Die Entstehung von ETFs

Die Entstehung von ETFs: Alles zu ihrer Geschichte – extraETF


Das wir heute einfach und kostengünstig in ETFs investieren können, war nicht immer so. So wurden die ersten ETFs in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern zwar 2000, also vor über 20 Jahren, emittiert. Die Anfänge der Entstehung von ETFs reichen jedoch etwas weiter zurück.

In diesem Beitrag erfährst du die Entstehungsgeschichte von ETFs und wir erklären, warum diese börsengehandelten Indexfonds für eine breite Masse erst erschwinglich und dadurch so erfolgreich werden konnten.

Das Wichtigste in Kürze:
Kernpunkte zur Geschichte von ETFs

  • Die Entwicklung von ETFs: Große Ideengeber waren Louis Bachalier, Harry Markowitz und William Sharpe.

  • Entwicklung der Portfoliotheorie: In den 1950er Jahren durch den heutigen Nobelpreisträger Harry Markowitz.

  • Erster Indexfonds für institutionelle Investoren: Auflegung zu Beginn der 1970er Jahre, auch wenn es noch kein ETF im heutigen Sinne war. 

  • Erster Indexfonds für Privatanlegende: Entwicklung des Vanguard 500 im Jahr 1976 durch John Bogle und Burton Malkiel. Allerdings war dieser streng genommen noch kein ETF, da er nicht börsennotiert war.

  • Erste Welt-ETFs: In den Jahren 2001 und 2005 wurden berühmte Welt-ETFs, wie z.B. der iShares Dow Jones Global Titans 50 oder der iShares MSCI World, aufgelegt.

Die Idee reicht weit zurück

Die großen Ideengeber für die Entwicklung von ETFs waren Louis Bachalier, Harry Markowitz und William Sharpe. Bereits im Jahr 1900 formulierte der französische Mathematiker Bachalier an der Pariser Universität Sorbonne die theoretischen Grundlagen. In einer Studie untersuchte er die Bewegungen von Aktien. Im Zuge dieser Untersuchungen zeigte sich, dass die Chancen, den Markt zu schlagen, bei 50 Prozent liegen. „Das Auf und Ab an der Börse ist so willkürlich wie der Schlingerkurs eines Besoffenen”, so Bachalier.

Die Erkenntnisse des Mathematikers, die von den Zeitgenossen nur belächelt wurden, bewogen jedoch den heutigen Nobelpreisträger Harry Markowitz in den 1950er Jahren, seine Portfoliotheorie zu entwickeln. Sein Credo: Nicht die Maximierung der Rendite sollte bei den Anlegerinnen und Anlegern im Vordergrund stehen, sondern die Reduktion des Verlustrisikos – durch eine breite Anlagestreuung. Sharpe belegte den Vorteil der Streuung im Portfolio. Die Idee passiver, breit gestreuter Investments war geboren.

Die Anfänge von ETFs

Als die US-amerikanische Bank Wells Fargo zu Beginn der 1970er Jahre einen ersten Indexfonds auflegte, brachte sie damit kein Produkt für Kleinanlegende oder Sparerinnen und Sparer auf den Markt, sondern ausschließlich für institutionelle Investoren. Die Möglichkeiten das Produkt zu handeln, waren auch keineswegs so flexibel, wie wir das vom heutigen ETF-Handel kennen, aber die zugrundeliegende Idee des ersten Indexfonds finden wir auch heute noch bei ETFs vor.

Mit ihrem ersten Indexfonds wollte Wells Fargo alle handelbaren amerikanischen Aktien in einem Produkt versammeln – ähnlich wie es der iShares Core S&P 500 UCITS ETF heute tut, indem er die Aktien von den 500 erfolgreichsten Unternehmen der USA für Anlegerinnen und Anleger in einem Produkt bündelt.

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Indexfonds: Schon fast wie ein ETF

Kurze Zeit später, 1976, entwickelten John Bogle und Burton Malkiel den ersten Indexfonds für Privatanlegende: den Vanguard 500. Er wurde zum Bestseller. Der Fonds war allerdings nicht börsennotiert und deshalb streng genommen noch kein ETF. Denn der flexible sowie liquide Handel über eine Börse, ist eines der wesentlichen Charakteristika von ETFs. So wie das heute mit dem Vanguard S&P 500 UCITS ETF eine Selbstverständlichkeit darstellt.

In der Fachpresse wurde der Vanguard 500 damals als „Torheit” bezeichnet. „In Indexfonds anzulegen, heißt von vornherein auf Mittelmäßigkeit zu setzen”, so das damalige Urteil. Eine Fehleinschätzung, denn im Jahr 2000 wurde der Vanguard S&P 500 Indexfonds zum größten Publikumsfonds der Welt gekürt. Im September 2022 betrug das Fondsvolumen des Vanguard 500 Index Fund Admiral Shares (VFIAX) rund 800 Milliarden US-Dollar.

Der weltweit erste ETF wird gelistet

Eigentlich feiern ETFs bereits ihr 30-jähriges Jubiläum – doch nur was den amerikanischen Wirtschaftsraum betrifft. Am 9. März 1990 wurde der erste ETF an der Börse von Toronto (Kanada) notiert. Der Toronto 35 Index Participation Fund, bekannt als TIPs, erblickte das Licht der Welt und wurde an der Börse von Toronto gelistet.

Dieser ETF existiert noch heute als iShares S&P/TSX 60 Index ETF (XUI) mit einem Vermögen von etwa 10 Milliarden US-Dollar und befindet sich im Besitz von Blackrock. Der erste erfolgreiche ETF-Start in den USA, erfolgte drei Jahre später: 1993 wurde der SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) von State Street Global Advisors aufgelegt. Er ist bis heute der weltweit größte ETF mit einem Vermögen von über 350 Milliarden US-Dollar (Stand: September 2022).

Der erste ETF in Deutschland

Sieben Jahre später, am 11. April 2000, startete der ETF-Handel in Deutschland und in einigen anderen europäischen Ländern – wie z.B. der Schweiz, Schweden und Großbritannien.

Die ersten zwei ETFs waren Aktien-ETFs. Sie bildeten den Stoxx Europe 50 sowie den Euro Stoxx 50 ab und waren vorerst nur an der Börse Xetra handelbar. Damit avancierte die elektronische Börse Xetra zum ersten Handelsplatz für ETFs in Europa.

Der Emittent beider Produkte hieß damals Merrill Lynch International. Heute gehören beide Investmentvehikel zu iShares by Blackrock und haben ein beachtliches Fondsvolumen hinter sich versammelt.

2001 folgte der erste in Deutschland handelbare Dax-ETF, emittiert von Indexchange, einer ehemaligen Tochter der Hypovereinsbank. Doch auch dieser ETF ging in die iShares-Familie ein und heißt heute:

Welt-ETFs werden eingeführt

Eine Art erster Welt-ETF (auch wenn er nur 50 Unternehmen integrierte) war der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF, der 2001 aufgelegt wurde. Der berühmte iShares MSCI World UCITS ETF folgte erst 4 Jahre später und wurde im Jahr 2005 einer breiten Masse zugänglich gemacht. Heute sehen viele Anlegerinnen und Anleger sogenannte Welt-ETFs als Basisanlage an. Mittlerweile werden sogar zahlreiche Welt-ETFs angeboten, bei denen auf den ersten Blick nicht unbedingt leicht zu sagen ist, worin deren Unterschiede liegen.

Schon gewusst?
Was macht ETFs so erfolgreich?

Die Wachstumsraten von ETFs sprechen eine deutliche Sprache. Das Anlagevehikel, dass Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit bietet, durch den Kauf eines ETFs mit nur einem Produkt in verschiedene Regionen, Branchen oder Anlageklassen gleichzeitig zu investieren, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Grund dafür sind nicht nur die günstigen Kosten, die wesentlich niedriger sind als bei aktiv gemanagten Fonds.

Darüber hinaus gibt es andere Gründe, die ETFs bei Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern attraktiv machen. Die wichtigsten Argumente, die einen Teil der Erfolgsgeschichte von ETFs ausmachen, haben wir hier gesammelt.

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Die Entstehung von ETFs – eine Chronologie

Die Geschichte des ETF-Marktes ist getrieben von einem atemberaubenden Wachstum und einer immensen Innovationswelle. Die wichtigsten Meilensteine bei der Entstehung von ETFs haben wir hier chronologisch geordnet.

JahrMeilenstein
2000Seit dem 11. April 2000 sind erstmals zwei Aktien-ETFs auf den Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 50 an der Börse Xetra handelbar.
2001Der erste Dax-ETF und der erste Welt-ETF erblicken das Licht der Welt. Der iShares Core DAX UCITS ETF und der iShares Dow Jones Global Titans 50 UCITS ETF gehören heute zu Blackrock.
2003Zum ersten Mal werden Anleihe-ETFs herausgegeben. Damit können Kleinanlegende erstmals breit gestreut in europäische Unternehmensanleihen oder in deutsche Bundesanleihen investieren.
2005Mit den ersten Dividenden-ETFs sowie Rohstoff-ETCs erweitert sich das Anlagespektrum für Anlegerinnen und Anleger.
2006Die Deutsche Bank steigt ins ETF-Geschäft ein: db x-trackers bringt einen ETF auf den MSCI World Index auf den Markt.
2007Die ersten Short-ETFs kommen auf den Markt. Damit können Anlegerinnen und Anleger erstmals gegen den langfristigen Trend der Märkte spekulieren.
2008Konkurrenz nimmt zu: DEKA, ComStage und ETF Securities starten mit ersten ETFs auf den Markt.
2011Smart-Beta-ETFs erobern die Herzen der Anlegenden. Damit können via ETFs verschiedenste Anlagestrategien verfolgt werden.
2012Mit 1.000 handelbaren ETFs an der Börse Xetra wird die „Tausender-Marke” erstmals gesprengt.
2014Der erste ETF auf chinesische A-Aktien ist nun handelbar. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Produkten.
2015Wettbewerb nimmt weiter zu: WisdomTree stößt mit ersten ETFs auf den Markt vor.
2017Start von Vanguard-ETFs in Deutschland.
20192019 setzen sich ETFs, die verschiedene Nachhaltigkeitskriterien wie ESG oder SRI berücksichtigen, immer mehr durch.
2020Die Anzahl der handelbaren ETFs steigt im Jahr 2020 auf rund 1.600 ETFs. - Am 11. April 2020 feiert der ETF-Handel in Europa sein 20. Jubiläum.
2021Der ETF-Anbieter Amundi wird durch die Übernahme des Konkurrenten Lyxor zum zweitgrößten ETF-Anbieter in Europa. - Erster Bitcoin-ETF startet in den USA.
2022Der ETF-Markt für Privatanlegende in Deutschland ist mittlerweile so groß geworden, dass beispielsweise im August 2022 bereits 3.642.428 ETF-Sparpläne ausgeführt wurden. - Seit diesem Monat umfasst die Bankberatung auch eine ESG-Beratungspflicht zu nachhaltigen Finanzprodukten.
Quelle: extraETF Research, Stand: 10/2022

Fazit:
ETFs sind eine Erfolgsgeschichte

Die Entstehung von ETFs geht auf die theoretische Vorarbeit verschiedener Ideengeber zurück, durch die heutige Anlegerinnen und Anleger von den einfach handelbaren und kostengünstigen ETFs als Anlagevehikel profitieren können. Ihre Beliebtheit und starke Verbreitung sind nicht nur auf langfristig hohe Renditechancen zurückzuführen, sondern besonders in den vielen Vorteilen von ETFs begründet.

Damit können Anlegerinnen und Anleger eine hohe Diversifikation bei der Geldanlage erreichen, sodass das Risiko von ETFs langfristig meist deutlich geringer als bei Investments in Einzelaktien ist.

Während aber die ersten ETFs in der Geschichte wenig Auswahl boten und das Angebot rar gesät war, können heutige Anlegende dagegen leicht den Überblick verlieren. Daher empfiehlt sich die ETF-Suche von extraETF, mit der alle in Deutschland handelbaren ETFs und ETCs selektiert und nach verschiedenen Kriterien gefiltert werden können.

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