Europäische Value-Aktien: Ist dieser ETF die perfekte Ergänzung für dein Depot?
Deshalb kann die Investition in europäische Value-Aktien eine kluge Entscheidung sein, um dein Portfolio zu diversifizieren.
Ein ETF, der diese Aktien bündelt, bietet eine einfache Möglichkeit, in diesen Markt zu investieren. In diesem Artikel stellen wir dir einen solchen ETF vor und zeigen dir, warum er eine gute Ergänzung für dein Depot sein kann. Im Vergleich zu US-Aktien gelten vor allem europäische Value-Aktien oft als unterbewertet. Dabei haben viele dieser Unternehmen das Potenzial, langfristig attraktive Renditen zu erzielen. Eine Möglichkeit, in dieses Segment zu investieren, ist der iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF (WKN: A12DPP). Für die Auswahl der Unternehmen werden ausschließlich die Bewertungskriterien Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis und Unternehmenswert im Verhältnis zum operativen Cashflow betrachtet. Diese Kennzahlen werden dabei in das Verhältnis zu den Mitbewerbern gesetzt.
Der ETF investiert in rund 150 verschiedene Aktien, wobei der Schwerpunkt auf den Sektoren Finanzen, Industrie und Gesundheitswesen liegt. Dabei liegen fünf Sektoren in ihrer Gewichtung recht nahe beieinander, ohne dass ein Sektor dominiert. Dagegen fällt der IT-Sektor mit einem Gewicht von nur sieben Prozent im Vergleich zu vielen anderen Indizes deutlich ab. Die geografische Allokation ist breit gestreut, wobei Großbritannien, Frankreich und Deutschland mit Abstand die größten Ländergewichte im Portfolio haben. Die größten Einzelpositionen sind derzeit Unternehmen wie British American Tobacco (BAT), Norvatis und Sanofi.
BAT der Inbegriff von Value
BAT ist derzeit mit einer Gewichtung von 5,5 Prozent die größte Position im ETF. Der Tabakkonzern hat kein einfaches Jahr hinter sich und verlor auf Jahressicht in Euro ein Viertel seines Marktwerts . Hier war der Markt wohl zwischenzeitlich zu optimistisch mit dem starken Anstieg Anfang 2022. Die erwartete Free Cashflow Rendite für 2023 ist mit 9,4 Prozent zwar recht hoch, liegt aber wieder auf dem Niveau der Jahresendstände der Vorjahre.
Der neue CEO von BAT sieht sich mit zwei zentralen Problemen konfrontiert. Die Nettoverschuldung beträgt das 4,1-fache des freien Cashflows. Das schränkt den Handlungsspielraum ein, zumal die Aktionäre eine steigende Dividende erwarten. Gleichzeitig muss der Übergang in eine Zukunft ohne Zigaretten gelingen. Während der Konkurrent Philip Morris bereits 35 Prozent seines Umsatzes mit risikoreduzierten Alternativen zur Zigarette erzielt und dabei profitabel arbeitet, sind es bei BAT nur zehn Prozent des Umsatzes und noch negative Vorzeichen beim Gewinn.
Gleichzeitig schrumpfen die Zielgruppen für das traditionelle Zigarettengeschäft und für die Aktie durch die zunehmende Anwendung von ESG-Kriterien bei der Kapitalanlage. Sollte BAT die Herausforderungen jedoch meistern, winkt den Anlegern aufgrund der günstigen Bewertung eine attraktive Rendite.
Niedrige Kosten, schwächer als der S&P 500
Der iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF hat eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,25 Prozent p.a.. In den letzten Jahren hat der ETF eine gemischte Performance gezeigt, ist aber insgesamt deutlich hinter einem vergleichbaren Produkt auf den MSCI World zurückgeblieben. Lediglich über drei Jahre kann der ETF ein leichtes Plus vorweisen. Über längere und kürzere Zeiträume gewinnt der MSCI World deutlich. Seit Auflegung am 12.01.2015 hat der iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF ein Plus von 50,4 Prozent erzielt. Der ETF auf den MSCI World kommt im gleichen Zeitraum aber sogar auf 119,7 Prozent.
Der ETF eignet sich daher nur für Anleger, die vom europäischen Aktienmarkt besonders überzeugt sind und viele der im MSCI World hoch gewichteten Titel für überbewertet halten. Vor allem für Anleger mit einem hohen Anteil an Wachstumstiteln kann der ETF aber als defensive Beimischung geeignet sein.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.