27. September 2010

Vier Namen mit durchaus unterschiedlichem Charakter

Passive Investments sind populär. Inzwischen kann man längst nicht mehr nur auf Aktien setzen. Anleihen, Rohstoffe, Immobilien: Die Angebotspalette ist gewachsen und mit ihr die Indexfamilie. Nach Indexzertifikaten und ETFs kamen die ETCs. Und nun noch ETNs – ein Überblick.

Indexzertifikate, ETF (Exchange Traded Funds), ETC (Exchange Traded Commodities) und ETN (Exchange Traded Notes): vier Namen und eine zentrale Gemeinsamkeit: Sie bilden einen bestimmten Markt ab und folgen dessen Entwicklung – passiv kommen sie ohne Fondsmanager aus. Im Detail jedoch unterscheiden sie sich zum Teil erheblich. So haben die meisten Indexzertifikate eine Laufzeitbegrenzung. Nicht so jedoch bei ETF-Produkten. Hier kommt der Anleger nicht in die Verlegenheit, Gewinne oder auch Verluste eventuell zu einem völlig ungünstigen Zeitpunkt realisieren zu müssen. Den kann er sich bei ETFs heraussuchen. Ein weiterer Unterschied: Indexzertifikate werden von nur einem Emittenten betreut – bei ETFs gibt es mehrere Market-Maker die fortlaufend Kurse stellen. Dies sorgt für Wettbewerb, sprich niedrige Preise, und zudem für hohe Liquidität. Außerdem: Indexzertifikate sind Schuldverschreibungen und kein Sondervermögen, das im Insolvenzfall des Emittenten vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ist.

Rohstoffe im Kommen

Der eingebaute Insolvenzschutz aber ist einer der zentralen Vorteile von ETFs, da sie von ihrer Struktur her eigentlich ein Fondsmantel sind, was unter anderem ihre zunehmende Beliebtheit erklärt. Doch nicht nur das. Sie sind äußerst flexibel, weil sie an der Börse gehandelt werden – Exchange Traded eben. Die Branche geht gerade bei diesen Exchange Traded Products (ETPs) von einer künftig verstärkten Nachfrage aus. Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, die bewährten börsengehandelten Anlageformen einzusetzen, haben sich zu den ETFs mittlerweile auch die ETCs und ETNs hinzugesellt. Sie ermöglichen es, anstatt auf einen diversifizierten Aktienkorb auch auf einzelne Werte zu setzen. Während vielfach von einer drohenden Inflation gesprochen wird, sind etwa krisensichere Rohstoffe wie Rohöl, Gold, Silber oder Kupfer zunehmend gefragt. Allein im letzten Jahr sind nach Erkenntnis der Deutschen Bank die Mittelzuflüsse bei Rohstoffen in Europa um 46 Prozent gewachsen und um 45 Prozent in den USA. Angesichts dieser Entwicklung wird künftig wohl auch der Bekanntheitsgrad von ETCs und ETNs steigen.

Sicherheit und Sondervermögen

Für den Anleger ist es daher umso wichtiger, zumindest die wesentlichen Unterschiede der verschiedenen Indexprodukte zu kennen. Stichwort Sondervermögen. Die Insolvenzschutz- Konstruktion der ETFs lässt sich nicht ohne weiteres auf ETCs oder ETNs übertragen. Der Grund: das deutsche Investmentgesetz. Es erlaubt die Architektur klassischer ETFs als Sondervermögen nur, wenn der Fonds diversifiziert ist, also verschiedene Aktien aus einem Index enthält. Nicht so jedoch, wenn der Anleger auf Einzelwerte setzt. Deshalb müssen die Anbieter in diesem Fall andere Sicherungssysteme einsetzen. ETCs und ETNs sind unbefristete Inhaberschuldverschreibungen. Anders als ein ETF repräsentieren sie ein Schuldversprechen des Emittenten, das an einen bestimmten Index gekoppelt ist.

Flexibler mit neuen Anlageformen

ETNs sind ein völlig junges Produkt. in Europa werden sie seit Ende 2009 gehandelt, zwei Jahre nach der Produkteinführung in den USA. Sie sind den ETCs in ihrer Struktur sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass sie sich nicht nur auf Rohstoffe, sondern auf andere basiswerte wie etwa Währungen beziehen. Derzeit sind sie noch weitgehend unbesichert. ETNs sind die logische Fortsetzung von Produktinnovationen bei Exchange Traded Products im Umfeld der ETFs. Deren rasante Entwicklung zieht eine verstärkte Nachfrage nach alternativen Anlagemöglichkeiten mit sich. Das Segment ist noch recht klein, dürfte aber künftig an Bedeutung gewinnen. im Vergleich etwa zu ETFs, die größere Indices wie Dax oder Euro stoxx abbilden, sind die derzeit handelbaren ETNs relativ komplex und erfordern vom Anleger etwas Erfahrung.

Sicherheit und fairer Preis

Bei den seit vier Jahren angebotenen ETCs ist der Investor insofern auf der sicheren Seite, als der Emittent entsprechende Vermögenswerte vorhält, die im Insolvenzfall nicht in die Konkursmasse einfließen. Die Inhaberschuldverschreibungen werden zum Teil physisch durch den Rohstoff, in den investiert wird, unterlegt und anderweitig besichert. bei den Gold-ETCs etwa wird ein Lieferanspruch auf die Ware Gold verbrieft. Dieses wird eingelagert, also physisch hinterlegt. im Gegensatz zu Indexzertifikaten, mit denen sich ebenfalls die Wertentwicklung von Rohstoffen abbilden lässt, sind ETCs also in der Regel zusätzlich besichert. Wie auch ETFs bieten sie den Vorteil, dass sie keine Laufzeitbegrenzung haben. zudem werden auch sie kontinuierlich an den Börsen gehandelt. Die Preise sind somit zu jeder zeit auf dem aktuellen Stand. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu Indexzertifikaten: Es fungiert nicht nur der Emittent als Market- Maker, sondern es sind, wie bei ETFs üblich, mehrere Market-Maker, die den Fonds betreuen. als Handelsteilnehmer stellen sie fortlaufend verbindliche an- und Verkaufspreise. Anleger profitieren so zum einen von einer hohen Liquidität und zum anderen von einer hohen Sicherheit in der Ausführung – auch bei größeren Volumina. nicht zuletzt werden durch diese effiziente Konstruktion sowohl bei ETFs als auch bei ETCs die Kosten äußerst gering gehalten.