Nachhaltige synthetische ETFs: Ein lohnendes Investment?
Synthetische ETFs unterscheiden sich deutlich von physischen ETFs und setzen eine gewisse Fachkenntnis voraus. Wie gut sind die Produkte im Bezug auf das Dauerthema Nachhaltigkeit?
Synthetische ETFs halten Aktien nicht physisch, sondern bilden einen Index wie etwa den MSCI World über sogenannte Derivate nach. Dazu gehören beispielsweise Swaps, also Tauschgeschäfte, aber auch Futures oder Optionen. Dadurch können sie meist eine breitere Diversifizierung bieten als physische ETFs, sie sind jedoch für Anlegerinnen und Anleger schwieriger zu verstehen und bergen auch ein großes Risiko: Da Swap-Verträge mit Banken und Finanzinstituten abgeschlossen werden, hängt die Anlage daran, dass dieser Swap-Partner liquide bleibt. Wird er zahlungsunfähig, wirkt sich das stark auf den ETF-Kurs aus. Das nennt man auch Kontrahentenrisiko.
Können synthetische ETFs nachhaltig sein?
Synthetische ETFs haben aber auch Vorteile. Einer davon ist der Zugang zu ansonsten schwer erreichbaren Märkten. Anlegerinnen und Anleger können so etwa in Rohstoffe investieren, ohne diese physisch besitzen zu müssen. Dazu kommen die meist geringen Gesamtkosten. So sparen sich ETF-Anbieter einen großen Teil der Kosten, indem sie auf den Kauf der Einzeltitel verzichten. Bildet ein ETF beispielsweise einen Index mit mehreren tausend Unternehmen ab, treibt das natürlich die Kosten, es wird unübersichtlich und mühsam. In diesem Fall kann sich eine synthetische Replikation anbieten.
Doch ist es auch möglich, nachhaltig in diese Art des ETFs zu investieren? Einfache Antwort: Ja. Synthetische ETFs können ebenso nachhaltig sein, wie ihre physischen Pendants. Durch ihre Sonderstellung ist es in bestimmten Branchen, wie beispielsweise grüne Energie, sogar einfacher für Anleger. Doch auch hier müssen Interessierte genau hinschauen. Greenwashing ist nach wie vor ein großes Thema in der nachhaltigen Geldanlage. Das ESG-Label ist inzwischen zum Marketing-Tool geworden, kein Anbieter, der nicht auf den Zug aufgesprungen ist.
Und um auf das Thema Rohstoffe zurück zu kommen: Ein nachhaltiges Investment in diesem Bereich ist eine echte Herausforderung. Über die Auswirkungen des Kohleabbaus oder der Ölförderung müssen wir an dieser Stelle nicht sprechen, sie sind allgemein bekannt. Wer nachhaltig investieren möchte, muss diese Bereiche also ausklammern und verliert so schon eine große Anzahl an synthetischen ETFs.
Nachhaltiger synthetischer S&P 500-ETF
Ein ETF, der synthetisch abgebildet wird und mit dem ESG-Label versehen ist, ist der Invesco S&P 500 ESG UCITS ETF (WKN: A2PX8A). Anlegerinnen und Anleger investieren hier in die größten US-amerikanischen Unternehmen, die nach ESG-Kriterien gefiltert wurden. Herausgefiltert wurden Wertpapiere, deren Geschäftsaktivitäten mit Waffen oder Tabak in Verbindung gebracht werden oder nicht im Einklang mit den Grundsätzen des United Nations Global Compact stehen. Er bildet den TRS S&P 500 ESG TR USD ab.
Im laufenden Jahr zeigt der ETF ein Plus von 5,83 Prozent, auf Sicht von drei Jahren liegt die Wertentwicklung bei +56,37 Prozent. Die Gesamtkostenquote liegt bei sagenhaften 0,09 Prozent.
Wer nachhaltig investieren möchte, sollte das Augenmerk weniger auf die Replikation (synthetisch oder physisch) legen, sondern auf die tatsächlich enthaltenen Unternehmen. Das sage ich immer wieder: Wer wirklich nachhaltig investieren möchte, kommt um gründliche Recherche nicht herum. Wem jedoch ein gewisses Ausschlussverfahren wie beim oben genannten ETF genügt, der kann das Produkt einem diversifizierten Portfolio beifügen.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.