Stockpicking: So haben sich die Lieblingsaktien der Profis geändert
Die Präferenzen von Großanlegern haben sich in den vergangenen zehn Jahren krass gewandelt. Ist Stockpicking sinnvoll? Worauf muss ich achten?
Dein Freund erzählt dir ständig von dieser Kursrakete, der nächste in der Runde prahlt mit seiner Mega-Aktie, die angeblich alles in den Schatten stellt und du denkst dir: Weshalb halte ich immer noch meinen vergleichsweise langweiligen ETF? Das mag im Einzelfall zutreffen, aber vergiss nicht: Von ihren Totalverlusten erzählen sie dir vermutlich wenig bis gar nichts. Am Ende werden die meisten deiner Freunde, die Stockpicking betreiben mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig schlechter fahren.
Studien zeigen schließlich immer wieder, dass selbst professionelle Anleger auf lange Sicht in den allermeisten Fällen den Markt nicht übertreffen. Solltest du dennoch die Finger nicht lassen können, beleuchten wir, worauf du beim Stockpicking achten solltest. Sehen wir uns zunächst an, wie sich die Anlegerpräferenzen in nur zehn Jahren verschoben haben. Eine Auswertung von Universal Investment zeigt, wie sich die Investmentvorlieben deutscher Profianleger zwischen 2014 und 2024 verändert haben.
Zeitenwende beim Stockpicking: Top 10 Aktien 2014 vs. 2024
Im Jahr 2014 sah die Investmentwelt aus Sicht deutscher Profis noch ganz anders aus: Ende 2014 waren sieben deutsche Unternehmen unter den Top-10-Aktien der Fondsmanager. Vor zehn Jahren dominierten damit deutsche Industrieunternehmen, Autohersteller und Versicherer das Bild – und nur ein US-amerikanisches schaffte es unter die Top 10.
Top-10-Aktien 2014
Aktie | WKN |
---|---|
BASF | BASF11 |
Berkshire Hathaway | 854075 |
Nestle | A0Q4DC |
Allianz | 840400 |
Munich Re | 843002 |
BMW | 519000 |
IBM | 851399 |
Henkel | 604840 |
Siemens | 723610 |
Porsche | PAG911 |
Quelle: Universal Investment (Stand: 31.12.2024) |
Ende 2024 war es genau umgekehrt. Als einziges deutsches Unternehmen gelang SAP der Sprung in die Top 10, dafür aber sieben US-amerikanische. Nur einer einzigen Firma hielten die Investoren in den vergangenen zehn Jahren die Treue: Berkshire Hathaway.
Top-10-Aktien 2024
Aktie | WKN |
---|---|
Microsoft | 870747 |
Amazon | 906866 |
Alphabet | A14Y6F |
Apple | 865985 |
NVIDIA | 918422 |
SAP | 716460 |
Visa | A0NC7B |
Roche | 851311 |
ASML | A1J4U4 |
Berkshire Hathaway | 854075 |
Quelle: Universal Investment (Stand: 31.12.2024) |
„Interessant ist, dass wir im Laufe der Jahre eine deutliche Konzentration auf die Top 10 feststellen. 2014 waren nur knapp fünf Prozent der Anlagevolumina in diesen Titeln investiert, nun sind es neun Prozent. Auch die Branchendiversifikation ist zurückgegangen. Der derzeitige Fokus liegt klar auf Technologie“, sagt Jochen Meyers, Group Head of Relationship Management bei Universal Investment. Hieraus ergibt sich bereits eine Erkenntnis: Wer stur am Heimatmarkt klebt, verpasst Chancen. Vor allem aber schafft zu große Heimatliebe beim Anlegen (Home Bias) unnötige Risiken, da du dann vorwiegend von den Entwicklungen eines Landes – also Deutschland – abhängig bist. Erfahre in diesem Zusammenhang, was die 5 häufigsten Anlegerfehler sind.
ETF oder Stockpicking – was ist besser für dich?
Damit sind wir auch schon bei einem zentralen Punkt angelangt: weltweite Streuung. ETFs bieten dir automatisch eine breite Streuung. Globale Diversifikation, minimierte Risiken, und das Ganze zu sehr geringen Kosten. Aber du bekommst natürlich auch „nur“ Durchschnitt. Wenn du bestimmte Unternehmen spannend findest und ihnen mehr Rendite zutraust, kannst du auch Einzelaktien in Maßen dazu nehmen – das ist aber kein Muss und du solltest es keinesfalls übertreiben.
Tipp: Mit dem extraETF Finanzmanager kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher. |
Kannst du mit Einzelaktien wirklich diversifizieren?
Ein ETF-Klassiker wie der MSCI World enthält rund 1.600 Unternehmen. Mit Einzelaktien ist es fast unmöglich, da ranzukommen. Für halbwegs solide Diversifikation brauchst du mindestens 15 bis 20 verschiedene Aktien aus unterschiedlichen Sektoren und Ländern – eher noch wesentlich mehr. Hast du nur also nur drei bis fünf Favoriten im Depot, ist das eher eine Spekulation als ein ausgewogenes Investment. Wenn du weniger Zeit investieren willst, bleib bei ETFs.
Wann solltest du Aktien kaufen?
Du musst kein Timing-Genie sein, um erfolgreich zu investieren. Klar, günstig kaufen wäre ideal – aber in der Praxis ist das schwer umzusetzen. Hinterher ist man schließlich immer schlauer und weiß, wann gute Zeitpunkte gewesen wären. Als langfristig orientierter Buy-and-Hold-Anleger ist Timing im Grunde belanglos. Wichtiger als der perfekte Einstieg ist, überhaupt investiert zu sein, zumal sich der Einstiegskurs über die Jahre nivelliert oder du über ETF-Sparpläne sowieso Durchschnittskurse bekommst. Mit einem Sparplan gleichst du also Kursschwankungen ganz automatisch aus. Und vor allem: Lass dich nicht verrückt machen, wenn es mal runtergeht, so wie jüngst durch den Konflikt um Zölle geschehen. Sieh es positiv: Du bekommst jetzt Welt-ETFs wesentlich günstiger als noch im Februar.
Die wichtigsten Kennzahlen für dein Stockpicking
Wenn du selbst Aktien auswählen willst, solltest du wissen, worauf du achtest. Hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Kennzahlen:
- KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis): Wie viele Jahre Gewinn musst du zahlen, um den heutigen Kurs zu rechtfertigen? Niedrig = günstig? Nicht immer. Schau dir auch das Wachstum und die Branche an.
- KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis): Vor allem bei Substanzwerten wichtig. Ein KBV unter 1 kann ein Schnäppchen sein – oder ein Warnsignal.
- Dividendenrendite: Super für den passiven Cashflow – aber schau auch, ob die Dividende langfristig gesichert ist.
- Momentum: Aktien, die zuletzt stark gestiegen sind, steigen oft weiter – zumindest kurzfristig. Aber: Trends können kippen.
- Value vs. Growth: Value-Aktien sind oft günstig, aber langsam wachsend. Growth-Aktien sind teuer, dafür wachstumsstark. Beide Strategien haben ihre Zeit.
Fazit: Stockpicking ist nicht nötig
Der Wandel von 2014 zu 2024 zeigt: Die Welt verändert sich. Profis investieren längst global und technologiegetrieben. Auch du solltest das tun – ob über ETFs oder Einzelaktien. Breite ETFs sollten auf jeden Fall die Basis sein. Stockpicking bereitet dir mehr Arbeit und kann dir fatale Verluste bringen. Setze daher wenn nur in begrenztem Umfang auf Einzeltitel und wähle diese sorgfältig aus. Aber wie gesagt: Ein reines ETF-Welt-Portfolio genügt vollkommen. Sieh dir in diesem Zusammenhang gleich unsere Musterportfolios an und nutze die ETF-Suche. Erfahre zudem alles über das Investieren in Welt-ETFs. Denk immer daran: Investieren ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und beim Marathon kommt es auf Ausdauer und eine gute Gesamtzeit an.