27. September 2020

Alternative zu ETFs: Wie sinnvoll sind Aktiensparpläne wirklich?

Apple, Tesla, Amazon, SAP – all diese Einzeltitel können Anleger jetzt auch kostengünstig über Aktiensparpläne besparen. Doch wie sinnvoll ist das? Ist Aktiensparen eine lohnenswerte Alternative zu ETFs?

Kürzlich hat der Neo-Broker Trade Republic für Furore gesorgt. Ab sofort können Anleger  über Trade Republic 1.000 Einzelaktien mit Sparplänen und einem beliebigen Betrag dauerhaft komplett kostenfrei besparen. Damit ist Trade Republic deutschlandweit die erste Bank, die dauerhaft kostenlose Aktiensparpläne auf den Markt bringt.

Während viele Anleger lange auf das Feature gewartet haben, vermehren sich von Seiten der Kritiker die Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Aktiensparplänen. Dieser Beitrag beleuchtet die relevantesten Vor- und Nachteile von Aktiensparplänen und zeigt, worauf Anleger bei der Entscheidungsfindung achten sollten.

Was ist ein Aktiensparplan?

Ein Aktiensparplan ist das Gegenstück zum Einmalkauf einer Aktie. Als Anleger investieren Sie monatlich in ein von Ihnen vorher ausgewähltes Unternehmen – beispielsweise Apple. Aktiensparpläne können bereits ab 25 Euro im Monat eingerichtet werden, was sie besonders dann attraktiv macht, wenn Anleger sich an Unternehmen beteiligen wollen, die aufgrund des hohen Aktienkurses bislang unzugänglich waren. Darunter fallen ohne Zweifel Technologiewerte wie Amazon oder Alphabet (Google).

Bei einem Sparplan werden analog zum ETF-Sparplan regelmäßig kleine Sparbeträge in Wertpapiere investiert, um sukzessive Vermögen aufzubauen. Anstatt also eine „ganze“ Aktie zu besitzen, werden monatlich Bruchteile erworben. Wer auf Aktiensparpläne vertraut, glaubt nicht an Market-Timing, sondern an das langfristige Wachstum des jeweiligen Unternehmens.

Tipp: Mit unserem Risikorechner können Sie anhand von zehn Fragen die optimale Aktienquote für Ihr Portfolio ermitteln.

Aktiensparpläne: Worauf muss man achten?

Ein wichtiger Faktor, der bei der Auswahl eine große Rolle spielen sollte, sind die Kosten. Bei einigen Brokern lohnen sich Sparpläne mit kleinen Beträgen (ab 25 Euro) einfach nicht. Günstige Anbieter verlangen ca. 1,5 Prozent je Ausführung. Das macht bei 25 Euro 0,38 Euro (bei 100 Euro: 1,50 Euro).

Bei einigen Anbietern (siehe unsere Broker-Empfehlungsliste unten) bekommen Anleger Aktien auch in Bruchstücken. Wer 25 Euro monatlich anlegen möchte und dafür beispielsweise die Alphabet Aktie (Google) kaufen will, die aktuell im vierstelligen Bereich notiert, kann dies also auch mit kleineren Beträgen problemlos tun. Klug ist es sicherlich nicht, sein gesamtes Geld in eine Aktie zu investieren, aber es ist grundsätzlich machbar.

Aktiensparpläne: Diese Vorteile bieten sie!

Einer der größten Vorteile von Sparplänen ist die geringe Einstiegshürde. Bereits ab 25 Euro kann in ausgewählte Unternehmen investiert und Vermögen aufgebaut werden. Das ist (je nach Unternehmen) in jedem Fall besser als reines Nichtstun. Besonders für Studenten oder Eltern, die Geld für ihre Kinder ansparen wollen, eignen sich Sparpläne.

Das Sparplan-System spart Zeit. Anstatt sich jeden Monat mit dem nächsten Kauf zu beschäftigen, kann über die Einrichtung eines Aktiensparplans die Geldanlage automatisiert werden. Die Investmententscheidung für eine Aktie fällt einmal.

Der Disziplinierungseffekt bei Sparplänen ist ein wesentlicher Faktor, weshalb ich das Sparplan-Prinzip sehr befürworte. Anstatt wöchentlich oder gar täglich zu kaufen oder zu verkaufen, ist das System vollautomatisiert und baut bei Privatanlegern eine Routine auf, die sie vor Impulskäufen schützt. Außerdem sind die Flexibilität von Sparplänen und die Anpassungsmöglichkeit an die persönliche finanzielle Situation große Vorteile.

Aktiensparpläne: Diese Nachteile haben sie!

Trotz der ganzen Vorteile haben Aktiensparpläne auch einige Nachteile. Der für mich relevanteste Nachteil ist der Mangel an Diversifikation. Mit Sparplänen auf bestimmte Unternehmen erhöhen Anleger das Klumpenrisiko in ihren Portfolien und gehen teilweise riskante Einzelwetten ein. Außerdem ist die Auswahl sparplanfähiger Aktien beschränkt. Keine optimalen Voraussetzungen also, wenn es um die private Altersvorsorge geht.

Ein weiterer Punkt sind die Gebühren. Je nach Broker können die Kosten deutlich höher sein, als beim Einzelkauf der Aktie. Darüber sollten sich Anleger bewusst sein.

Aktiensparpläne werden zudem in der Regel am 1., 7., 14. oder 28. Tag des Monats ausgeführt. Man hat als Investor wenig Einfluss auf den Kaufzeitpunkt der Aktie.

Fazit: So sinnvoll sind Aktiensparpläne

Die Vorteile von Sparplänen liegen auf der Hand. Im Allgemeinen halte ich sie für äußerst sinnvoll, da sie Anlegern die Möglichkeit geben, bereits mit kleinen Beträgen ihren Vermögensaufbau zu starten. Sie machen gerade dann Sinn, wenn man die Zeit für Unternehmensanalysen mitbringt, denn blind sollte man nicht in Einzelwerte investieren.

Dass Einzelaktien keinen Sinn machen, will ich mit den Ausführungen nicht behaupten. Bei größeren Depots mit ausreichender Streuung und einem Depotanteil von ca. 2-3 Prozent pro Aktie, ist die Einbindung von Einzeltitel durchaus empfehlenswert. Der Privatanleger, der ausschließlich auf wenige Aktien setzt, sollte sich aber der damit verbundenen Risiken bewusst sein.

Wer Einzeltitel monatlich (automatisiert) besparen möchte, ist mit Aktiensparplänen gut beraten. Hier sollten Anleger auf die Kosten achten. Bestimmte Gebührenmodelle eignen sich erst ab größeren Sparraten. Alleinig auf Aktiensparpläne zu setzen, ist nicht empfehlenswert.

Als Basis empfehle ich Anlegern, ihr Vermögen mit kleinen Summen auf viele Unternehmen zu verteilen. Das geht am besten mit einem ETF-Sparplan, etwa auf den Weltindex MSCI World ACWI. Dann wird einer der größten Nachteile von Aktiensparplänen – und zwar der Mangel an Diversifikation – umgangen. Natürlich ist beim MSCI World die Allokation nicht perfekt. Allerdings bricht der Index auch nicht ein, wenn ein Einzelwert in Schieflage geraten sollte. Eine ausreichende Streuung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Geldanlage, der nicht unterschätzt werden darf.

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