Übergewichte im Depot: Warum dein S&P-500-ETF riskanter ist, als du denkst
Im S&P 500 ist die Konzentration der zehn größten Unternehmen historisch hoch. Mit dieser ETF-Gattung passiert dir das mit deinem Depot nicht.
Der weltweite Aktienmarkt wird nach wie vor von den USA bestimmt. Doch an den US-Börsen erreicht die Marktkonzentration historische Höchstwerte. Wenn du in der ETF-Suche nach Produkten auf den S&P 500 schaust, wirst du feststellen: Fast 40 Prozent entfallen auf nur zehn Unternehmen. Der US-Leitindex steht damit auf immer weniger Beinen. „Anleger mögen davon kurzfristig profitieren, gleichzeitig aber wächst das Risiko, dass Rückschläge einzelner Schwergewichte den gesamten Markt ins Wanken bringen“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. Diversifikation statt Konzentration auf den Index sei das Gebot der Stunde.
Wenige Giganten dominieren das Depot
Die US-amerikanischen Aktienmärkte stehen aktuell so stark im Zeichen weniger Großkonzerne wie selten zuvor. Die zehn größten Unternehmen im S&P 500 stellen inzwischen knapp 40 Prozent der gesamten Indexgewichtung. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag ihr Anteil nach Zahlen von Moventum AM bei rund 17 Prozent. Selbst auf dem Höhepunkt der Internet-Euphorie im Jahr 2000 machten die zehn Großen demnach lediglich etwa 26 Prozent des Index aus.
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Angeführt wird diese Entwicklung von wenigen Schwergewichten aus dem Technologie- und Plattformsektor. Mit einer Marktkapitalisierung von über vier Billionen US-Dollar steht Nvidia an der Spitze, gefolgt von Microsoft (3,8 Billionen), Apple (3,4 Billionen) sowie Alphabet, Amazon, Meta, Broadcom, Tesla und andere. „Sie prägen inzwischen maßgeblich die Kursrichtung des gesamten S&P 500“, so Fischer.
Klumpenrisiko: Die Abhängigkeit von wenigen Titeln steigt
Grundsätzlich haben ETFs den großen Vorteil der breiten Streuung. Doch bei ETFs auf den bekannten S&P 500 bröckelt dieser Vorzug – zumindest dann, wenn die Kehrseite dieser Konzentration eintritt: Rückschläge einzelner Mega-Caps können den gesamten Markt belasten – selbst dann, wenn die Mehrheit der Unternehmen im Index stabil bleibt. „Bei dieser engen Marktbreite ist Vorsicht geboten“, so Fischer: „Sie gilt als Warnsignal für erhöhte Volatilität.“
Für Anleger zeigt sich jedoch ein zwiespältiges Bild: Wer in den Index investiert, profitiert vermeintlich kurzfristig überdurchschnittlich von der Stärke der wenigen Marktführer. Gleichzeitig steigt jedoch das Risiko eines Klumpeneffekts, da die Wertentwicklung zunehmend von nur wenigen Unternehmen abhängt.
So kannst du gegensteuern
„Eine ausgewogene Portfoliostruktur bleibt daher entscheidend“, so Fischer. Wer sein Engagement über verschiedene Regionen, Branchen und Unternehmensgrößen verteile, könne zusätzliche Marktchancen nutzen und zugleich Risiken abfedern – und diese sind beträchtlich. Denn langfristig betrachtet ist die aktuell erreichte Konzentration höchst ungewöhnlich. „Historische Daten legen nahe, dass Phasen übermäßiger Marktfokussierung selten von Dauer sind“, sagt Fischer. Anleger sollten sich deshalb nicht allein auf die vermeintliche Stabilität der Tech-Giganten verlassen, sondern auf breite Streuung setzen.
Wer gezielt bei der US-Position das Klumpenrisiko komplett ausschalten möchte, kann sich für eine ganz bestimmte ETF-Gattung entscheiden: für gleichgewichtete ETFs, häufig ist auch von Equal Weight ETFs die Rede. Solche gibt es auch etwa auf den S&P 500. Alle Positionen werden dann regelmäßig auf das gleiche Gewicht gestutzt bzw. angehoben. So beträgt etwa im Xtrackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF (Acc) (WKN: A1106A) der Anteil der Top-10-Unternehmen keine knapp 40 Prozent wie im Original, sondern lediglich drei Prozent.
Fazit: Klumpenrisiken im Depot senken
Die Konzentration der größten Unternehmen im S&P 500 ist historisch hoch. Solltest du eine ETF-Einzelposition auf den den US-amerikanischen halten, ist der Umstieg auf einen gleichgewichteten ETF eine Überlegung. Bei konventionellen Welt-ETFs, etwa auf den MSCI-ACWI-Index, schraubst du das Gewicht der zehn größten Unternehmen immerhin auf etwa 24 Prozent herunter. Lies dir gleich noch unseren Wissensbeitrag MSCI World vs. MSCI ACWI durch.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Der S&P 500 steht inklusive Dividenden bei fast 10.000 Punkten und hängt damit den Dax deutlich ab. Privatanleger sollten einen Teil in den USA investieren.