Wetterphänomen „El Nino“ könnte Agrarrohstoffe verteuern

Wetterphänomen „El Nino“ könnte Agrarrohstoffe verteuern

Das Wetterphänomen „El Nino“ tritt in unregelmäßigen Abständen auf und äußert sich in Wetterextremen wie Dürren in Asien und Australien sowie Überschwemmungen in Südamerika. Beides kann bei Agrarrohstoffen zu starken Turbulenzen führen.

Seit Jahrhunderten weiß man, dass in der Landwirtschaft das Wetter eine außerordentlich wichtige Rolle hinsichtlich Gedeih und Verderb der Preise wichtiger Agrarrohstoffe spielt. Zu viel Sonne und die damit verbundene Trockenheit kann genauso schädlich für die geernteten Pflanzen sein wie zu viel Regen. In normalen Zeiten gleicht sich schlechtes Wetter in der einen wichtigen Agrarregion häufig durch gutes Wetter in einer anderen Region aus. Beim Auftreten von „El Nino“ dominieren jedoch meist die negativen Folgen das Marktgeschehen.

El Nino: Ein moderates Jahr

Während nämlich in Südamerika massive Regenfälle zu enormen Ernteausfällen führen können, leiden asiatische und australische Farmer meist unter ausgeprägten Dürrephasen und zu hohen Temperaturen. Das verstärkte Auftreten von Waldbränden und Überschwemmungen ist zwar vor allem auf die globale Klimakrise zurückzuführen, droht aber in „El-Nino-Jahren“ besonders heftig auszufallen. Metereologen des National Oceanic and Atmosheric Administration (NOAA) schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass wir in diesem Jahr zumindest ein moderates El-Nino-Jahr erleben werden, auf 80 Prozent und taxieren das Risiko eines starken Effekts auf 55 Prozent.

Tipp: Hier findest du eine Auflistung zu Agrarrohstoff-Produkten.

Wilde Turbulenzen und einen ersten Vorgeschmack, was anderen Marktsegmenten in den kommenden Wochen und Monaten möglicherweise bevorstehen könnte, zeigt die Entwicklung des Zuckerpreises. Ungewöhnlich starke Regenfälle in Brasilien, dem Land des weltgrößten Zuckerproduzenten, haben die Qualität des Rohrzuckers belastet und könnten bei großen Überschwemmungen die Ernten stark erschweren. Der Zuckerpreis kletterte im Zuge dieser Entwicklung Ende April auf 27 US-Cents pro Pfund und erreichte damit den höchsten Stand seit elf Jahren. Feuchtes Wetter bringt zudem auch eine wachsende Schimmelgefahr bzw. einen steigenden Schädlingsbefall mit sich. Dies hat zum Beispiel den Kakao-Future im Mai auf den höchsten Stand seit Dezember 2015 getrieben.

Auf mehrere Agrarrohstoffe setzen

Da niemand verlässlich weiß, ob bzw. wie stark „El Nino“ in diesem Jahr zuschlagen wird, sollten Privatanleger konkrete Long- oder Short-Strategien als hochspekulativ und dementsprechend hochriskant einstufen. Die Spekulation auf einzelne Agrarrohstoffe erinnert daher eher an Glücksspiel als an seriöses Investieren. Um das Verlustrisiko signifikant zu reduzieren, sollten Anleger deshalb lieber Investments in mehrere Agrarrohstoffe tätigen. ETCs, die sich auf Agrarindizes beziehen, eignen sich hierfür besonders gut.

Darin sollten dann auch Getreide wie Weizen und Mais enthalten sein. Es ist nämlich zu befürchten, dass Russland angesichts der sich häufenden militärischen Rückschläge im Angriffskrieg gegen die Ukraine das aktuelle Getreideabkommen mit der Ukraine aufkündigen könnte. Der WisdomTree Agriculture (WKN: A0KRKB) bezieht sich auf den DJ-AIG Agriculture Sub-Index, der folgende Rohstoff-Futures beinhaltet: Mais, Kaffee, Baumwolle, Weizen, Zucker, Kansas-Weizen, Sojabohnenmehl, Sojabohnen und Sojaöl. Damit verfügt er über ein relativ hohes Maß an Diversifikation. Unter den ETCs auf Agrarrohstoffe gehört er zu den Exemplaren mit der höchsten Marktkapitalisierung. Risikokennzahlen wie die Volatilität oder der max. Drawdown deuten mit 10,4 Prozent bzw. 12,8 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten auf ein relativ moderates Verlustrisiko hin.

Fazit: Aufgrund der Hungerproblematik in weiten Teilen der Welt werden Investments in Agrarrohstoffe in der Öffentlichkeit häufig kritisch gesehen. Unter moralischen Aspekten bleiben im Rohstoffsektor wenig Bereiche, in die man guten Gewissens investieren kann, schließlich gibt es mit Blick auf ESG-Kriterien auch bei fossilen Energieträgern und Edelmetallen erhebliche Defizite zu vermelden. Wer steigende Lebenshaltungskosten kompensieren möchte, könnte dies mit dem oben erwähnten ETC erreichen – natürlich nur, wenn dessen Preis auch tatsächlich steigen sollte.