Doppelte Rendite mit Hebel-ETFs? Was du über die Hebelwirkung wissen solltest
Der „Heilige Amumbo“ bekommt Gesellschaft: Jetzt gibt’s Hebelwirkung auch auf den MSCI World. Zünden Hebel-ETFs den Turbo für dein Depot?
In der ETF-Community gibt es schon länger den Begriff des „Heiligen Amumbos“. Risikofreudige Anleger nutzten dieses Produkt, das offizielle Amundi Leveraged MSCI USA Daily UCITS ETF (WKN: A0X8ZS) heißt, um mit zweifacher Hebelwirkung auf den US-amerikanischen Aktienmarkt zu setzen. Was viele vermissten: einen solchen ETF auf den MSCI World. Doch seit Kurzem gibt des eben jenen ETF, mit dem du mit zweier Hebel auf den MSCI World setzen kannst, namentlich geht es hier um den Amundi MSCI World (2x) Leveraged UCITS ETF (WKN: ETF888). Er verdoppelt die tägliche Bewegung des MSCI World. Klingt nach einem Turbo fürs Depot. Doch lohnt sich das wirklich?
Hebel-ETFs: Was bedeutet „Hebelwirkung“?
Ein Hebel-ETF versucht, die tägliche Indexbewegung mit einem festen Faktor (hier: 2) zu verstärken. Dafür nutzt der Fonds Derivate. Bei ETFs ist grundsätzlich ein doppelter Hebel möglich. Das Ziel: doppelte Rendite bei steigenden Kursen – aber auch doppelte Verluste, wenn’s bergab geht. Wichtig: Der Hebel gilt nur für den jeweiligen Tag. Und genau hier kommt ein fieser Effekt ins Spiel, den wir dir gleich erklären.
Der Volatility Drag – der unsichtbare Renditekiller
Bei volatilen Märkten (also wenn es stark rauf und runter geht) kann der sogenannte Volatility Drag deine Rendite schmälern. Ein Beispiel:
- Ausgangswert:
Du investierst 100 Euro in einen zweifach gehebelten ETF.
- Tag 1:
Der Markt fällt um 10 %. Dein ETF sinkt um das Doppelte, also um 20 % (auf €80).
- Tag 2:
Der Markt steigt wieder um gut 11,1 % auf den Ausgangswert (von 90 auf 100). Dein ETF müsste aber jetzt um 25 % steigen, um den ursprünglichen Wert von 100 Euro wieder zu erreichen. Er ist aber nur um rund 22,2 % gestiegen. Du landest also bei 97,76 und hast ein Minus eingefahren, obwohl der Index wieder auf den Ausgangswert von 100 zurückgekommen ist.
Tipp: Schau dir an dieser Stelle unseren Wissensbeitrag zu Hebel-ETFs an. Verfolge zudem unseren Youtube-Kanal, denn dort haben wir den neuen gehebelten MSCI World ETF von Amundi vorgestellt. Das Video findest du unten. Demnächst kommt auch noch ein Video über Krypto-ETPs mit Hebel. |
Das liegt daran, dass prozentuale Gewinne und Verluste asymmetrisch wirken – und durch die tägliche Neugewichtung entsteht dieser „Drag“, der die Performance langfristig drückt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Pfadabhängigkeit. Kurz gesagt: Je schwankungsreicher der Markt, desto stärker kann der Hebel-ETF hinter dem erwarteten zwei Hebel zurückbleiben.
Fassen wir kurz die Chancen und Risiken zusammen:
Chancen:
- Schnellere Gewinne in klaren Aufwärtstrends – wenn der Markt mehrere Tage hintereinander steigt, läuft ein 2x-ETF richtig gut.
- Einfache Umsetzung – kein Margin, keine Nachschusspflichten, einfach über die Börse handelbar.
- Taktisches Tool – für erfahrene Anleger, die kurzfristig agieren wollen (z. B. Momentumphasen oder „Buy the Dip“-Strategien).
Risiken:
- Volatility Drag kann langfristige Renditen deutlich mindern.
- Stärkere Schwankungen: Verluste verdoppeln sich genauso wie Gewinne.
- Nicht für Buy-and-Hold geeignet – Hebel-ETFs sind Werkzeuge für aktive Anleger, nicht für den passiven Weltportfolio-Ansatz.
- Höhere Kosten: Der Amundi-ETF auf den MSCI World zieht laufende Kosten von 0,60 Prozent nach sich.
Fazit: Hebel ist nur für erfahrene und risikofreudige Anleger geeignet
Hebel-ETFs wie der neue auf den MSCI World von Amundi sind für manche Anlegertypen spannend – aber auch riskant. Wenn du Märkte aktiv beobachtest und die Mechanik verstehst, kann das Produkt als kurzfristiges taktisches Instrument Sinn ergeben. Für langfristige ETF-Sparer gilt jedoch: Lieber ohne Turbo – und mit ruhiger Hand.