10. November 2025
So profitieren ETF-Anleger jetzt von der voranschreitenden Deglobalisierung

So profitieren ETF-Anleger jetzt von der voranschreitenden Deglobalisierung

Globalisierung ist out, Deglobalisierung ist in. Wir zeigen dir in diesem Beitrag, wie du als Anleger von dieser Entwicklung profitieren kannst.

Eines stand jahrzehntelang beinahe wie ein Naturgesetz fest: Globalisierung ist der Garant für Wohlstand und Effizienz. Doch längst mehren sich die Zeichen einer gegenläufigen Entwicklung: „Im Rahmen der Sicherheitsdebatte gewinnen nationale Interessen an Gewicht und Staaten greifen zunehmend in wirtschaftliche Prozesse ein“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank. „Die Deglobalisierung schreitet voran – mit weitreichenden Folgen für Märkte und Anleger.“ Die USA befinden sich nach Ansicht mancher Experten sogar bereits im Modus der Kriegswirtschaft.

Ein extremes Beispiel für Deglobalisierung

Ein Beispiel liefert der niederländische Chiphersteller Nexperia. „Was als Symbol internationaler Kooperation begann, ist nun ein Lehrstück über geopolitische Abhängigkeiten“, so Beil. Nachdem der Konzern 2016 an ein chinesisches Konsortium verkauft worden war, übernahm die niederländische Regierung im Oktober 2025 die Kontrolle über das Unternehmen. „Hintergrund sind Sicherheitsbedenken und der Versuch, die technologische Souveränität Europas zu sichern“, sagt Beil. Der Schritt verdeutlicht, wie sehr wirtschaftliche und politische Interessen mittlerweile miteinander verwoben sind.

Die Auswirkungen reichen weit über den Technologiesektor hinaus. Die Automobilindustrie kämpft infolge von Lieferengpässen bei Halbleitern mit Produktionsausfällen, während in Brüssel und Berlin neue Programme zur Reindustrialisierung Europas vorbereitet werden. „Der Fall Nexperia zeigt exemplarisch, dass offene Märkte verwundbar geworden sind – und dass Staaten bereit sind, wirtschaftliche Eingriffe als Mittel geopolitischer Strategie zu nutzen“, so Beil. Diese Entwicklung markiert den Beginn einer neuen wirtschaftlichen Ära. Jahrzehntelang galt das Prinzip: Produktion dort, wo sie am günstigsten ist. Heute zählt zunehmend, wo sie am sichersten und politisch stabilsten möglich ist. Der Trend zur strategischen Eigenständigkeit verändert die Wertschöpfungsketten und zwingt Unternehmen, ihre Strukturen neu zu denken.

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Für Anleger bedeutet das einen Paradigmenwechsel. Die Ära der grenzenlosen Globalisierung weicht einer Phase neuer Regionalisierung. Besonders große, stark international verflochtene Konzerne geraten unter Druck – durch Handelsbarrieren, regulatorische Auflagen und ihre Verwundbarkeit durch geopolitische Risiken. Auch Schwellenländer könnten einen schweren Stand haben. „Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass Schwellenlandaktien sich über längere Zeiträume besser entwickelt haben als Industrielandaktien, wenn die Globalisierung ausgeweitet wurde“, sagt Martin Lück, Geschäftsführer des Analysehauses Macro Monkey. Dies habe in zwei großen Schüben, jeweils nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1990 und dem Beitritt Chinas sowie WTO 2001, zu Jahren starker Outperformance der Schwellenländer geführt.

„Der Umkehrschluss bedeutet, dass in der gegenwärtigen Phase der Deglobalisierung Schwellenlandaktien es vermutlich schwer haben, Industrielandaktien hinter sich zu lassen“, so Lück. „Gleichzeitig entstehen neue Chancen bei Unternehmen, die ausgewogen zwischen lokaler Verwurzelung und internationaler Reichweite agieren“, sagt Beil.

Mittelgroße Unternehmen mit hoher Anpassungsfähigkeit könnten Gewinner sein

„Gerade mittelgroße Unternehmen, die flexibel, innovativ und regional gut vernetzt sind, können von dieser Entwicklung profitieren“, sagt Beil. „Sie sind oft unabhängig genug, um globalen Störungen ausweichen zu können, aber gleichzeitig groß genug, um internationale Märkte zu bedienen.“ Ihr Geschäftsmodell basiert oft auf Anpassungsfähigkeit und Spezialisierung – Eigenschaften, die in einer Welt gestörter Lieferketten und wachsender Unsicherheiten an Bedeutung gewinnen.

Diese Unternehmen könnten künftig stärker in den Fokus der Kapitalmärkte rücken. Viele von ihnen waren in den vergangenen Jahren wenig beachtet, bieten aber nach Ansicht Beils attraktive Bewertungen und solide Wachstumschancen.

Ein ETF auf mittelgroße Unternehmen

Aktien sollten übergewichtet bleiben, wenngleich defensiver und weniger amerikalastig“, rät Lück. Damit du nun aber nicht selbst Aktien mittelgroßer Unternehmen ausfindig machen musst, bieten sich hierfür entsprechende ETFs an. Möchtest du etwa gezielt eine europäische Mid-Cap-Position aufbauen, bietet sich beispielsweise der iShares MSCI Europe Mid Cap UCITS ETF (Acc) (WKN: A2DRG3) an. Der ETF enthält mehr als 200 europäische Aktientitel mittlerer Größe.