Lateinamerika ETF: Das sind die Chancen und Risiken einer volatilen Region
Der Anteil von Lateinamerika an der Weltwirtschaft macht sechs Prozent aus. Für Investoren ist die Region eher schwierig. Warum eigentlich?
Die Märkte in Lateinamerika sind zudem bekannt für ihre Volatilität und ihre Anfälligkeit für politische, wirtschaftliche und soziale Faktoren. Wir gehen heute der Frage nach, ob es sich trotzdem lohnt, mit einem ETF in die Region zu investieren. Mit dem iShares MSCI EM Latin America UCITS ETF (WKN: A0NA45) können Anleger einfach und breit gestreut in Aktien aus Lateinamerika investieren. Der ETF bildet den MSCI Emerging Markets Latin America 10/40 Index ab, der die Wertentwicklung von Large- und Mid-Caps aus Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru abbildet. Mit 88 Werten deckt der Index rund 85 Prozent der Marktkapitalisierung der fünf Länder ab. Argentinien fehlt, da das Land aufgrund der strengen Kapitalverkehrskontrollen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise im Land die Kriterien für die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index nicht erfüllt.
Auffällig ist daher die starke Konzentration auf Brasilien, das mit einem Anteil von 61 Prozent dominiert. Mit deutlichem Abstand folgen Mexiko mit 29 Prozent und Chile mit knapp sechs Prozent. Die beiden anderen Länder haben lediglich ein Gewicht von ein bis drei Prozent. Diese Zusammensetzung spiegelt die Bedeutung der einzelnen Volkswirtschaften wider. Ähnlich konzentriert ist die Gewichtung der Branchen. Finanz- und Rohstoffwerte machen mehr als die Hälfte des Index aus. Dies hängt mit der besonderen Wirtschaftsstruktur Lateinamerikas zusammen, die stark von Banken, Bergbau und Ölförderung geprägt ist.
Wichtiges lokales Unternehmen im Lateinamerika ETF
Multinationale Konzerne aus den Industrieländern dominieren mit ihren Produkten und Dienstleistungen oft auch die aufstrebenden Volkswirtschaften. Lokale Unternehmen können sich dagegen häufig kaum am Markt behaupten und verlieren an der Börse entsprechend an Wert. Eine Ausnahme bildet die Aktie der brasilianischen Brauerei Ambev, der Keimzelle des größten Brauereikonzerns Anheuser-Busch InBev. Dieser hält heute 61,8 Prozent der Anteile an Ambev. Während bei Anheuser-Busch InBev die Nettoverschuldung das Dreifache des EBITDA beträgt, verfügt Ambev über eine Netto-Cash-Position von umgerechnet 2,4 Milliarden US-Dollar bei deutlich niedrigeren Multiplikatoren für die Börsenbewertung.
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Auch im letzten Quartal konnte das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von über 19 Prozent und einem Anstieg des operativen Cashflows vor Veränderung des Working Capital um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein starkes Wachstum verzeichnen. Dabei profitiert das Unternehmen von seiner Premiumstrategie und den entsprechenden Marken der Muttergesellschaft. Insbesondere ausländische Marken wie Corona oder Spaten erfreuen sich auf dem brasilianischen Markt, der fast die Hälfte zum Konzernumsatz beiträgt, großer Beliebtheit. So erreichte das Unternehmen im abgelaufenen Quartal eine sensationelle operative Marge von 48,5 Prozent.
Mit dem ETF in Lateinamerika investieren?
Die einseitige Ausrichtung auf bestimmte Sektoren im ETF birgt Chancen, ist aber auch mit höheren Risiken verbunden. Die Rohstoffpreise und die konjunkturelle Entwicklung Brasiliens haben einen großen Einfluss auf die Wertentwicklung des Index. Dies führte in der Vergangenheit immer wieder zu einer hohen Volatilität. In den vergangenen zehn Jahren kam der ETF mit einer kumulierten Performance von 12 Prozent kaum vom Fleck, während der MSCI World im gleichen Zeitraum um 168 Prozent zulegte. Lediglich über drei Jahre konnte der Lateinamerika-ETF den MSCI World schlagen, da sich die Energie- und Rohstoffpreise besonders positiv entwickelten.
Die Gesamtkostenquote des iShares ETF ist mit 0,20 Prozent p.a. erfreulich niedrig. Dies liegt auch an der ungewöhnlichen Strategie, rund ein Drittel des Fondsvermögens in den iShares MSCI Brazil UCITS ETF zu investieren. Das senkt zwar die Verwaltungskosten, führt aber zu einer doppelten Kostenbelastung. Da Brasilien ohnehin den Löwenanteil des Index ausmacht, ist die Nachbildung dennoch genau. Trotzdem lohnt sich der ETF nur für Anleger, die bevorzugt in zyklische Branchen investieren wollen und sich der Risiken der Region bewusst sind. Für alle anderen Anleger ist eine Investition in die bekannten Industrieländer-ETFs empfehlenswerter. Die darin enthaltenen Unternehmen sind ebenfalls in der Region tätig und profitieren bei geringerem Risiko ebenfalls von einer positiven Entwicklung.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.
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