Krise in der Türkei: Finanztitel zu Unrecht abgestraft
Der Verfall der türkischen Lira und die damit verbundenen Komplikationen haben weitreichende Folgen. Manch ein Beobachter rechnete in einer erste Reaktion gar mit einer europäischen Bankenkrise für den Fall, dass eine Reihe türkischer Kredite abgeschrieben werden müssten. Doch soweit dürfte es nicht kommen. Wie die Experten der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle mit Blick auf die Folgen des Türkei-Dramas für europäische Banken schreiben, dürften die Auswirkungen überschaubar bleiben: „Allerdings sind die Engagements dort unserer Ansicht nach deutlich geringer als es die Schlagzeilen vermuten lassen“, schreibt Maya Bhandari, Multi-Asset-Portfoliomanagerin bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. „Sollte die Türkei über Nacht zahlungsunfähig werden, dürfte das bei den spanischen Banken mit den größten Engagements wahrscheinlich gerade mal die Gewinne eines Jahres ausradieren.“
Wirtschaftssystem ohne Banken bleibt schwer vorstellbar
Die Türkei-Krise dürfte sich also auf europäische Banken auswirken, aber bei weitem nicht so stark, wie von manch einem Investor befürchtet. In den vergangenen Handelstagen haben die Kurse europäischer Banken auch im Zuge der Nachrichten aus Ankara und Washington nachgegeben. Investoren, die dies für übertrieben halten, können sich auf die fundamentale Situation fokussieren. Auch hier stehen Banken am Scheideweg: Die Digitalisierung könnte die Branche umkrempeln und manch ein noch immer bestehendes Geschäftsmodell hinfällig machen. Andererseits ist diese Disruption bereits eingepreist und viele Banken stehen heute deutlich solider da, als noch vor einigen Jahren. Auch ist ein Wirtschaftssystem ohne Banken schwer vorstellbar – allen Innovationen zum Trotz.
Großer Zuspruch von Investoren
ETF-Anleger, die Unternehmen aus der Finanzindustrie für aussichtsreich halten, können gerade nach den Kursrückschlägen der vergangenen Wochen über ein Investment nachdenken. Der SPDR MSCI Europe Financials UCITS ETF (WKN: A1191R) büßte im laufenden Jahr 6,4 Prozent ein. Trotzdem ist aktuell mehr als eine Milliarde Euro investiert. Mit dabei sind die größten Finanzunternehmen Europas. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,3 Prozent.
Weitere interessante Investmentmöglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlagemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Das Thema beschäftigt uns nun schon fast das ganze Jahr und ein Ende scheint leider nicht in Sicht. Die Inflation ist längst nicht mehr nur ein Schreckgespenst, sie ist zum realen Problem geworden.
Derzeit gibt das Land am Bosporus und seine Regierung kein gutes Bild ab. Doch mittelfristig stehen die Chancen auf einen finanzpolitischen Kurswechsel durchaus gut. Risikobereite Investoren können sich jetzt mit einem Türkei-ETF in Stellung bringen.