ETF mit Derivate-Strategie auf den S&P-500 – riskant oder interessant?
Rekordverdächtige Indizes in Europa und den USA sowie purzelnde Aktienkurse in China sorgen für ein hohes Maß an Verunsicherung. Was ist von Derivate-Strategien zu halten?
Irgendwie hat man den Eindruck, dass an den internationalen Aktienmärkten wieder einmal irgendetwas nicht stimmt. In solchen Zeiten wollen wir uns ansehen, die Derivate-Strategie sinnvoll sein kann.
Derivate: Verlustbegrenzung durch Put-Optionen
Vor diesem Hintergrund könnten ETFs mit eingebauten Derivate-Strategien eine Alternative darstellen – natürlich nur, wenn die angepriesenen Strategien auch funktionieren. Ein interessantes Konzept bietet der hierzulande wenig bekannte ETF-Anbieter Global X an. Vor fast einem Jahr brachte das Unternehmen den Global X S&P 500 Quarterly Buffer UCITS ETF (WKN: A3D4V7) auf den Markt und verspricht mit ihm das Abbilden einer interessanten Derivate-Strategie.
Durch den Einsatz von Put-Optionen sollen nämlich die potenziellen Verluste auf ungefähr fünf Prozent limitiert werden. „Bezahlt“ wird dieser Vorteil durch den Verzicht auf das bei herkömmlichen Aktien- oder Indexinvestments normalerweise übliche unbegrenzte Gewinnpotenzial. Diese sogenannte Buffer-Strategie begrenzt die Gewinnmöglichkeit auf 15 Prozent und wird quartalsweise zurückgesetzt. Laut Anbieter soll dies dazu führen, dass sich der ETF in den meisten Marktszenarien weniger volatil und mit Blick auf die Performance besser entwickelt als der S&P-500-Index. Lediglich im Falle einer starken US-Aktienmarkt-Rally wäre dies nicht der Fall. Und dies war genau in den vergangenen Monaten der Fall, schließlich hat sich der Blue-Chip-Index allein in den vergangenen drei Monaten um mehr als 13 Prozent verteuert.
Demnächst weist der ETF eine Historie von zwölf Monaten aus und man kann eine erste Bilanz ziehen. Derzeit bietet sich lediglich ein Perfomancevergleich (Stand: 7. Februar 2024) hinsichtlich der vergangenen drei bzw. sechs Monate an. Auf Dreimonatssicht entwickelte sich der Index um fast neun Prozentpunkte besser, während sich der Vorteil auf Sechsmonatssicht auf 1,3 Prozentpunkte reduziert hat.
Derivate-Strategie: Welche Risiken existieren bei diesem ETF?
Gemäß der Konstruktion bietet sich der Global X S&P 500 Quarterly Buffer UCITS ETF in erster Linie für vorsichtige Anleger an, die beim S&P-500 mit einer moderaten Aufwärtsbewegung rechnen und sich zugleich aber vor leichten Indexverlusten schützen möchten. Im Falle eines Crash würden beim ETF die Verluste etwas geringer als beim Index ausfallen. Apropos Crash, sollten die globalen Finanzsysteme (Banken, Terminbörsen usw.) nicht korrekt funktionieren, birgt der ETF auch ein systemisches Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko. Grund: Bedingt durch die synthetische Replikation und die Nutzung von Put-Optionen müssen die Finanzmärkte möglichst reibungslos funktionieren, damit der ETF-Anleger auch das bekommt, was der Emittent verspricht.
Aufgrund der wenig aussagekräftigen Historie lässt sich natürlich noch nicht sagen, ob die Strategie auf lange Sicht aufgehen wird. Grundsätzlich kann man die bisherige Entwicklung durchaus als Erfolg werten, schließlich verteuerte sich der ETF seit der Emission um über 16 Prozent p.a. Außerdem verbuchte der ETF für 2023 eine Wertsteigerung um 10,2 Prozent und verbuchte in diesem Jahr ein Plus von immerhin 4,8 Prozent.
Seit seiner Markteinführung kletterte die Marktkapitalisierung des ETF auf über 90 Millionen Euro. Die jährliche Managementgebühr (TER) in Höhe von 0,5 Prozent kann man aufgrund der relativ komplexen Struktur als angemessen betrachten. Aktuell setzt sich das Wertpapier aus einem Korb zusammen, bestehend aus 67 Positionen (darunter 65 Aktienpositionen). Es soll bei geringerer Volatilität (Risiko) eine ähnliche Renditechance wie der S&P-500 bieten. In einigen Wochen können Anleger auf extraetf.com Daten zur Volatilität und zum max. Drawdown abrufen und diese dann mit den entsprechenden Risikokennzahlen des S&P-500 vergleichen.
Fazit: Für defensive Investoren ermöglicht der Global X S&P 500 Quarterly Buffer UCITS ETF eine interessante Anlagestrategie. Auf die Watchlist kann man das Papier auf jeden Fall setzen und beobachten, wie es sich in Zukunft im Falle einer Seitwärts- bzw. Aufwärtsbewegung entwickeln wird.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
An den US-amerikanischen Aktienmärkten führt kein Weg vorbei. Besonders sinnvoll erscheint eine breite Streuung mit einem nachhaltigen ETF auf den S&P 500.