Die erhöhte Unsicherheit angesichts des Corona-Virus hat nach Zahlen von Blackrock den Handel mit ETFs beflügelt.
Das ETF-Handelsvolumen in Europa in der Woche vom 24. Februar 2020 belief sich auf nahezu 100 Milliarden Dollar. Das geht aus Zahlen von Blackrock hervor. Das entspricht mehr als dem Doppelten des wöchentlichen Durchschnitts im Jahr 2019. Gleichzeitig bewegten sich die Spannen zwischen den An- und Verkaufskursen (Spreads) im Rahmen der historischen Durchschnittswerte. Bei den iShares-ETFs von Blackrock erreichte das Handelsvolumen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) in der vergangenen Woche 36,3 Milliarden Dollar. Dementsprechend lag das durchschnittliche tägliche iShares-Volumen bei 7,26 Milliarden Dollar – 1,9 Mal so hoch wie üblich.
Diese globalen Trends sind laut Blackrock zu beobachten:
Verkäufe fanden überwiegend im Aktienbereich statt (minus 27 Milliarden Dollar). Diese Abflüsse wirken in Anbetracht des starken Neugeschäfts im vierten Quartal 2019 (plus 145 Milliarden Dollar) relativ verhalten. Dass die Korrektur sehr plötzlich und schnell kam, könnte Anleger von Verkäufen bei Kursen zehn Prozent unterhalb der Höchststände abgehalten haben.
Die Abflüsse im Anleihenbereich gingen vor allem zulasten von Kredit-ETFs, die in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) gelistet sind, sowie von Hochzins-ETFs mit US-Listings. Zuflüsse in Zinsprodukte (plus 3,9 Milliarden Dollar) konnten dies nicht aufwiegen. Diese Entwicklung veranschaulicht, wie Anleger ETFs immer selbstverständlicher nutzen, um ihre Asset-Allokationen unter verschiedensten Marktbedingungen umzusetzen.
Zuflüsse in eher defensive Bereiche bleiben eher verhalten. Dazu gehören qualitativ hochwertige Dividendentitel, Minimum-Volatility-Strategien und Momentum-Strategien in Industriestaaten – obgleich diese Bereiche sich überdurchschnittlich entwickelt haben und sich im aktuellen Marktumfeld als Schutz gegen Kurseinbrüche anbieten.
Innerhalb des Aktienbereichs hält der Trend zu ESG-Strategien, die Umwelt- und Sozialkriterien sowie Aspekte guter Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Governance – kurz ESG) berücksichtigen, unvermindert an. Offenbar konzentrieren Anleger sich auf langfristige Risiken und die entsprechende Neuaufstellung ihrer Portfolios. Nachhaltige ETFs verbuchten im Februar weltweit 5,6 Milliarden Dollar frisches Kapital, davon 1,2 Milliarden Dollar in der vergangenen Woche.
Andrew Keegan, Leiter des Wealth-Bereichs im Client Portfolio Solutions Team bei Blackrock, kommentiert, wie sein Team die Modellportfolios aktuell aufgestellt hat: „In den vergangenen Monaten haben wir ETFs neben anderen Instrumenten genutzt, um unsere Modellportfolios breiter aufzustellen und Portfoliorisiken anzupassen. Im Zuge dessen haben wir unsere Engagements in qualitativ hochwertigen Staatsanleihen, in Minimum-Volatility-Strategien auf europäische und US-Aktien sowie Immobilienpapieren (REITS) erhöht. Gleichzeitig haben wir unsere Allokation in Gold beibehalten. Dauer und Umfang des globalen Wachstumsrückgangs sind ungewiss. Daher sind wir darauf vorbereitet, die Risikoprofile anzupassen, wenn die Daten ein genaueres Bild zeigen.“
Ursula Marchioni, Leiterin Blackrock Portfolio Analysis & Solutions, fügt an: „Im Laufe der vergangenen zwölf Monate hat unser Austausch mit mehr als 600 großen europäischen Multi-Asset-Managern gezeigt, dass Investoren den ETF-Anteil in ihren Portfolios verglichen mit 2018 im Schnitt um fünf Prozent erhöht haben. Das betrifft sowohl taktische als auch strategische Entscheidungen in diskretionären und Beratungsmandaten, in Unit-Linked-Versicherungskonzepten und Dachfonds.“
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.