4. März 2024
Sollten Anleger jetzt auf Low-Volatility-ETFs setzen?

Ist der iShares MSCI World Minimum Volatility noch ein Kauf?

Anhaltende Sorgen über Inflation, steigende Zinsen und geopolitische Spannungen – ein defensiver Ansatz wie Minimum Volatility könnte von Vorteil sein.

Das aktuelle Börsenumfeld ist von Unsicherheit und Volatilität geprägt. Investoren suchen verstärkt nach Anlageprodukten, die ein gewisses Maß an Sicherheit bieten, ohne auf Renditechancen zu verzichten. Schauen wir uns einen globalen Minimum Volatility ETF näher an.

Minimum Volatility für das Depot

Der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF (WKN: A1J781) investiert in Aktien mit geringer Volatilität aus Industrieländern. Das Produkt wurde im November 2012 aufgelegt und verfügt über ein verwaltetes Vermögen von mehr als 2,6 Milliarden US-Dollar. Die Strategie des ETF basiert auf der Annahme, dass Aktien mit geringer historischer Volatilität langfristig höhere risikoadjustierte Renditen erzielen können als der breite Aktienmarkt.

Durch die Auswahl der Aktien mit der geringsten Volatilität soll das Gesamtrisiko des Portfolios reduziert werden. Der ETF ermöglicht es Anlegern somit, das Risiko ihres Portfolios zu reduzieren und gleichzeitig ihr Engagement an den Aktienmärkten aufrechtzuerhalten. Die im ETF enthaltenen Unternehmen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sie reifer, etablierter und profitabler sind als der Durchschnitt der Unternehmen im MSCI World.

Einschätzung und Chancen für Anleger

Der ETF umfasst nur 264 Titel und damit weniger als ein Fünftel der Werte des MSCI World. Die größte Länderallokation des ETF liegt wie beim MSCI World derzeit mit 65 Prozent in den USA. Allerdings verliert das größte Land im Vergleich zum MSCI World etwas an Bedeutung. Dafür gewinnen Japan und die Schweiz an Bedeutung. Beide Länder kommen zusammen auf einen Anteil von knapp 18 Prozent. Auf Branchenebene legen die defensiven Sektoren Gesundheit und Basiskonsumgüter gegenüber dem MSCI World deutlich zu. Die Top-10-Positionen machen nur rund 14 Prozent des ETF aus, er ist also breit diversifiziert.

Tipp: Minimum- bzw. Low-Volatility zählt zum Bereich des Faktor-Investments. Erfahre alles Wesentliche über Smart-Beta-ETFs.

In den vergangenen fünf Jahren erzielte der Minimum Volatility ETF eine annualisierte Rendite von 6,9 Prozent und eine Sharpe Ratio (Rendite im Verhältnis zur Volatilität) von 0,64. Damit schnitt er schlechter ab als ein ETF auf den MSCI World mit einer jährlichen Rendite von 12,2 Prozent und einer Sharpe Ratio von 0,79. In den vergangenen zehn Jahren ist der Performanceunterschied deutlich geringer und die Sharpe Ratio des Minimum Volatility ETF sogar höher. Der Chartvergleich zeigt, dass der ETF die Erholungsrally nach dem Corona-Crash nicht vollständig mitgemacht hat.

Das ist verständlich. In starken Bullenmärkten kann eine solche Strategie mit Fokus auf geringer Volatilität hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben, da sie tendenziell in defensivere Sektoren investiert. Diese Sektoren wachsen unter Umständen nicht so stark wie zyklische Sektoren. Anleger, die auf der Suche nach maximalen Renditen sind, könnten daher in solchen Phasen enttäuscht werden. Im letzten Jahr waren nämlich vor allem die Magnificent Seven für einen Großteil der Kursgewinne verantwortlich.

Bedeutung für europäische Anleger

Der Minimum-Volatility-Ansatz eignet sich besonders in unsicheren Zeiten, da Aktien mit geringer Volatilität auch in Krisenphasen tendenziell stabilere Renditen erzielen. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und hoher Bewertungen am Aktienmarkt erscheint das Chance-Risiko-Profil des Fonds weiterhin attraktiv. In einem potenziell volatileren Umfeld sollten die im Portfolio enthaltenen defensiven Qualitätsaktien ihre relative Stärke wieder ausspielen können.

Auch die Gebühren des ETFs sind mit 0,3 Prozent p.a. konkurrenzfähig. Der ETF hat sich in der Vergangenheit als relativ krisenresistent erwiesen, was ihn zu einem potenziellen sicheren Hafen in stürmischen Zeiten macht. Anleger sollten sich jedoch bewusst sein, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellt.