Agraraktien oder Agrarrohstoffe – welche ETFs sind besonders attraktiv?
Angesichts steigender Bevölkerungszahlen und der Gefahr klimabedingter Ernteeinbußen rückt unter Investoren das Thema Agrarrohstoffe in den Vordergrund.
Laut Prognosen der Vereinten Nationen (UN) werden bis zum Jahr 2050 zwischen 9,4 Milliarden und 10,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Derzeit beläuft sich die Weltbevölkerung auf ungefähr acht Milliarden. Das heißt: Ein wachsender Bedarf an Lebensmitteln ist somit vorprogrammiert. Für Investoren stellt sich mit Blick auf das damit verbundene Marktumfeld folgende Frage: Will ich von steigenden Preisen für Agrarrohstoffe profitieren oder lieber in börsennotierte Unternehmen aus dem Agrarsektor investieren?
Unter moralischen Gesichtspunkten entscheiden sich viele Anleger häufig für die zweite Alternative. Der Grund liegt auf der Hand, schließlich verschlimmern steigende Preise bei Weizen, Mais, Reis, Sojabohnen, Zucker usw. in der Regel den Hunger in der Welt, während Firmen aus dem Agrarsektor häufig in einem Atemzug mit verbesserten Ernteerträgen bzw. Erntemethoden genannt werden. Deren Geschäftsmodelle werden häufig als überwiegend positiv wahrgenommen, wenngleich natürlich auch in dieser Branche „schwarze Schafe“ durchaus ihr Unwesen treiben können.
Agrarrohstoffe sind mittels ETCs investierbar
Wer ein direktes Investment in Agrarrohstoffe tätigen möchte, kann dies via ETCs sowohl über entsprechende Indizes als auch über einzelne Rohstoffe in die Tat umsetzen. In beiden Fällen sollte man sich aber stets darüber bewusst sein, dass solchen Investments Futures zugrundliegen, die von ihrem Wesen hochspekulativen Wetten entsprechen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Wertpapiere, denen keine physischen Rohstoffe, sondern lediglich Zahlungs- bzw. Lieferversprechen zugrundeliegen.
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Im Falle von starken Finanzmarktturbulenzen würden sich deren Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiken spürbar erhöhen. Als besonders riskant gelten ETCs, die sich auf lediglich einen Agrarrohstoff beziehen, während speziell konstruierte Rohstoffindizes diversifikationsbedingt meist weniger stark schwanken und somit ein geringeres Verlustrisiko aufweisen. Des Weiteren besteht bei future-basierten Rohstoff-Investments stets das Risiko von sogenannten Rollverlusten, die beim regelmäßig notwendigen Wechsel in länger laufende Kontrakte entstehen können.
Neun Agrarrohstoffe auf einen Schlag
Mit dem WisdomTree Agriculture-ETF (WKN: A0KRKB) können Anleger ein relativ diversifiziertes Investment in insgesamt neun Agrarrohstoffe realisieren, da das Wertpapier den Bloomberg Agriculture Sub Total Return Index (Mais, Kaffee, Baumwolle, Weizen, Zucker, Kansas-Weizen, Sojabohnenmehl, Sojabohnen und Sojaöl) nachbildet. Auf Sicht von drei bzw. fünf Jahren ließen sich damit zwar ausgesprochen attraktive annualisierte Renditen von 22,6 bzw. 11,0 Prozent erzielen, auf Sicht von zehn Jahren schmilzt dieser Wert allerdings auf lediglich 1,4 Prozent dahin.
Um einiges verlässlicher fielen die Kurszuwächse beim iShares Agribusiness UCITS ETF (WKN: A1JKQK). Dieser ETF bietet nämlich die Möglichkeit, auf einen Schlag in 68 Unternehmen aus dem Agrarsektor zu investieren. Über einen Anteil von über fünf Prozent verfügten die folgenden Gesellschaften: Archer Daniels Midland, Nutrien, Corteva, Deere und Marubeni. Die Performance dieses ETFs kann sowohl auf mittlere wie auch auf lange Sicht überzeugen. Auf Basis der vergangenen zehn Jahre errechnet sich nämlich eine annualisierte Rendite in Höhe von 7,7 Prozent, die auf Sicht von drei bzw. fünf Jahren bei 14,0 bzw. 6,7 Prozent liegt.
Fazit: Unter Berücksichtigung verschiedenster Einflussfaktoren scheint ein ETF-Investment in Agraraktien besser kalkulierbar zu sein, wenngleich hier die Risikokennzahl Volatilität um einige Prozentpunkte höher als beim WisdomTree Agriculture-ETF ausfällt.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Das Wetterphänomen „El Nino“ äußert sich in Wetterextremen wie Dürren und Überschwemmungen. Beides kann bei Agrarrohstoffen zu starken Turbulenzen führen.