STOXX Europe Mid 200: Der unbekannte europäische Mittelstandsindex
Der Stoxx Europe 600 dürfte den meisten ETF-Anlegern als breit diversifizierter europäischer Index bekannt sein. Doch kennst du schon den STOXX Europe Mid 200?
Hast du schon einmal vom STOXX Europe Mid 200 gehört? Was zeichnet entsprechende ETFs für mittelgroße Unternehmen aus und wie schneidet er im Vergleich zu anderen Produkten ab?
Der STOXX Europe Mid 200
Der iShares STOXX Europe Mid 200 UCITS ETF (DE) (WKN: 593399) ist dabei eher unbekannt, obwohl er mit einem Fondsvermögen von weit mehr als 470 Millionen Euro mehr als fünfmal so groß ist wie der zeitgleich im April 2005 aufgelegte iShares STOXX Europe Large 200 UCITS ETF (DE) (WKN: 593398), der die 200 größten europäischen Unternehmen abbildet. Das Profil des ETF unterscheidet sich deutlich von anderen Produkten. Mit einer Gewichtung von 26 Prozent ist der Industriesektor der mit Abstand stärkste Sektor, gefolgt von Finanzen und zyklischen Konsumgütern. Der Technologiesektor macht dagegen nur rund drei Prozent des Portfolios aus. Regional ist das Vereinigte Königreich mit 24 Prozent mit Abstand am stärksten gewichtet.
Der iShares STOXX Europe Mid 200 UCITS ETF hat sich seit seiner Auflegung besser entwickelt als sein Pendant für große Unternehmen. Bis April 2019 konnte er sogar mit der Performance des MSCI World ETF mithalten. Erst danach musste der ETF für mittelgroße europäische Unternehmen Federn lassen, während der MSCI World ETF in den letzten Monaten deutlich zulegen konnte. Somit scheint der Mid-ETF derzeit ein gewisses Aufholpotenzial zu haben.
Keine dominanten Positionen aber interessante Einzelwerte
Auffällig ist auch, dass es keine sehr großen Einzelpositionen gibt. Der größte Anteil beträgt lediglich 1,17 Prozent. Dies liegt daran, dass erfolgreiche Unternehmen, die den Sprung in den Index der 200 größten europäischen Konzerne schaffen, automatisch aus diesem Mittelstandsindex herausfallen. Auf der anderen Seite finden sich aber auch Unternehmen, die aufgrund einer schwachen Kursentwicklung den Abstieg in den STOXX Europe Mid 200 hinnehmen müssen.
Trotzdem enthält der ETF spannende Unternehmen. Ein interessantes Beispiel für eine Portfolioposition ist der Dax-Konzern Sartorius. Als Zulieferer für die Biotech-Industrie profitiert Sartorius vom anhaltenden Wachstumstrend in diesem Bereich. Mehr als siebzig Prozent des Konzernumsatzes entfallen auf wiederkehrende Umsätze mit sterilen Einwegprodukten. Die von den Gesundheitsbehörden zugelassenen Komponenten im Herstellungsprozess können nur mit erheblichem Aufwand durch andere Komponenten ersetzt werden.
Während die Investitionstätigkeit zuletzt verhalten blieb, hat sich der Auftragseingang für Verbrauchsmaterialien zuletzt spürbar belebt. Für das zweite Halbjahr ist das Unternehmen optimistisch. Allerdings weist Sartorius auch einige Schwachstellen auf. So verschreckte ein unerwartet hoher Umsatzrückgang von 8,2 Prozent die Anleger. Zudem sprechen der relativ hohe Nettoverschuldungsgrad von 4,4 und die auch nach dem jüngsten Kursrückgang immer noch hohe Bewertung nur bedingt für eine höhere Gewichtung des Unternehmens. Mit der richtigen Diversifikation kann das Unternehmen trotzdem ein passendes Puzzlestück in einem Portfolio sein.
Aufholpotenzial und Diversifikation
Nach der schwachen Performance der letzten Jahre scheint der ETF derzeit ein gewisses Aufholpotenzial zu haben. Allerdings hat er konstruktionsbedingt mit einigen Schwächen zu kämpfen. Neben der beschriebenen Korrelation mit dem Large-Cap-Index ist der ETF eben auch durch viel Industrie und wenig Informationstechnologie geprägt.
Damit kann er für manche Anleger auch eine interessante Diversifikationsmöglichkeit darstellen. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,20 Prozent ist er jedenfalls konkurrenzfähig.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.