Tötet Trump Market-Timing endgültig?

Tötet Trump Market-Timing endgültig?

Market-Timing klappt fast nie – zumindest auf lange Sicht. Nach Ansicht der Experten von Moventum AM hat es spätestens seit Trump endgültig ausgedient.

Jüngst haben wir dir eine der ältesten Timing-Regeln vorgestellt, die aktuell wieder häufig bemüht wird. Wir ging daher der Frage nach, ob „Sell in May and go away“ 2025 erfolgreich sein könnte. „Wenn in früheren Dekaden eine solche Regel angesichts des Fehlens von Marktteilnehmern noch eine gewisse Rolle gespielt haben mag – heute ist das nicht länger der Fall“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM.

Market-Timing: Sell in May

Die Märkte seien effizienter, der Handel nicht mehr nur rund ums Jahr, sondern rund um die Uhr möglich, was solche Begründungen für saisonale Muster aushebele. „In den vergangenen zehn Jahren waren die Börsenergebnisse von Mai bis Oktober in 80 Prozent der Fälle positiv mit einer durchschnittlichen Rendite von fast fünf Prozent“, so Fischer. „Laut einer von Fidelity International durchgeführten Studie war der ‚Sell in May‘-Ansatz im Zeitraum zwischen 1986 und 2023 nur in 14 von 37 Jahren erfolgreich, während in den übrigen 23 Jahren jene Anleger, die am Markt blieben, höhere Renditen erzielten“, sagt Hans Selleslagh, Deutschland-Sprecher von Freedom24.

Tipp: In der Extra-ETF-Ausgabe 4/2025 gehen wir unter anderem auf die „Sell in May“-Regel ein. Wir zeigen dir die zehn goldenen Regeln der Geldanlage. Außerdem präsentieren wir dir den Aktiensparplan-Testbericht. Schau dir auch den Aktiensparplan-Vergleich an. Und hier geht es zum Shop für unser Heft. 

Damit haben wir die Mai-Regel durch. Wie sieht es mit anderen saisonalen Market-Timing-Strategien aus? „Egal ob es die Jahresendrallye ist, die Verfallstermine an den Terminbörsen, die Wiederanlage ausgeschütteter Erträge nach dem Jahreswechsel und welche Idee auch immer. Die Märkte preisen dies mittlerweile alles ein, nehmen also die Effekte vorweg und glätten sie so, dass sie kaum noch sichtbar sind“, erklärt Fischer.

Tipp: Erfahre, wie sich die Zollpause auf Schwellenländer auswirkt.

An Market-Timing-Regeln ist kaum noch etwas dran

Die Betonung liegt nun auf dem Wort „kaum“. Denn saisonale Regeln haben sich eingeprägt und sei es nur durch die Mechanismen der Behavioral Finance, der Börsenpsychologie. „Und vielleicht sogar durch die ein oder andere Nachfragespitze zu bestimmten Zeitpunkten. Doch damit ist es in den Zeiten von Trump 2.0 vorbei. Börsenregeln, auch zeitbezogene, brauchen eine gewisse Konstanz, um zu wirken“, meint Fischer. Doch angesichts der schnellen Abfolge sich bestenfalls ergänzender, oft aber sich ausschließender und ersetzender Ideen dieses US-Präsidenten sei eine solche Konstanz nicht mehr gegeben. Timing ist nach Ansicht Fischers tot.

Market-Timing-Strategien sind überflüssig geworden

Die aktuellen Entwicklungen lassen also kaum noch Luft für Timing-Überlegungen. „Damit befindet sich die Weltwirtschaft in einem anhaltenden neuen Regime Handelskonflikt 2.0 mit der Folge einer deutlich gesenkten Prognosefähigkeit für volkswirtschaftliche Kennzahlen, Umsatz- und Gewinnerwartungen von Unternehmen und Kapitalmarkterwartungen“, sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel.

Technisch gesehen sind saisonale Regeln ohnehin nicht mehr zeitgemäß und die Wirtschafts- und Zollpolitik tut sein Übriges. Fischer kann sich vorstellen, dass sich neue Grundsätze entwickeln könnten, die dann andere Ausgangspunkte hätten. „Möglicherweise zeigt sich, dass die Märkte etwas Ruhe bekommen, wenn der US-Präsident Golf spielt. Wenn er dann aufhört, kann es zu einem neuen Zolltarif kommen oder alte Gefängnisinseln werden wieder eröffnet“, so Fischer und schickt eine polemische Spitze hinterher: „Vielleicht ist der Job des „White House Deuters“ oder „Trump-Propheten“ bald wichtiger als alle anderen. Wer heute schon ahnt, was Trump morgen ankündigen wird, kann viel Geld verdienen.“

Setze lieber auf Buy-and-Hold

Ganz egal, wer im Weißen Haus sitzt, wir raten dir so oder so von Market-Timing ab. Langfristig ist es in den allermeisten überlegen, eine zu dir passende ETF-Weltportfolio-Strategie die Treue zu halten. Nutze dazu die ETF-Suche, den Risikokapazitätsrechner sowie den extraETF Portfolio Tracker.