Bitcoin-Crash: Sind das Kaufkurse oder kann das weg?
Jüngst fiel der Bitcoin unter die psychologisch wichtige Marke von 60.000 Dollar. Jetzt geht´s wieder bergauf. Ist das die Chance, endlich einzusteigen?
Das Attentat auf Donald Trump hat die Welt in Aufruhr versetzt. Viele sehen den Herausforderer von Amtsinhaber Joe Biden bereits jetzt als sicheren Sieger der Wahlen im November. Einige fragen sich hingegen, ob es angemessen ist, Stunden nach der Tat, bei der eine Person starb, über mögliche Wahlausgänge zu spekulieren. Wenn es um Spekulationen geht, ist die gedankliche Brücke zum Finanzmarkt nicht weit. Denn selbst in der Börsenwelt spielte das Attentat eine Rolle. Der Dollar legte zu, der Peso rutschte ab, Futures weisen auf einen Anstieg der Renditen bei US-Staatsanleihen hin – und der Bitcoin-Kurs stieg kraftvoll auf über 62.000 US-Dollar an.
Damit notiert die Krypto-Leitwährung auf dem höchsten Stand seit zwei Wochen. Trump gilt als Freund der Digitalwährungen und umwirbt die zugehörige Industrie und die Community. Nach dem Anschlag handelten auch sogenannte Trump-Coins höher. MAGA lag zwischenzeitlich bei 10,25 US-Dollar. Mittlerweile ist der Kurs wieder etwas zurückgekommen. Was lernen Anlegerinnen und Anleger nun aus der Entwicklung? Ist im Angesicht der jüngsten Entwicklungen etwas am Krypto-Bestand zu ändern? Wo ergeben sich Chancen und wie sind diese zu ergreifen? Alle Antworten im folgenden Text.
Bitcoin: 21 Prozent Verlust in einem Monat
Wenn es etwas zu lernen gibt, dann dies: Kryptowährungen sind sehr volatil. Nach wie vor. Auch im 16. Jahr des Bestehens von Bitcoin ist die Schwankungsbreite hoch. Denn den jüngsten Zugewinnen ging ein großer Rücksetzer voraus. Vom Hoch bei etwas mehr als 65.000 Euro ging Bitcoin in den Sinkflug über. In einem Monat verlor die Währung knapp 21 Prozent an Wert und notierte Anfang Juli bei etwa 52.000 Euro. Ob der Der japanische Regierungspensions-Investmentfonds (GPIF) weiterhin an der Kryptowährung zur Diversifikation seiner Bestände interessiert ist wie noch im März angekündigt, ist unklar.
Die Gründe für den Kursrutsch sind vielfältig. Einige gehen davon aus, dass Anlegerinnen und Anleger das Risiko in ihren Portfolios verringern wollen. Andere sehen den Grund bei der insolventen Krypto-Börse Mt. Gox. Sie hatte die Auszahlung von bis zu 142.000 Bitcoin ab Juli angesetzt hat. Die Panik vor daraus resultierenden Verkaufswellen wirkte angeblich wie zusätzlicher Treibstoff. Ebenfalls nicht „unschuldig“ scheint das Landeskriminalamt Sachsen zu sein. Dei Strafverfolger hatten im Rahmen der Ermittlungen gegen die illegale Film-Tauschbörse Movie2k.to im Januar rund 50.000 Bitcoin beschlagnahmt. Die Bestände sollen nach und nach abgebaut werden. Gegenwert etwa 2,5 Milliarden Euro.
Auf jeden Fall auf Anbieter und Produktgestaltung achten
„Wer diese Höhe der Kursschwankungen nicht aushalten kann, ist bei Bitcoin an der falschen Adresse“, heißt es häufig von Bitcoin-Fans. Schnell wird auf die satte Renditerally verwiesen. Wer 2011 ein Investment von 10.000 Euro tätigte, hätte heute einen Betrag etwa 100 Millionen Euro im Wallet. Somit bringt es Bitcoin auf eine jährlich durchschnittliche Wachstumsrate von 109 Prozent und hätte sich im Durchschnitt jedes Jahr mehr als verdoppelt. Doch die Frage bleibt: Wer wäre nach Rückschlägen von zeitweilig 70 Prozent und mehr heute noch dabei? Hinterher weiß man immer mehr.
Die Jagd nach schneller Rendite mag aufgehen, ein Automatismus ist sie lange nicht. Daher sollten sich Anlegerinnen und Anleger fragen, was sie von ihrem Bitcoin-Investment erwarten und wie sie dieses angehen wollen. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder entscheidet man sich für einen sogenannten Exchange Trade Commodity (ETC) bzw. ETP Exchange Tradrd Product oder ein Direktinvestment. Ein ETC/ETP funktioniert wie ein herkömmlicher ETF. Doch Obacht: Rechtlich handelt es sich um Schuldverschreibungen. Dabei ist zu unterscheiden, dass ein Teil der Anbieter 100 Prozent der Anlagesummen in Kryptowährungen investieren, wodurch die Wertpapiere also mit der jeweiligen Währung unterlegt ist. Bei einem Ausfall des Anbieters gehören die hinterlegten Coins der Anlegerin oder dem Anleger. Andere Anbieter hingegen bilden die Entwicklung des Basiswertes synthetisch ab. Kurz gesagt: Geht der Emittent pleite, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das vermögen verloren.
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Direktinvestment in Kryptowährungen – so gelingt´s
Bei Direktinvestmens hast du ebenfalls mehrere Möglichkeiten. Genauer gesagt zwei. Mittels eines sogenannten Cold Wallets – also einer digitalen Börse ohne Anbindung zum Internet – kannst du Bitcoin und Co. erwerben. Du besitzt die jeweilige Währung also „physisch“, sofern sich das von digitalen Gütern behaupten lässt. Möglichkeit Nummer zwei ist der Kauf von Kryptowährungen über Krypto-Broker (Hot Wallet). Diese Methode ist sehr flexibel. Doch du solltest auf jeden Fall etwas Vorkenntnisse in Sachen Kryptohandel mitbringen. Zudem musst du der Handelsplattform deiner Wahl vertrauen können. Nach der Pleitewelle einiger Anbieter hat die Branche auf jeden Fall einiges in Sachen Vertrauensbildung zu tun.
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So leistet Bitcoin einen wichtigen Beitrag im Depot
Ist die Basis gelegt, kann es ans Investieren gehen. Und wie so oft sollten sich Krypto-Neulinge langsam an die Thematik herantasten. In einem ausgewogenen Portfolio kann ein Anteil von fünf Prozent bereits einen beträchtlichen Beitrag leisten. Dabei geht es einerseits um die Rendite und andererseits um die Diversifikation. Beim Blick auf die Diversifikation ist es wichtig, Anlageklassen auszuwählen, die sich konträr zueinander verhalten. Viele Anlegerinnen und Anleger kennen das bereits von den klassischen Aktien und Anleihen-Portfolio. Läuft die eine Anlageklasse schlecht, kann dies von der anderen kompensiert werden – und andersherum.
Kryptowähungen wie Bitcoin wird häufig vorgeworfen, sie würden sich ähnlich wie der Gesamktmarkt im Allgemeinen und Tech-Aktien im Speziellen verhalten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auf kurzfristige Sicht lassen sich die Hälfte der Kursbewegungen des Bitcoin durch die US-amerikanische Technologie-börse NASDAQ erklären. Auf langfristige Sicht wird der Zusammenhang noch geringer. Expertinnen und Experten sprechen von der Korrelation. So gesehen kann eine gewisse Menge an Bitcoin zur Diversifikation eines Portfolios beitragen – vor allem ohne dabei das Gesamtrisiko des Portfolios signifikant anzuheben. In unserem Wissensbeitrag haben wir dir alle Auswirkungen und Mechanismen von Bitcoin in einem Multi-Asset-Portfolio dargelegt.
Bitcoin im Portfolio? Wie groß soll der Anteil sein? Wie entwickeln sich Risiko, Rendite und wie hoch war der Maximalverlust? Alles zum Thema Krypto im ETF-Portfolio. |
Narrative überprüfen – böse Überraschungen vermeiden
Häufig ist davon die Rede, dass Bitcoin das neue digitale Gold sei. Gold ist knapp und lässt sich nicht einfach vermehren wie beispielsweise US-Dollar, Euro oder Yen. Das gilt auch für den Bitcoin. Er ist knapp, da die Menge an Coins auf 21 Millionen festgeschrieben ist. Doch den Bitcoin als älteste Kryptowährung gibt es erst seit etwa 16 Jahren. Das macht es für die Finanzforschung schwierig, festzustellen, ob die Digitalwährung sich tatsächlich so verhält wir das gelbe Edelmetall. Zwar steigen die Notierungen auch, wenn die Zinsen steigen, doch ist fraglich, ob es einen direkten Zusammenhang gibt. Studien der Bundesbank und der EZB billigen dem Bitcoin einen gewissen Schutz vor Inflation zu, fraglich ist aber, ob Anlegerinnen und Anleger aus Sicht der Währungshüter nicht einfach nur Zentralbankankündigungen reagieren.
Zudem sei die Historie einfach zu gering, um wissenschaftliche Erkenntnisse abzuleiten. Zusammenhänge zu erkenne erschwere die hohe Volatilität zusätzlich. Es können nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Kursbewegungen um Zufall handele. Dennoch könne der Bitcoin in Entwicklungsstaaten zur Geldwertstabilität beizutragen. Deshalb ist es wichtig, sich zu informieren, was Bitcoin imstande ist zu leisten und was nicht. Nur weil etwas knapp ist, muss es nicht automatisch vor Inflation schützen. Hier gibt es auch zahlreiche weitere Anlageklassen wie eben Aktien und Gold.
Fazit: Es bleibt dabei
Eine gerine Menge an Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Depot können nicht schaden. Sie tragen zur Renditeentwicklung und zur Diversifikation bei. Anlegerinnen und Anleger sollten sich allerdings der hohen Volatilität bewusst sein. Phasen hoher Gewinne folgten historisch betrachtet Zeiten starker Verluste. Geduld ist wieder der Schlüssel zum Erfolg – und das bedeutet erneut einen langfristigen Anlagezeitraum anzupeilen. Somit ist auch die Frage nach den jetzigen Situation beantwortet: Handelt es sich momentan um Kaufkurse? Ja, kann sein. Der Bitcoin-Preis hat sich stark verbilligt. Kann es weiter nach unten gehen? Ja, natürlich. Aber der Preis kann auch wieder steigen. Daher kann es Anlegerinnen und Anlegern auch egal sein, wann sie einsteigen. Auf lange Sicht – und die ist beim Bitcoin dennoch recht kurz – haben sie profitiert.