30. April 2022

Wie ich meine ETF-Sparpläne auf ESG umgestellt habe

Hier bekommst du einen exklusiven Einblick in das ETF-Portfolio von unserem Redakteur Thomas Brummer. Denn kürzlich hat er hier eine wichtige Änderung vorgenommen. Seine alten Sparpläne hat er über Bord geworfen – und ETFs mit ESG-Kriterien umgestellt. Erfahre die Hintergründe – und auf welche ETFs Thomas jetzt setzt.

„Thomas, du kennst dich doch aus mit ETFs. Ich würde gerne etwas Geld anlegen, ich will aber damit etwas Gutes bewirken“, sagte kürzlich mein guter Freund Max. Nichts leichter als das, möchte man meinen, schließlich ist Nachhaltigkeit in aller Munde. Nachhaltige ETFs gibt es zuhauf und in allen Schattierungen. Max entschied sich schließlich für ein streng nachhaltiges Produkt mit EU-Kennzeichnung. Denn: Max möchte nur auf Firmen setzen, die mit ihren Produkten dazu beitragen, das Thema Nachhaltigkeit konkret zu fördern. Er entschied sich für den Rize Environmental Impact 100 UCITS ETF (WKN: A3CN9S), den er beim Scalable Capital Broker bespart.

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Ich muss leider gestehen, ganz so ein passionierter Nachhaltigkeitsanhänger bin ich nicht. Dennoch kam ich ins Grübeln. Mein Fazit: Die ganz großen Sünder wie Tabakkonzerne oder Waffenhersteller möchte ich nicht mehr unterstützen. Jedoch bin ich zu sehr Fan der „puren ETF-Idee“, also einer möglichst breiten Streuung. Die Lösung: ESG-ETFs! Diese sind immer noch so breit gestreut, dass sie vom Original kaum abweichen. Trotzdem geben sie mir ein besseres Gefühl.

Mein altes Sparplan-Portfolio

Bis vor wenigen Monaten habe ich genau drei ETFs bespart. Das Gros machte der iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) (WKN: A0RPWH) aus. Mit einem Anteil von 50 Prozent war die Position meine solide Basis im Depot. MSCI- World-ETFs sind die Klassiker schlecht- hin. Gut 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern sind hier enthalten.

Der zweite Bestandteil meines alten Depots war ein Faktor-ETF. Mit jenem sogenannten Factor-Investing kann man sein Chance-Risiko-Profil verbessern. So zeigen Studien, dass kleinere Aktiengesellschaften auf lange Sicht ergiebigere Erträge an der Börse erwirtschaften als Großkonzerne. Das gilt natürlich nicht in jedem Fall, aber in der Gesamtheit ist dieser Effekt über Jahrzehnte gut belegt. Und so fiel meine Wahl auf den iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF (WKN: A2DWBY). Der ETF beherbergt rund 3.400 Small Caps, also kleinere börsennotierte Unternehmen. Man investiert hier jedoch nicht in irgend- welche Klitschen. Der durchschnittliche Börsenwert der im Index enthaltenen Unternehmen beträgt knapp zwei Milliarden US-Dollar. Diesem ETF hatte ich eine Gewichtung von 20 Prozent bei- gemessen.

Der dritte ETF-Bestandteil meines alten Depots hatte wieder mit Faktor-Investing zu tun. Denn Anlagen in Schwellenländern werden streng genommen der Prämie des politischen Risikos zu- geordnet. Meine Wahl war auf den iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc) (WKN: A111X9) gefallen, der etwa 3.000 Unternehmen aus 27 Schwellenländern enthält. Anteil: 30 Prozent.

Mit den drei genannten ETFs hatte ich ein solides ETF-Weltportfolio zusammen. Alle drei ETFs kommen insgesamt auf etwa 8.000 Unternehmen, in die ich investiert war.

Mein neues ESG-Portfolio

Das herkömmliche Portfolio sollte weg, das nachhaltige musste her. Aus der bisherigen Drei-ETF-Lösung wurde eine Zwei-ETF-Lösung. Grund: Bei meinem Broker (Trade Republic) kann ich noch keinen nachhaltigen Small-Cap-ETF besparen. Doch vielleicht tut sich ja bereits 2022 in dieser Hinsicht etwas bei Trade Republic. Ich entschied mich also weiterhin für die Aufteilung: 70 Prozent in Industrieländer, 30 Prozent in Schwellenländer.

Da mir – wie geschildert – eine breite Streuung wichtig ist, kamen für mich nur ESG-ETFs infrage. Wer strenger ist, kann beispielsweise auf SRI-Produkte setzen. In Sachen Nachhaltigkeit machte jüngst auch BNP Paribas einen Vorstoß. Mit der „SRI PAB“-Serie lässt sich dort in sämtliche Großregionen investieren. Die ETFs stehen im Einklang mit den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens. Zudem ist BNP Paribas der einzige ETF-Anbieter, dessen ETFs mit dem deutschen FNG- Siegel, des Forums Nachhaltiger Geldanlage, ausgezeichnet wurden.

Mein neuer Welt-ETF mit ESG

Doch zurück zu meinen ETF-Sparplänen. Die Industrieländerseite decke ich mittlerweile mit dem iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF (Acc) (WKN: A2N6TD) ab. Dieser ETF macht in meinem Depot 70 Prozent aus. Der thesaurierende ETF kommt auf eine Gesamtkostenquote (TER) in Höhe von 0,20 Prozent und ist damit auch nicht teurer als konventionelle Produkte.

In dem Produkt sind immer noch fast 1.500 Aktien. Der Unterschied zum Original ist verschwindend gering. Der Chart-Verlauf ist nahezu identisch, wo- bei sogar auf Sicht der vergangenen Jahre die ESG-Variante leicht vorne liegt. Es gibt natürlich keine Garantie, dass dies so bleibt, doch du kannst auf jeden Fall davon ausgehen, dass sich der herkömmliche ETF und die ESG-Variante sehr ähnlich entwickeln werden. Das etwas bessere Gewissen bedeutet also keinen Renditeverzicht.

Mein ESG-Schwellenländer-ETF

Die restlichen 30 Prozent fließen in Schwellenmärkte. Hier wählte ich jetzt den iShares MSCI EM IMI ESG Screened UCITS ETF (Acc) (WKN: A2N6TH). Mit seinen 2.000 Positionen ist auch dieser ETF immer noch sehr breit aufgestellt. Die Abkürzung „IMI“ im ETF-Namen steht übrigens für „Investable Market“. Somit sind hier auch mittlere und kleinere Unternehmen enthalten, was die Marktabdeckung verbessert. Der Vergleich zum herkömmlichen Pendant fällt genauso aus wie bei den Industrieländern. Die Charts sind nahezu identisch mit einem leichten Vorteil für die ESG- Variante.

Und Small Caps?

Das ist der wunde Punkt im Portfolio. Diese Komponente kann ich derzeit noch nicht nachhaltig bedienen. Kunden des Scalable Capital Brokers können bereits jetzt einen nachhaltigen, globalen Small-Cap-ETF besparen. Hier bietet sich etwa der UBS MSCI World Small Cap Socially Responsible UCITS ETF (WKN: A3CMCT) an, der allerdings mit elf Millionen Euro noch recht klein ist.

Fazit

Zugegeben: Echten Nachhaltigkeits-Fans mag mein Depot noch zu brav sein. Doch dazu bin ich einfach ein zu großer Anhänger der puren ETF-Idee, nämlich der möglichst breiten Streuung. Doch die ganz großen Sünder sind entfernt und meine Renditeerwartung bleibt die gleiche. Damit kann ich gut leben.