETCs – was macht mehr Sinn?
Rohöl gilt nach wie vor als wichtigster Rohstoff der Welt. Anleger fragen sich: Sind Ölaktien-ETFs oder Rohöl-ETCs sinnvoller?
Erneuerbare Energien sind derzeit zwar dabei, ihm Marktanteile abzunehmen, dennoch verzeichnet der fossile Energieträger Jahr für Jahr eine steigende Nachfrage.
Ölaktien oder ETCs: Direkt oder indirekt in Rohöl investieren
Nur zur Info: Die Internationale Energieagentur taxiert die weltweite Ölnachfrage für das Jahr 2023 auf ungefähr 102 Millionen Barrel pro Tag, was mehr als 16 Milliarden Liter entspricht. Bei einem unterstellten Ölpreis von 80 Dollar pro Barrel beläuft sich somit das Handelsvolumen auf über acht Milliarden Dollar pro Tag bzw. fast 3.000 Milliarden Dollar pro Jahr. Wie bei jedem Investment können sich auf den Ölpreis sowohl fundamentale als auch charttechnische Faktoren stark auswirken.
Da direkte Ölinvestments in der Regel über Futures auf die US-Sorte WTI oder die Nordseemarke Brent realisiert werden, sollten sich Privatanleger über die daraus resultierenden Besonderheiten und Risiken bewusst sein. Wussten Sie zum Beispiel, dass im April 2020 die US-Sorte WTI aufgrund des corona-bedingten Nachfrageeinbruchs in Kombination mit fehlenden Lagerkapazitäten erstmals in seiner Geschichte in den negativen Bereich abgerutscht war? Außerdem entsteht bei future-basierten Investments stets das Risiko, dass im Falle einer Contango-Terminkurve (längerlaufende Futures teurer als Kurzläufer) durch das notwendige Rollen der Kontrakte mehr oder weniger große Verluste vorprogrammiert sind.
Wichtig zu wissen: Der Kauf von Rohöl-ETCs ist aus folgenden Gründen als riskanter anzusehen als der Kauf eines Ölaktien-ETFs:
Kein Diversifikationseffekt
Doppeltes Kontrahentenrisiko (Emittent und Terminbörse)
Höhere Kursschwankungsintensität (Volatilität)
Höhere max. Drawdowns
Anleger, die dennoch via ETC ein Ölinvestment wagen möchten, bieten sich der WisdomTree WTI Crude Oil (WKN: A0KRKU) oder der WisdomTree Brent Crude Oil (WKN: A1N49M), die beide über einen hohen Marktwert und eine hohe Liquidität verfügen. Die Variante auf Brent-Rohöl kann mit Blick auf die Risikokennzahlen Volatilität und max. Drawdowns jedoch als weniger riskant eingestuft werden. Beide bewegen sich mit Blick auf die Gebühren mit 0,49 Prozent p.a. (TER) im Mittelfeld.
Breit gestreut in globale Ölaktien investieren
Für Anleger, die lieber in diversifizierter Form in internationale Ölaktien investieren möchten, bietet sich der Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF (WKN: A113FF) als interessante Investmentalternative an. Dessen Basisindex setzt sich aus 57 Unternehmen mit hoher und mittlerer Kapitalisierung aus Industrieländern zusammen, die nach GICS (Global Industry Classification Standard) dem Energiesektor zugeordnet werden. Mehr als 70 Prozent der Indexmitglieder stammen aus Nordamerika (USA und Kanada) und ebenfalls mehr als 70 Prozent der Aktien sind als integrierte Öl- und Gasunternehmen anzusehen bzw. beschäftigen sich hauptsächlich mit der Förderung bzw. Produktion von Öl und Gas.
Der ETF bildet den Index in physischer Form nach und gilt mit einer Marktkapitalisierung von 1,28 Milliarden Euro als Platzhirsch unter den ETFs dieses Genres (Energie). Als weiterer Vorteil ist das attraktive Gebührenmodell anzusehen, schließlich kann man jährliche Gebühren (TER) in Höhe von 0,25 Prozent als ausgesprochen günstig einstufen. Für den ETF spricht auch der Umstand, dass Dividenden reinvestiert werden – ein Vorteil der bei Rohstoff-ETCs entfällt.
Tipp: Neben ETFs kommen auch ETCs in Frage. Hier findest du sämtliche Öl-ETCs.
Fazit: Die beim Xtrackers MSCI World Energy UCIT- ETF auf Basis eines dreijährigen bzw. fünfjährigen Zeitraums erzielten annualisierten Renditen in Höhe von 31,6 Prozent bzw. 9,0 Prozent zeigen auf, dass Investoren ein robustes Nervenkostüm benötigen. Noch höhere Renditechancen bot mit 39,0 Prozent (drei Jahre) bzw. 13,9 Prozent p.a. übrigens der WisdomTree Brent Crude Oil-ETC, welcher allerdings eine deutlich höhere Risikobereitschaft erfordert. Ob die erzielt Mehrrendite dies rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
An den Ölmärkten sind derzeit sowohl die Stimmung als auch die Preise im Keller. Dies stellt möglicherweise einen guten Zeitpunkt für einen Rohöl-ETC dar.
Im vergangenen Jahr konnten Anleger mit Rohöl-ETCs hohe Renditen im zweistelligen Prozentbereich erzielen, während an den Aktienmärkten mitunter hohe Verluste zu Buche schlugen. Diese Outperformance hatte mehrere Ursachen.
Seit Monaten erzielen Rohöl-ETCs eine signifikante Outperformance gegenüber dem Ölpreis. Dies liegt vor allem an der angespannten Versorgungslage und einer besonderen Situation an den Terminmärkten.