27. September 2025
So wirkt sich Deutschlands 500-Milliarden-Investitionsoffensive auf dein Depot aus

So wirkt sich Deutschlands 500-Milliarden-Investitionsoffensive auf dein ETF-Depot aus

Deutschland investiert auf Pump in seine Infrastruktur. Was musst du jetzt für dein Depot in Bezug auf Aktien und Anleihen beachten?

Dem einstigen europäischen Wachstumsmotor Deutschland fehlt schon seit Jahren der Schwung, im Prinzip schon seit Ende 2017. Doch Anfang 2025 nährte gerade die Bundesrepublik die Fantasien für ein Comeback Europas. So hat die Lockerung der Schuldenbremse und die Einrichtung eines Sondervermögens Infrastruktur die europäischen Aktienmärkte euphorisiert. Die Erwartung dominiert, dass das staatliche Investitionsprogramm von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre die stagnierende deutsche Wirtschaft nachhaltig belebt.

Doch ob dieser Optimismus berechtigt ist oder die Ausgabenoffensive nur zu einem konjunkturellen Strohfeuer führt, hängt nach Einschätzung von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, von begleitenden Strukturreformen ab: „Staatliche Investitionen allein reichen nicht aus. Nur wenn es gelingt, durch Reformen und Deregulierung die Kostenbelastung der Unternehmen zu senken, kann aus einem schuldenbasierten Strohfeuer ein nachhaltiges konjunkturelles Freudenfeuer entstehen.“ Reale Vermögenswerte dürften aus Gallers Sicht bei einer schuldenbasierten Wirtschaftspolitik am stärksten profitieren.

Tipp: Reale Vermögenswerte sind etwa Aktien. Hier findest du ETFs zu deutschen Aktien.

Das solltest du bei einem Depot mit mehrheitlich deutschen Titeln beachten

Experten sehen in Deutschland einen erheblichen Investitionsrückstand. Der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandsprodukt ist laut Galler in den vergangenen 30 Jahren von 25,6 auf 21,8 Prozent gesunken. „Viele Bereiche der Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur haben durch jahrelange Unterinvestition an internationaler Attraktivität eingebüßt“, erklärt Galler. Hinzu komme die enormen Investitionsbedarfe in die Energieinfrastruktur durch die KI-Revolution und die Dekarbonisierung der Wirtschaft.

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Die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands sind jedoch vielschichtiger als ein reiner Investitionsmangel. Der frühzeitige Atomausstieg und der Krieg in der Ukraine mit der folgenden Energiekrise haben der heimischen Industrie schwer zu schaffen gemacht. 2024 war der Industriestrompreis in Deutschland doppelt so hoch wie in den USA, der Gaspreis sogar dreimal so hoch. Verschärft wird die Situation durch den hohen CO2-Preis in der EU. „Dass die energieintensive Industrie seit 2017 um 20 Prozent geschrumpft ist, überrascht daher nicht“, so Galler.

Lohnkosten und Produktivitätsstagnation belasten Wettbewerbsfähigkeit

Doch die strukturellen Probleme lassen sich nicht nur auf die Energiekosten zurückführen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft habe in den vergangenen Jahren auch durch stark gestiegene Lohnkosten gelitten. Seit 2010 sind die Bruttolöhne je Stunde nach Zahlen von J.P. Morgan Asset Management um 69 Prozent angestiegen – bei einer Inflation von 37 Prozent. In den 15 Jahren davor lag der Lohnanstieg noch bei 26 Prozent und die Inflation bei 25 Prozent. „Ein starker Lohnanstieg ist unproblematisch, solange die Arbeitsproduktivität entsprechend zunimmt. Aber genau hier liegt das Problem. Seit Ende 2017 stagniert in Deutschland die Produktivität“, analysiert Galler.

Zentral sind aus Sicht von Tilmann Galler daher sinkende Kosten für Unternehmen. Immerhin seien der „Wachstumsbooster“ der Bundesregierung mit vorteilhafteren Abschreibungsmöglichkeiten sowie die geplante Absenkung der Körperschaftssteuer auf zehn Prozent wichtige Schritte in die richtige Richtung.

Aus zyklischer Sicht dürften die zusätzlichen Staatsausgaben in der Größenordnung von über zwölf Prozent des BIP Deutschland in den kommenden Jahren aus der Stagnation führen. „Das ist für heimische Unternehmensgewinne eine gute Nachricht“, betont der Stratege.

Was sind jetzt die Auswirkungen für dein Depot?

Die schuldenbasierte Wirtschaftspolitik hat nach Einschätzung von Tilmann Galler klare Implikationen für Anlegerportfolios. Auf den Rentenmärkten werde der größere staatliche Finanzierungsbedarf mit zunehmender Besorgnis betrachtet. Steigende Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen trotz EZB-Zinssenkungen seien ein deutliches Signal für diese Entwicklung.

„Im Investmentportfolio dürfte eine schuldenbasierte Wirtschaftspolitik vorteilhaft für reale Vermögenswerte wie Aktien, Transport und Infrastruktur sein“, prognostiziert Galler. Für Sparbuch und Anleihen hingegen sei das Schleifen der Schuldenbremse aufgrund der Inflationsgefahren keine gute Nachricht.

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