
Warum Nebenwerte-ETFs 2026 nach langer Durststrecke durchstarten könnten
Nebenwerte-ETFs galten lange als Renditeturbo – zuletzt jedoch als Enttäuschung. Warum 2026 das Comebackjahr werden könnte.
Wenn wir klein sind, sind wir wendig und agil, mit viel Potenzial, wir sind allerdings noch nicht etabliert und können immer wieder herb scheitern. Bei Erwachsenen ist es dagegen eher andersrum, sie sind bereits im Leben angekommen, sind stabil, dafür aber nicht mehr so wendig und auf Wachstum eingestellt. Genauso verhält es sich auch am Börsenpaket, mit den Kleinen und den Großen. Die Kleinen heißen dann jedoch nicht Kinder, sondern Nebenwerte oder auf Englisch Small- und Mid-Caps, wobei in der Analogie erstere Gruppe eher Kleinkinder und Mid-Caps Jugendliche sind. So haben Small-Caps einen Börsenwert von rund 200 Millionen bis etwa zwei Milliarden Euro. Mid-Caps bringen zwei bis zehn Milliarden Euro auf die Waage.
Dieses Mehr an Energie, aber auch an Risiko wollen sich Anleger mit der sogenannten Size-Prämie (Size bedeutet Größe) vergüten lassen, schließlich investieren sie ihr Geld in weniger etablierte Unternehmen, deren Risikoprofil häufig höher ist. „Small-Caps können langfristig eine höhere Rendite aufgrund stärkeren Wachstums, Innovationskraft und unternehmerischer Dynamik bieten“, sagt Peter Kraus, Leiter Nebenwerte-Aktien bei Berenberg. Doch seit Jahren bleibt die Size-Prämie aus. Das Positive: Irgendwann wird sie schon wieder auftauchen, vielleicht sogar bereits 2026 – es gibt Gründe dafür.
Nebenwerte ermöglichen langfristig Überrenditen
Wenn du dir von kleineren Börsenunternehmen höhere Renditen versprichst, solltest du immer auch daran denken, dass das Risiko größer ist. Doch eine Prämie ist eben auch so definiert, dass auch mal Dürrephasen eintreten können. Der Vermögensverwalter und Buchautor Gerd Kommer hat sich dieses Phänomen einmal näher angesehen. So lag etwa die jährlich Überrendite von Nebenwerten, sprich die Size-Prämie, zwischen 1975 und 1990 bei 7,1 Prozent; zwischen 2001 und 2010 immerhin noch bei 6,4 Prozent.
| Tipp: Schau dir gleich unseren Seite zu Small-Cap-Aktien an. Danach solltest du auch einen Blick auf die allgemeine Smart-Beta-ETF-Seite werfen. |
Nun wäre es jedoch nicht seriös, dir nur die besonders positiven Zeiträume zu präsentieren. So sehen wir etwa zwischen 1991 und 2000 eine jährliche Minderrendite von 3,1 Prozent. Und auch in den vergangenen zehn Jahren hättest du mit einem MSCI-World-ETF wesentlich mehr verdient als mit einem MSCI-World-Small-Cap-ETF. Diese lange Durststrecke, aber auch besondere Faktoren, die 2026 prägend sein könnten, führen die Strategie möglicherweise bald schon wieder auf die Siegerstraße.
Das macht Nebenwerte 2026 aussichtsreich
Nebenwerte – Small- und Mid-Caps – genießen zwar nicht die Bekanntheit großer Konzerne, werden aber gerade deshalb häufig unterschätzt und können oft für positive Überraschungen sorgen. So könnten diese Unternehmen in den USA vom weiterhin robusten Binnenmarkt profitieren. 2026 könnten erneut Zollkonflikte aufkommen, zumal der endgültige Deal zwischen den USA und China immer noch nicht unterzeichnet ist. Da kleinere Unternehmen tendenziell weniger international agieren, nehmen sie davon weniger Schaden.
„Auch die jüngste Schwäche am US-Arbeitsmarkt dürfte kein Hindernis sein, da sie Spielraum für Leitzinssenkungen eröffnet“, sagt Thorsten Fischer, Geschäftsführer und Leiter Portfoliomanagement bei Moventum AM. In solchen Phasen haben sich Nebenwerte historisch gesehen gut entwickelt. Kleinere Unternehmen finanzieren sich weniger über den Kapitalmarkt und können entsprechend durch ein niedrigeres Zinsniveau günstigere Kredite aufnehmen und wieder in neue Vorhaben investieren.
Auch in Europa haben Nebenwerte Wachstumschancen
„Fiskalische Impulse“ – oder wie man auch sagen könnte: Investitionen auf Pump. Das dürfte in den kommenden Monaten die Konjunktur in Europa unterstützen. Während laut Experten haushaltspolitische Spielräume in Italien und Spanien für zusätzliche Stimulation sorgen könnten, sehen wir bei unseren westlichen Nachbarn massive Problem. Noch immer befindet sich Frankreich in politischer Instabilität und steht weiter vor einem massiven Schuldenberg. Daneben schwebt weiter das Damoklesschwert der US-Zollpolitik über Europa.
| Tipp: Die Krise in Frankreich, aber auch den generellen Ausblick auf das kommende Jahr haben wir uns mit Carsten Mumm, Chefvolkswirt beim Bankhaus Donner & Reuschel angesehen. Schau dir also gleich den Kapitalmarktausblick 2026 auf Youtube an. |
„Für 2026 erwarten wir konjunkturelle Impulse aus dem deutschen Sondervermögen für Infrastruktur, Verteidigung und Wohnungsbau“, so Fischer. Nebenwerte könnten davon besonders profitieren – vor allem wenn die Wachstumssorgen nachlassen und der Bewertungsrückstand zu den USA schrumpft.
Wie bist du in Sachen Nebenwerte aufgestellt?
Nebenwerte kann man durchaus ins Depot aufnehmen und auf eine baldige Rückkehr der Size-Prämie hoffen. Doch diese Prämie wirst du viel wahrscheinlicher einfahren, wenn du auf globale Small-Cap-ETFs setzt, denn nicht jeder Nebenwert wird langfristig den Gesamtmarkt übertreffen, manche verschwinden sogar nahezu komplett. Möglicherweise hast du schon Nebenwerte und weißt vielleicht gar nicht, in welchem Ausmaß. Dann solltest du jetzt den extraETF Portfolio Tracker nutzen. Dort wird dir dieser Anteil angezeigt und du siehst auch, wie sich durch die Hinzunahme von Small-Cap-ETFs dein Risikoprofil ändert. Das Tool unterteilt bei den Unternehmensgrößen in sehr groß, groß, mittelgroß, klein und Micro.
Übrigens auch spannend: Wir haben in diesem Beitrag bereits weiter oben das derzeitige europäische Sorgenkind Frankreich angesprochen. Selbstverständlich kannst du auch erkennen, inwieweit du in französischen Wertpapieren investiert bist.
| Tipp: Mit dem extraETF Portfolio Tracker kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher. |
Fazit: Du kannst einen Nebenwerte-ETF beimischen
Die Size-Prämie ist langfristig belegbar. Allerdings hat ihre Dynamik in den vergangenen 15 Jahren deutlich nachgelassen und hat seit Jahren ins Negative gedreht. Sprich: Die Aktien der Kleinen sind weit verhaltener gestiegen als die der großen Tanker. Würde man hier jedoch die großen US-Tech-Konzerne herausrechnen, ist der Unterschied allerdings deutlich geringer. Dennoch hinkt die Size-Prämie längst ihren Erwartungen hinterher und für 2026 sprechen einige Aspekte für Nebenwerte.