27. Januar 2023

Themen-ETFs: 30 Prozent Verlust in den ersten fünf Jahren

Wasserstoff, Cybersecurity, Digital Payment, Haustiere und Geschlechtergerechtigkeit: All diese Felder machen Themen-ETFs investierbar. Eine Studie der Ohio State University zeigt nun, dass Themen-ETFs im Durchschnitt 30 Prozent Rendite in den ersten fünf Jahren einbüßen. Dabei können sie richtig eingesetzt zum Renditebooster im Depot werden.

Mode ist ein großes Paradoxon. Designerinnen und Designer versuchen einzigartige Kollektionen zu kreieren, die sich optimalerweise millionenfach verkaufen sollen, um gleichzeitig die Individualität ihrer Trägerinnen und Träger herauszustellen. Klassischer Zielkonflikt. Bedeutet: Wer auf die neuesten Trends setzt, ist nichts anderes als ein Mitläufer. Das führt zu Verdruss und vor allem zu Geldverschwendung. Moden gibt es auch in der Finanzwelt zu Genüge. Und auch genügend Trends, die nicht funktionieren. Zum Beispiel bei Themen-ETFs.    

Eine Studie der Ohio State University kommt zu dem Schluss, dass Themen-ETFs in den ersten fünf Jahren nach ihrem Start im Durchschnitt 30 Prozent risikoadjustierte Rendite einbüßen. Sie schnitten sogar meist schlechter ab als marktbreite Indizes wie der S&P 500. Das hat natürlich auch mit den Kosten zu tun. Denn neue Produkte sind aufgrund ihrer begrenzten Fondsgröße stets etwas teurer. Der Hauptgrund liegt allerdings am Hype. Sie kommen dann auf den Markt, wenn die Finanzcommunity eh schon völlig aus dem Häuschen ist.  

Einstieg in Themen-ETFs immer zum ungünstigen Zeitpunkt

Was heißt das konkret? Große Fondsgesellschaften launchen Produkte auf Themen wie Biotech, Cybersecurity oder absolute Nischenthemen wie dem K-Pop auf dem Höhepunkt der Nachfrage. Andersherum wäre es auch sinnlos. Das hat allerdings zur Folge, dass Einzelwerte, die in den Indexfonds gebündelt werden, häufig auf Spitzenwerten und Allzeithochs notieren und entsprechend teuer bewertet sind. Kurz gesagt: Anlegerinnen und Anleger kaufen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Trend verpennt? Nicht schlimm. Wer Zeit mitbringt steht langfristig eher auf der Gewinnerseite. Das heißt natürlich nicht, dass Anlegerinnen und Anleger erst fünf Jahre abwarten müssen, bevor sie in einen Themen-ETF investieren können. Sie sollten sich allerdings fragen, welche Trends auch künftig noch Bestand haben werden. Themen wie Biotech, Digital Payment und Cloud Computing werden die Gesellschaft auch noch in mehreren Jahren beschäftigen. Hingegen dürften Portfolios für Covid-Impfungen, Home-Office-Aktien und eben K-Pop eine geringere Halbwertszeit haben.

Themen ETFs strategisch einsetzen

Die Studie der Ohio State University ist also kein Abgesang auf das interessante Feld der Themen-ETFs. Vielmehr sollte die Anlegenden-Community sie als Hinweis verstehen, nicht bei jedem Hype dabei sein zu müssen und lieber etwas abzuwarten. Auch ein Blick in die Indexzusammenstellung ist wichtig, um herauszubekommen, ob der ETF zur eigenen Strategie passt. In einigen Portfolios dominieren die Top-10-Holdings das gesamte Barometer mit Anteilen von mehr als 50 Prozent. Im Rize Pet Care (WKN: A3DDPP) machen die zehn größten Positionen drei Viertel des Fondsvermögens aus – bei insgesamt 22 Unternehmen.

Das Medical Cannabis and Wellness-Portfolio (WKN: A2PPQ0) von HANetf umfasst 21 Werte, wovon die zehn größten Positionen mehr als 90 Prozent des Fondsvolumens ausmachen und nahezu ausschließlich aus den USA kommen.

Das wird dann schwierig, wenn die Anlagestrategie ausschließlich von einem einzigen Themen-ETF abhängt. Anlegerinnen und Anleger machen sich mit Themen-ETFs nicht nur abhängig von einer Branche, sondern innerhalb dieser Branche auch von wenigen Einzelwerten. Je nischiger das Thema ist, um so geringer ist die Anzahl an börsennotierten Unternehmen. Daher sollten Themen-ETFs stets als Depotbeimischung genutzt werden. Dass ein solcher Ansatz funktionieren kann, beweist unter anderem der iShares Agribusiness (WKN: A1JKQK). Mit seinen 92 Werten aus der Agrarbranche verzeichnete der Anteilswert im vergangenen Jahr ein Plus von mehr als zehn Prozent, während der S&P 500 um knapp zehn Prozent in die Knie ging.