Donald Trump ist wieder da: Das sind die wahrscheinlichsten Szenarien
Donald Trump ist frisch im Amt als US-Präsident. Diese beiden Szenarien halten Experten jetzt für besonders wahrscheinlich.
Seit 20. Januar ist Donald Trump der 47. US-Präsident. Auch wenn sich in den kommenden Monaten vieles aufklären wird, wohin die USA und der Rest der Welt steuern, fragen wir uns bereits heute: Was wird geschehen? „Im wahrscheinlichsten Szenario setzt Trump große Teile seiner Vorhaben um“, erklärt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Die Folgen wären höhere Inflation, steigende Zinsen und Druck auf die Aktienmärkte.“ Doch auch wenn Trump sich zurückhält, bleibe die Unsicherheit bestehen.
Wohin geht die Reise mit Trump?
Seit dem Wahlsieg Donald Trumps im November herrscht Ungewissheit an den Finanzmärkten. Denn bisher ist es ist noch unklar, welche seiner Pläne Trump am Ende umsetzen kann. Drei seiner wichtigsten Vorhaben sind die massenhafte Ausweisung illegaler Migranten, Steuersenkungen sowie die Anhebung von Importzöllen. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, Güter aus China mit einem Zoll von 60 Prozent zu belegen, für den Rest der Welt würden zehn bis 20 Prozent fällig. Diese Einnahmen sollen zumindest zum Teil die inländischen Steuersenkungen gegenfinanzieren.
Das wahrscheinlichste Szenario: Trump greift durch
Was wären die Folgen für Wirtschaft und Märkte? „Im ersten Szenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent setzt Trump seine Pläne weitgehend um“, sagt Gerlinger. Das führe zu einem Anstieg der Inflation, denn die Ausweisung der Migranten erhöhe den Druck auf den Arbeitsmarkt, die Zölle lassen die Güterpreise steigen. „In der Folge wird die US-Zentralbank Fed nicht nur ihren Zinssenkungspfad verlassen“, so Gerlinger. „Vielmehr ist eine neuerliche Zinswende nach oben zu befürchten.“
Die Renditen der Kurzläufer bleiben laut Gerlinger in diesem Szenario zunächst auf niedrigem Niveau, bevor sie wieder ansteigen. Mit den langfristigen Zinsen geht es einstweilen stärker bergauf in Richtung 5,5 bis sechs Prozent, bevor die Renditen dann wegen einer drohenden Rezession fallen. Die Zinsstrukturkurve werde erneut invers. In Europa könnte die Zentralbank zunächst weitere Zinssenkungen vornehmen, bevor auch sie auf die Bremse tritt und wieder im Gleichschritt mit der US-Fed handelt. „Die wachsende Zinsdifferenz lässt den Dollar steigen“, so Gerlinger. Langfristig allerdings führe die Trumpsche Politik zu einem Vertrauensverlust, der den Dollar schwäche. Auf Unternehmensseite lassen höhere Kosten die Gewinne nachhaltig schrumpfen, was die Aktienmärkte belastet. „Wir sehen ein Abschlagsrisiko von bis zu 20 Prozent“, sagt Gerlinger.
Das zweite Szenario: Gemäßigter Trump
Im zweiten Szenario (Wahrscheinlichkeit 40 Prozent) regiert Trump gemäßigt. In diesem Fall schwanke die Inflationsrate zwischen zwei und vier Prozent (zuletzt 2,9 Prozent). Die US-Notenbank Fed werde aufgrund einer starken Konjunktur die Zinsen nicht mehr senken. In der Folge verharren die Kurzläufer auf ihrem Niveau, die Renditen der Langläufer testen die fünf oder gar die 5,5 Prozent, das Auf und Ab der Renditen geht analog zum Jahr 2024 weiter. Auch an den Aktienmärkten nimmt die Schwankungsanfälligkeit zu. In Europa senkt die EZB die Zinsen weiter, um die Konjunktur zu stützen. Die größere Zinsdifferenz stärkt zunächst den Dollar. „Eine Restunsicherheit bleibt aber bestehen und ein Politikwechsel jederzeit möglich“, so Gerlinger.
Die US-Wirtschaft ist widerstandsfähig, aber Stagflation ist ein Risiko
Zu Beginn des Jahres 2024 befürchteten viele eine Rezession in den USA, die jedoch nicht eingetreten ist. Mit Blick auf das Jahr 2025 hält George Brown, Senior US Economist bei Schroders, fest: „Wir halten die Markterwartungen für die US-Wirtschaft weiterhin für zu pessimistisch. Der private Konsum ist in guter Verfassung. Da sich am Arbeitsmarkt eher eine Abkühlung als ein Zusammenbruch abzeichnet, dürften die Ausgaben der privaten Haushalte weiterhin das Wachstum antreiben. Die Zahlen für das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal 2024 wurden nach oben korrigiert, und das vierte Quartal scheint in Bezug auf das Wachstum recht solide gewesen zu sein.“
Das Schroders Economics Team prognostiziert für 2025 ein Wachstum des US-BIP von 2,5, das sich bis 2026 auf 2,7 Prozent beschleunigen dürfte. Damit würde die Inflation höher bleiben als bisher angenommen, und die Federal Reserve (Fed) würde die Zinsen 2025 erst einmal senken, bevor sie diese 2026 anhebt.