
"2026 besteht die Herausforderung, dass der gute Ruf von ETFs nicht in Gefahr gerät"
Was werden 2026 die großen Trends bei ETFs sein? Antworten von Michael Mohr, globaler Leiter der Xtrackers-Produkte bei DWS.
Welche übergeordneten Markttrends werden Ihrer Meinung nach die Landschaft der ETFs im Jahr 2026 am stärksten prägen?
Die Rekordzuflüsse der vergangenen Jahre zeigen, dass passive Anlagestrategien einen festen Platz bei privaten und institutionellen Anlegern haben. Diese Adaption wird gerade in Europa weiterhin zunehmen, und so blicke ich grundsätzlich positiv auf das ETF-Jahr 2026. Die ETF-Landschaft ist mittlerweile so weit diversifiziert, dass Anlegern quasi alle Möglichkeiten offenstehen, gezielt auf unterschiedliche Marktsegmente und Themen zu setzen. Mögliche regulatorische Ansätze, um private Investitionen und Sparpläne zu unterstützen, können diesen Trend weiter bestärken.
Grundsätzlich sehe ich weiter die höchsten Mittelzuflüsse in den großen Kategorien wie weltweite Aktien der entwickelten Märkte oder auch einzelnen Themen. Produktseitig erwarte ich, dass sich die oben angesprochene Ausdifferenzierung weiter fortsetzt, etwa durch weitere Arten von aktiven ETFs oder Strukturen, die auch in volatilen Marktphasen attraktive Chancen bieten. Gerade bei aktiven ETFs sehen wir zunehmend neue Anbieter am Markt, die dieses Segment für den Einstieg in ETFs nutzen wollen.
Hier ist es mir wichtig, eines zu betonen: Auch im neuen Jahr besteht die Herausforderung, darauf zu achten, dass durch die Masse an neuen Anbietern der gute Ruf des ETFs nicht in Gefahr gerät. Anbieter wie wir, die das Segment seit vielen Jahren bedienen, setzen auf klare Transparenz und sorgfältig durchdachte Produkte. Das gilt es zu bewahren.
Welche Rolle spielen Themen-ETFs 2026? Sehen wir eine Konsolidierung oder eine neue Welle spezialisierter Produkte?
Bei thematischen ETFs erwarten wir auch im kommenden Jahr stetige Nachfrage und Interesse für spezialisierte Produkte, die gezielt Zukunftsthemen oder aktuelle Trends abbilden.
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Wie entwickelt sich der Markt für aktiv gemanagte ETFs, und welche Vor- und Nachteile bieten sie gegenüber klassischen Index-ETFs?
Der Markt wird weiter wachsen. Wir sehen eine Vielzahl neuer Anbieter in den Markt kommen. Neben traditionellen ETF-Anbietern auch bisher reine aktive Manager sowie US-Vermögensverwalter und sogar ganz neue Unternehmen. Mit den vielen neuen Produkten kommt auch vermehrt Marketing und Kommunikation zum Thema. Wir erwarten, dass sich neben den bisherigen Hauptnutzern – professionelle Fondsinvestoren und Vermögensverwalter – zunehmend auch Privatkunden und Selbstentscheider für aktive ETFs interessieren. Dabei wird es im Zeitverlauf zu einer deutlichen Fokussierung auf die Anbieter und Produkte kommen, die es schaffen, nachhaltig ihre Versprechen im Sinne von Wertentwicklung und Qualität zu erfüllen.
Wird die künstliche Intelligenz bereits messbaren Einfluss auf ETF-Strategien und Produktentwicklungen haben?
Es gibt ja bereits dedizierte Artificial-Intelligence- und Big-Data-ETFs am Markt. Unser Xtrackers Produkt ist hier eines der größten. Zudem steckt KI bereits in vielen ETFs über einzelne Datenpunkte, die in die Konstruktion von Indizes miteinfließen. KI wird auch vermehrt eingesetzt, um Prozesse, Datennutzung und Abläufe in der Vermögensverwaltung zu stabilisieren und effizienter zu machen. Aus unserer Sicht ist der Einzug von KI ins Asset Management eher ein schleichender Prozess als ein Big Bang. Man muss diesen Weg aber konsequent gehen, weil KI – richtig und kontrolliert eingesetzt – sehr große Chancen eröffnet.
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Welche Regionen oder Sektoren sehen Sie 2026 als besonders attraktiv für ETF-Investoren – und warum?
Unsere Analysten sehen weiterhin Potenzial für europäische Aktien und besonders auch den deutschen Markt. Aber auch bei US-Aktien bestehen 2026 dank möglicher weiterer Zinssenkungen weiterhin gute Kurschancen, besonders im Technologie- und Kommunikationssektor. Die relative Bewertung von Schwellenländern gegenüber Industrieländern bleibt attraktiv bei überlegenem Gewinnwachstum in den Emerging Markets für 2026/27. Aus Diversifikationsgründen ist weiterhin der Gesundheitssektor interessant, ebenso wie Value-Aktien als Gegengewicht zum recht teuren Technologiesektor.
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Wie entwickelt sich das Angebot an Anleihen-ETFs, insbesondere im Umfeld veränderter Zinslandschaften?
Wir haben zum Ende dieses Jahres weitere Target-Maturity-ETFs aufgelegt. Diese Produkte verbinden die Vorteile von Anleihen − wie eine feste Laufzeit, planbarere potenzielle Zinserträge und Rückzahlung zum Ende der Laufzeit – mit den Diversifikations- und Liquiditätsvorteilen von ETFs. Wir sehen diese trotz etwas gesunkener Renditen weiterhin als ein gutes Instrument an, um aktuelle Renditen langfristig beziehungsweise für den jeweils gewünschten Zeitraum festzuzurren.
Wie verändern neue regulatorische Rahmenbedingungen das ETF-Angebot 2026?
Die größte Änderung bietet gleichzeitig auch große Chancen für Privatanleger für den Einstieg in die private Vorsorge. Das entsprechende Angebot an Produkten und Anlagelösungen werden Banken und Vermögensverwalter im Lauf des Jahres 2026 entsprechend vorbereiten. Bis dahin gibt es weiterhin attraktive ETF-Sparplanangebote über die bekannten Anbieter und Kanäle.
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2026 soll die Frühstart-Rente kommen, im Januar 2027 das Altersvorsorgedepot. Werden das die großen Würfe für die staatlich geförderte Altersvorsorge sein?
Wir begrüßen jeden Schritt hin zur Ermutigung der Bevölkerung, private Vorsorge zu betreiben. Neben dem individuellen Nutzen für Anleger fließt dadurch auch mehr Geld von Bankkonten in die Unternehmen und kann so positive wirtschaftliche Entwicklungen unterstützen. Es bedarf kontinuierlicher Schritte und Anpassungen, um solche Konzepte langfristig stabil und attraktiv zu machen. Wir begrüßen und unterstützen explizit den aktuellen ersten Schritt.