5 Gründe, warum du eine Anlagestrategie benötigst
Eine Anlagestrategie kann dabei helfen, das Klumpenrisiko zu umgehen. Wir geben dir weitere Gründe, warum eine Strategie essenziell ist.
Vor ziemlich genau 21 Jahren schrieb Adam Monk Börsengeschichte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, durchforstete den Kursteil der Chicago Sun-Times und pickte fünf Aktien heraus. 2003 erzielten seine Tipps 36 Prozent, 2004 gab´s sogar 37 Prozent Gewinn – das ist mehr als jeder seriöse Anlageberater in Aussicht stellen kann. Und ja, Adam Monk war alles andere als seriös. Er war kein gelernter Broker – er war noch nicht einmal ein Mensch.
Vermutlich kennen viele Anlegerinnen und Anleger die Geschichte von Adam Monk. Er war ein Kapuziner-Äffchen. Die Redaktion der Chicago Sun-Times erlaubte sich das Experiment (böse Zungen sprechen von einem Scherz), einen Affen an die wahllose Depot-Zusammenstellung zu setzen. Es zeigt sich: Kann funktionieren. Kann auch mehrmals funktionieren, aber nicht dauerhaft. Denn im Jahr 2005 schaffte Monks Depot nur einen Zuwachs von drei Prozent. Was können Anlegerinnen und Anleger nun daraus lernen? Ganz klar: Es braucht eine dezidierte Anlagestrategie, um langfristig erfolgreich zu sein.
„Zufall“ ist keine Anlagestrategie
Auch wenn das Adam-Monk-Beispiel eher für ein müdes Lächeln sorgt, zeigt es auf vielen Ebenen, dass eine Zufallsauswahl von Aktien keine Strategie ist. Mit strategischem Vermögensaufbau hat das nichts zu tun.
Doch warum braucht man nun eine Strategie. Hier sind gleich fünf Gründe:
- Anlagestrategien sorgen dafür, dass das zuvor gesteckte Finanzziel (Altersvorsorge, Traum-Immobilie, Familienurlaub) auch realistisch erreicht werden kann.
- Anlagestrategien minimieren Fehler: Beispielsweise in schwierigen Börsenphasen schützen sie vor Aktionismus sowie bei der Portfolioaufstellung (Klumpenrisiko).
- Anlagestrategien reduzieren somit Kosten auf ein Minimum. Wer der einmal eingeschlagenen Strategie folgt, muss weniger traden und letztlich weniger zahlen.
- Brandheiße Tipps spielen keine Rolle mehr und können – wenn sie sich dann auf lange Sicht ohnehin als Rohrkrepierer erweisen – der Rendite nichts mehr anhaben.
- Anlageentscheidungen werden emotionslos getroffen. Eine einmal festgelegte Anlagestrategie sorgt für Disziplin und einen kühlen Kopf.
Strategien lassen Anlegerinnen und Anleger ihr Finanzziel effizient erreichen. Vor dem ersten Trade – und damit dem Beginn der Strategieumsetzung – sollte klar sein, welches Ziel verfolgt wird. Beispiel: Jemand möchte eine einjährige Weltreise machen. Rechnen wir dazu mit Kosten von 15.000 Euro, in fünf Jahren soll es losgehen. Realistischerweise bringen reine Aktieninvestments – zum Beispiel in den MSCI World – etwas mehr als sieben Prozent durchschnittlich pro Jahr. Diese Rendite zugrundegelegt ergibt sich auf Sicht von fünf Jahren eine monatliche Ansparrate von 211,71 Euro. Wer sich die Realisierbarkeit von seinen Finanzzielen einmal näher betrachten möchte, nutzt die extraETF-Finanzrechner, in diesem Fall den Finanzielle-Ziele-Rechner. Schließlich möchte ja nicht jede und jeder in fünf Jahren eine Weltreise machen.
Anlagestrategien minimieren Risiken
Nun sind fünf Jahre kein allzu langer Zeitraum und die sieben Prozent beziehen sich in diesem Fall auf ein reines Aktieninvestment. Auch wenn der MSCI World breit streut, hängen Wohl und Wehe der Strategie von einer einzigen Anlageklasse ab. Ein Risiko, das offensichtlich auch Adam Monk zum Verhängnis geworden ist. Klumpenrisiko nennt sich dieser Fall wenn der Anteil einer Anlageklasse, Region oder einer Branche zu groß ist. Eine Anlagestrategie kann helfen. Genauer gesagt die Diversifikation des Risikos. Wer beispielsweise Aktien und Anleihen mischt, ist auf Dauer ruhiger unterwegs auf dem Weg zum Anlageziel und weniger abhängig.
Tipp: In unserem Wissensbereich erhältst du eine Schritt-für-Schritt Anleitung für deine persönliche Anlagestrategie mit ETFs. |
Denn Anleihen sorgen für Stabilität im Portfolio, da sie sich häufig konträr zu Aktien verhalten. Mit wenigen Ausnahmen entwickelten sich Anleihen auf lange Sicht vorteilhaft, wenn es Aktien nicht tun und umgekehrt. Eine Strategie bzw. eine Zusammenstellung, die sich diese negative Korrelation – also Gegenläufigkeit der beiden Anlageklassen – zunutze macht, ist das extraETF Weltportfolio 60. Hierin sind zu 60 Prozent Aktien vertreten und zu 40 Prozent Anleihen – daher der Name.
Seit der Auflage im Jahr 2004 hat das Portfolio eine durchschnittliche Jahresrendite von 5,4 Prozent erzielt. Nun, damit hinkt es dem MSCI World hinterher. Dafür war der maximale Verlust (Maximum Drawdown) geringer als beim Aktienindex. In den vergangenen zehn Jahren betrug dieser im extraETF Weltportfolio 60 29,9 Prozent. Im MSCI World ist er knapp elf Prozentpunkte höher.
Tipp: Das extraETF Weltportfolio 60 sowie viele weitere Musterportfolios und Strategien findest du hier. |
Anlagestrategien disziplinieren die Anlegerschaft
Wer sich einmal für eine Strategie entschieden hat, wird sich umgehend viel leichter mit dem Börsengeschen tun. Denn es spielt viel weniger eine Rolle. Den Anlagezeitraum von mehreren Jahren einmal definiert, fallen Schwankungen kaum ins Gewicht – wenn sich an die Strategie gehalten wird. Bleiben wir beim MSCI World. Auf kurzfristige Sicht schwanken die Renditen stark. In einem Zeitraum von 1970 bis 2022 reichen sie bei der Betrachtung von 1-Jahres-Perioden von 41,9 Prozent bis minus 38,2 Prozent. Je länger Anlegerinnen und Anleger sich an die Strategie halten, umso eher schwingt sich die Rendite um einen positiven Wert ein. Auf Sicht von zehn Jahren gab es im besten Fall 18,3 Prozent pro Jahr. Beim schlechtesten Zeitraum verloren Anleger im Schnitt 3,9 Prozent. Über eine Anlagedauer von 15 Jahren bringt selbst der schlechteste Zeitraum eine positive Rendite von durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr, der beste sogar 14,4 Prozent.
Die Aussicht, mit einem ausreichend langen Anlagezeitraum tendenziell eine überdurchschnittliche Rendite erzielen zu können, sollte eine große Beruhigungspille sein. Erneut zeigt sich der Wahrheitsgehalt des ewigen Mantras: Halte dich an die Strategie. Und wer sich an die Strategie hält, muss sich um Dinge wie Timing – also wann man am besten in den Markt ein- und wieder aussteigt – keine Sorgen machen. Ohnehin wird niemand den perfekten Ein- und Ausstieg erwischen. Das ist auch unwichtig, denn auf lange Sicht spielt er keine Rolle.
Gleichzeitig lassen sich Phasen fallender Märkte mit mehr Gelassenheit betrachten und einfach aussitzen – so lange sich an die Strategie gehalten wird. Somit sind größere Anpassungen während des Anlagezeitraums unnötig. Fällt der Markt, sind kopflose Käufe und Verkäufe unnötig. Sie kosten Geld und tragen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einer besseren Performance bei. Das bedeutet nicht, dass man das Depot nicht pflegen soll. Einmal im Jahr sollten Anlegerinnen und Anleger das sogenannte Rebalancing vornehmen, um die Ausgangsgewichtung des Depots wiederherzustellen.
Tipp: Hier findest du unseren Rebalancing-Rechner. In unserem Wissensbereich gibt es zudem alle wichtigen Informationen zur Depot-Pflege via Rebalancing. |
Die Core-Satellite-Strategie für ETFs
Welche Anlagestrategien gibt es nun? Welche bieten sich an? Die eingangs beschriebene 60-40-Aufstellung mit dem extraETF Weltportfolio 60 eignet sich insbesondere für Börsenanfängerinnen und -anfänger. Etwas mehr Erfahrung braucht die Core-Satellite-Strategie. Dafür bringt sie Börsenfans auch mehr Freude, da es einfach mehr zu tun, mehr zu entscheiden gibt. Die Strategie hat ihren Namen von ihrer Aufteilung bekommen. Um einen festen Kern schweben sozusagen mehrere Satelliten. Das Kerninvestment sollte ein breit streuender Welt-ETF sein. Wer den passenden noch nicht gefunden hat, schaut einfach hier in unseren Empfehlungslisten nach.
Tipp: Dus möchtest mehr als das 60-40-Portfolio und eine reine Buy-and-Hold-Strategie? Das ist die Core-Satellite-Strategie im Detail. |
Das Kern-Investment sollte einen Anteil von mindestens 50 Prozent bis 80 Prozent ausmachen. Der Rest lässt sich auf die Satelliten verteilen. Hier können Anlegerinnen und Anleger ihren Vorlieben freien Lauf lassen. So können diese aus Einzelinvestments wie Aktien bestehen oder einzelne Themen, Trends und Branchen aufgreifen. Auch Investments in weitere Strategien sind denkbar, die sich mit einzelnen ETFs abbilden lassen. Hierzu gehört die Faktor-Strategie, die einzelne Renditetreiber von Aktien vereinnahmen will. Konkret handelt es sich um Value, Quality, Momentum, Size und Minimum Volatility.
Fazit: Nicht chaotisch sondern strategisch
Anlagestrategien haben viele Vorteile. Sie helfen dir dabei, deine Ziele zu erreichen und Fehler zu vermeiden. Mit einem strategischen Ansatz umgehst du Klumpenrisiken, schaltest das Timing-Problem aus und hast die Kosten im Griff. Gleichzeitig gewinnst du viele Freiheiten, wenn du dich an die Strategie hältst und sie durchziehst. Hör nicht auf Leute mit brandheißen Tipps, die sich – auf längere Sicht – meist als Rohrkrepierer erweisen. Und Affen gehören in die freie Natur und nicht in den Handelsraum.