Was man bei ETFs mit Bezug zum Agrarsektor unbedingt beachten sollte
Wetterkapriolen gibt es derzeit in weiten Teilen der Welt zu beobachten. Dies bereiten dem Agrarsektor mitunter massive Probleme. Langwierige Dürren oder Überschwemmungen stellen enorme Herausforderungen für die gesamte Branche dar.
Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung wird es immer wichtiger, die landwirtschaftlichen Flächen möglichst effektiv und auf nachhaltige Weise zu nutzen. In den vergangenen Jahren verschlechterte sich – bedingt durch den Klimawandel – vor allem das Umfeld für die Landwirte in Afrika, die zudem nicht auf teures Equipment, Dünger, Saatgut oder Versicherungen zugreifen können. Es gibt aber auch in Europa und Nordamerika mittlerweile Regionen, in denen das Betreiben von Landwirtschaft nur unter widrigen Verhältnissen möglich ist. Dürren in Südeuropa oder im Mittleren Westen der USA sowie Russlands Krieg gegen die Ukraine haben die diesjährigen Ernteperspektiven für diverse Getreidesorten empfindlich belastet.
Wie steht es um den Agrarsektor?
Angesichts der chaotischen Entwicklung in Russland kann man nicht ausschließen, dass im weiteren Jahresverlauf Liefer- und Angebotsengpässe an den Märkten größere Verwerfungen nach sich ziehen könnten, schließlich exportieren beide Länder im großen Stil Agrarrohstoffe in ärmere Länder, deren einheimische Landwirtschaft die eigene Bevölkerung nicht ausreichend versorgen kann. Dass ein Investment in den Agrarsektor Sinn macht, dürfte von niemandem ernsthaft bezweifelt werden, schließlich gelten Nahrungsmittel und Lebensmittel sowohl als konjunkturresistent als auch als relativ krisensicher. Im Grunde stehen ETF-Anlegern unter dem Label „Agrarinvestment“ zwei Optionen zur Auswahl – entweder ein direktes Investment in Agrarrohstoffe oder ein indirektes Investment in börsennotierte Unternehmen der Agrarbranche. In der Vergangenheit haben sich häufig Unternehmen, die zukunftsträchtige Wachstumsbranchen beliefern, besonders gut entwickelt und mussten zugleich geringere Risiken eingehen.
Vereinfacht ausgedrückt kann man behaupten, dass ETF-Investments in Agrarrohstoffe stärker von zufälligen Entwicklungen abhängen und deshalb schwerer kalkulierbar sind als dies bei Aktiengesellschaften mit „Agrar-Touch“ der Fall ist. Grundsätzlich besteht in der gegenwärtigen Marktlage zwar die realistische Chance, dass zahlreiche Agrarrohstoffe in den Rally-Modus wechseln bzw. diesen fortsetzen könnten, allerdings erfordert dies beim Investor ein ausgesprochen robustes Nervenkostüm. In den vergangenen drei Jahren entwickelten sich die beiden bedeutendsten ETFs ihres Genres – der Agraraktien-ETF iShares Agribusiness UCITS ETF USD (WKN: A1JKQK) und der Agrarrohstoff-ETF WisdomTree Agriculture (WKN: A0KRKB), die sich innerhalb dieses Zeitraums in der Spitze mehr als verdoppelt haben, ähnlich positiv. Während die erstgenannte Variante ein Investment in 68 verschiedene Agraraktien ermöglicht, setzt sich der Rohstoffindex bei unterschiedlicher Gewichtung aus Baumwolle, Kaffee, Mais, Sojabohnen, Sojaöl, Weizen und Zucker zusammen.
Besonders interessant: Beide ETFs behaupten sich bereits seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich am Markt. Grundsätzlich kann man der Aktien-Variante (ETF-Volumen: 584 Millionen Euro) auf lange Sicht jedoch einen stetigeren Aufwärtsdrang attestieren, während bei der Rohstoff-Version (ETF-Volumen: 255 Millionen Euro) eine starke Aufwärtstendenz vor allem in den vergangenen drei Jahren zu beobachten war. Auf Basis dieses Betrachtungszeitraums errechnet sich eine annualisierte Rendite von 27,9 Prozent p.a. (versus 17,7 Prozent p.a. beim iShares Agribusiness). Auf Sicht von zehn Jahren lieferte hingegen der Aktien-ETF die bessere Performance und verteuerte sich um 7,7 Prozent p.a., während der Agrarrohstoff-ETF auf eine annualisierte Rendite von lediglich 1,0 Prozent kam.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Coronabedingte Ernteausfälle in Asien und kriegsbedingte Ausfuhrbeschränkungen im Osten Europas. Die drastische Angebotsreduzierung hat die Lebensmittelpreise zuletzt kräftig steigen lassen. Lohnt sich ein Investment?
Nein, das älteste Gewerbe der Welt ist tatsächlich nicht das, was einige Leser nun mit einem Schmunzeln vermuten werden und als Sprichwort in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug gehalten hat. Konkret geht es vielmehr um den vielschichtigen und raumgreifenden Themenkomplex der Landwirtschaft.
Landwirte setzen immer mehr auf digitale Technologien, um bei knappen Ressourcen ihre Erträge zu steigern. Smart Farming kann zum Megatrend werden und auch Anlegern Chancen bieten.