Deshalb sind Europa-Aktien jetzt wieder so interessant
Die wirtschaftlichen Chancen Indiens eröffnen europäischen Unternehmen gute Aussichten. Auch die Bewertung spricht für Europa-Aktien.
Eine sehr große Wahl steht noch bevor: die in den USA. Eine andere ist bereits gelaufen. Am 4. Juni wurden die endgültigen Ergebnisse der Wahlen des Unterhauses veröffentlicht. „Nach unserem Verständnis werden die in den letzten beiden Amtszeiten der BJP unternommenen Strukturmaßnahmen nicht in Frage gestellt und bedürfen auch keiner erneuten Zustimmung des Gesetzgebers“, sagt Guillaume Chieusse, Portfoliomanager europäische Aktien bei ODDO BHF Asset Management. Die „Make in India“-Initiative, die Indien als „Werkbank der Welt“ positionieren und internationale Unternehmen anziehen will, sollte damit zusammen mit früheren Plänen für den sozialen Bereich, den ländlichen Raum oder einem deutlichen Ausbau der öffentlichen Investitionen auch in der kommenden Legislaturperiode Schwerpunkt bleiben. Gleichwohl dürfte es schwieriger werden, die besonders ambitionierten Reformen durchzubringen, wie z.B. die Arbeitsgesetzgebung, da es hierzu die Zustimmung der gestärkten Opposition braucht.
Wachsende Bevölkerung Indiens gut für Europa-Aktien?
Indien ist seit 2022 die bevölkerungsreichste Nation der Welt mit 1,442 Milliarden Einwohnern im Juni 2024. „Das Schwellenland setzt auf die Binnennachfrage“, sagt der Portfoliomanager von ODDO BHF Asset Management. Dementsprechend würden private Konsumausgaben 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Nach ersten revidierten Schätzungen lag Indiens reales BIP 2023 bei 1,93 Milliarden US-Dollar. Indiens Wirtschaft ist zwar weiterhin kleiner als die Chinas, dürfte aber stärker wachsen und profitiert von einer jüngeren und wachsenden Bevölkerung. Das wiederum könnte als Absatz- und Produktionsstandort für europäische Unternehmen interessant sein.
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„Als Schwellenland zieht Indien zunehmend finanzielle Direktinvestitionen ausländischer Anleger an, solange es stabile geopolitische Rahmenbedingungen und ein angemessenes Risiko-Ertrags-Verhältnis gibt“, fügt Guillaume Chieusse hinzu. So korrelierte der indische Aktienmarkt in der Vergangenheit stark mit dem US- Markt, insbesondere mit dem S&P 500, was bei europäischen Aktien weniger ausgeprägt war.
Mehr Engagement europäischer Unternehmen
Die Wachstumsperspektiven Indiens bleiben laut Experteneinschätzungen sehr gut. Das Land strebt 2024 ein BIP-Wachstum von sechs bis sieben an. „Dessen Stärke und Nachhaltigkeit hängen zweifellos von der gegenwärtig zu beobachtenden Erholung der privaten Investitionen ab“, folgert Chieusse. Europäische Unternehmen haben die Chancen, die Indien bietet, erkannt: Einige bauen ihr Engagement aufgrund der attraktiven Aussichten zunehmend aus.
Im Vergleich zu den USA erscheinen europäische Aktien wieder attraktiv. „Primär liegt das an der Bewertung. Gerade die US-Aktien sind in den vergangenen Jahren stark gelaufen. Ich denke hier gerade an die „Glorreichen Sieben“. Diese Unternehmen haben die US-Aktienindizes extrem angetrieben. Nun fragen sich natürlich die Investoren, wo es interessante Bewertungen gibt. Und da rückt Europa aufgrund der vergleichsweise schwächeren Entwicklung in der Vergangenheit in den Fokus“, sagt Sidi Kleefeld, Leiter Sales Advisory & Strategy bei Xtrackers (DWS). „Rein von den Bewertungen ist aber Europa schon aussichtsreich. Wir bewegen uns aktuell bei einem KGV von etwa 14, beim US-Index S&P 500 sind es dagegen 21“, so Kleefeld.
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Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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