Nur ein einziger ETF – reicht das für ein optimales Depot?
Viele Anleger beschäftigt die Frage: Wie viele ETFs sollen es sein im Depot? Reicht ein einziger ETF aus? Wir haben versucht, auf diese schwierige Frage eine einfache Antwort zu finden.
Die meisten Privatanleger stehen am Anfang vor dem gleichen Dilemma – wie soll mein Portfolio für die Altersvorsorge aussehen? Bei einer Auswahl von mittlerweile über 6.000 ETFs fällt die Entscheidung nicht leicht. Als Basis wird daher den meisten Anlegern geraten, einen ETF auf den Weltindex (MSCI-World) zu besparen. Doch reicht tatsächlich ein einziger ETF? Ob das Sinn macht und welche Alternativen es gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Das wichtigste Kriterium bei der Geldanlage
Diversifikation, also eine breite Streuung der Investments, ist der wichtigste Erfolgsfaktor beim Vermögensaufbau. Anleger reduzieren unternehmensspezifische Risiken auf ein Minimum und unterliegen lediglich dem sogenannten Marktrisiko. Das sorgt für eine niedrige Schwankungsintensität im Depot und optimiert nachweislich das Ertrags-/Rendite-Verhältnis.
Das Konzept wurde von Nobelpreisträger Eugene Fama begründet. Während Value-Investoren weiterhin auf eine Kombination von Stock-Picking und Market-Timing setzen, zeigt die Wissenschaft, dass passive Anlagestrategien langfristig das Rennen machen. Das liegt ganz einfach am Faktor Unsicherheit, der dadurch ausgehebelt wird.
Wir können nicht vorhersagen, ob Apple in 20 Jahren noch so erfolgreich ist wie heute. Und auch andere Unternehmen können in den kommenden Jahren scheitern – sei es aufgrund von Datenschutzskandalen oder einem natürlichen Nachfrageumschwung. Aus dem Grund sollten Anleger auf einen breiten „Korb“ an Unternehmen setzen. Einige Firmen werden scheitern, während andere sich langfristig durchsetzen.
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Wie hat sich der MSCI-World entwickelt?
Der MSCI World ist der beliebteste Index der Welt und sorgt aus diesem Grund auch für die größten Nettozuflüsse bei ETF-Anbietern. Wer seit Auflage investiert war (06.01.1987), hat eine Gesamtperformance von 646,06 Prozent erzielt – und das trotz zahlreicher Wirtschafts- und Finanzkrisen. Zudem: Wer mindestens 15 Jahre lang in den Index investiert war, hat niemals Verlust gemacht.
Der Index umfasst – mit starkem US-Fokus – über 1.600 der größten Unternehmen aus Industrieländern. 66 Prozent der Beteiligungen haben ihren Sitz in den USA. Spannend ist die Gewichtung der jeweiligen Einzelwerte. Die zehn größten Positionen machen 12,5 Prozent des Index aus.
Die Konzentration auf wenige Werte ist demnach relativ hoch. Jedoch bietet der ETF Anlegern immer noch einen ausreichend hohen Grad an Diversifikation. Im Dax machen die zehn größten Positionen nämlich 65 Prozent des gesamten Index aus.
Der Einbruch der Apple-Aktie um 50 Prozent würde den MSCI-World nur um knapp ein Prozent runterziehen. Beim Einbruch der SAP-Aktie um den gleichen Betrag würde der DAX hingegen um 7 Prozent einbrechen.
Wertentwicklung wichtiger Welt-ETFs (nach Jahren)
Aus der Tabelle können sie die Wertentwicklung der vergangenen Jahre entnehmen.
[table “99” not found /]Für welche Anleger ist er geeignet?
Für Einsteiger ist der MSCI-World optimal. Es gibt zahlreiche Sparpläne auf den Weltindex, die man nutzen kann, um den Vermögensaufbau zu automatisieren. Für etwas kleinere Sparraten reicht tatsächlich ein einziger ETF. Sobald jedoch größere Einmalbeträge (ab 25.000 Euro) im Spiel sind, macht es Sinn, über weitere Portfoliobausteine nachzudenken, um den Grad an Diversifikation weiter zu erhöhen.
Selbst minimale Schwankungen fallen bei hohen Beträgen stärker ins Gewicht und können demnach schneller zu impulsiven Anlageentscheidungen führen. Ein einziger ETF ist bei mittleren fünfstelligen Beträgen nicht mehr ratsam.
Zunächst einmal können Anleger den MSCI-World um den MSCI EM erweitern. Dieser Indexfonds bildet die Wertentwicklung von Unternehmen aus Schwellenländern ab. Alternativ kann auch direkt zum Start der Geldanlage in den MSCI World ACWI („All Country World Index“) investiert werden.
Zusätzlich sollten weitere Anlageklassen in den Portfolio-Mix aufgenommen werden. Ich orientiere mich privat an der Portfolioallokation von Ray Dalio – der sogenannten Allwetter-Strategie. Neben Aktien spielen hier Anleihen, Rohstoffe und auch Immobilien eine wesentliche Rolle. Wie die jeweilige Gewichtung im Endeffekt aussieht, ist abhängig von der individuellen Risikoneigung. Zwar bieten Anleihen aktuell keine nennenswerten Renditen, sie eignen sich jedoch gut als Dämpfer für Korrekturen an den Aktienmärkten.
Ein einziger ETF – ist das optimal?
Das ist abhängig von der Risikoneigung und der daraus folgenden Diversifikation im Portfolio. Risikofreudige Anleger geben sich mit 1-2 ETFs (Weltindex + Schwellenländer) zufrieden. Risikoscheue Anleger haben logischerweise eine niedrige Aktienquote und erweitern ihr Portfolio um weitere Anlageklassen. Sehr beliebt ist das sogenannte 60/40-Portfolio. 60 Prozent werden in Aktien investiert, 40 Prozent in Anleihen (2-3 ETFs).
Als Privatanleger genügen mir sechs ETFs, um eine ausreichende Diversifikation zu erzielen. Natürlich kann man je nach Geschmack noch spezifische ETFs auf gewisse Branchen, Technologien und Trends mit aufnehmen.
Fazit
Ein einziger ETF im Portfolio kann ausreichen. Der Weltindex hat in der Vergangenheit vielversprechende Renditen erzielt. Der Fokus auf eine Anlageklasse kann jedoch auch zu stärkeren Schwankungen führen, was nicht jeder Anlegertyp verträgt.
Aus dem Grund sollten Sie sich immer die Frage stellen, ob Sie in der Lage sind, turbulente Phasen stressfrei zu überstehen. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie in jedem Fall weitere Anlageklassen ins Depot aufnehmen, um Ihrem Portfolio mehr Stabilität zu verleihen. Das reduziert die Schwankungsbreite.
Die Zukunft ist unsicher. Aus diesem Grund empfehle ich Anlegern immer zu einer ausreichenden Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg. Das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio ist mein persönliches Vorbild, da hier aktienähnliche Renditen zu einem Bruchteil des Risikos erzielt werden.
Tipp: Hier finden Sie alle Infos (z.B. die Jahresrenditen) zum Allwetter-Musterportfolio von Ray Dalio. |