13. Februar 2021
Welche Weltindizes sind die besten für ein breit gestreutes Weltportfolio mit ETFs?

Weltindizes: Alles, was Sie über MSCI World & Co. wissen müssen

Welt-ETFs sind die Basis für jedes ETF-Depot. Doch der Teufel steckt im Detail. Es gibt zahlreiche kleine, aber feine Unterschiede bei den Weltindizes. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Indizes gründlich vor. 

Im vergangenen Jahr ist der MSCI World heftig in die Kritik geraten. Der Index sei gar kein Weltindex, hieß es in diversen Medien. Der Name sei reiner Etikettenschwindel. Schwellenländer seien in dem Index gar nicht vertreten, wurde angeführt, lediglich Industrieländer. Außerdem hätten Tech-Aktien wie Apple, Microsoft & Co. ein zu starkes Gewicht. Ebenso wie die USA, die mit einem Anteil von 65 Prozent im Index vertreten sind. Das Klumpenrisiko sei einfach zu groß, merkten die Kritiker an.

Das hat offenkundig gesessen. Immer wieder erreichten uns Anfragen von verunsicherten ETF-Anlegern, was denn davon zu halten sei. Lohnt es sich immer noch, auf ein Weltportfolio zu setzen? Und ist der MSCI World ein sinnvolles Instrument dafür? Die Beiträge, die wir dazu auf extraETF.com und in unserem extraETF Podcast veröffentlicht haben, stießen auf gewaltige Resonanz. Offenbar ist es Zeit, ein wenig Struktur und Übersicht, in die – Achtung, Wortspiel – weite Welt der Weltindizes zu bringen.

Wie viel „Welt“ steckt im MSCI World?

Der bekannteste Index unter den Weltindizes ist der bereits erwähnte MSCI World. Besonders unter Einsteigern gilt der Index als Basis-Investment. Insofern macht es Sinn, mit diesem Index zu beginnen. Der MSCI World misst täglich die Entwicklung der circa 1.600 größten Unternehmen aus 23 Industriestaaten weltweit. Zu den Industriestaaten zählen die USA, Japan oder auch Deutschland. Der Index spiegelt etwa 85 Prozent der Marktkapitalisierung der Industrieländer wider.

Doch Achtung: In dem Index sind nicht alle Aktien der Industrieländer vertreten. Der Index enthält die sogenannten Large Caps (große Firmen) sowie die sogenannten Mid Caps (mittelgroße Firmen). Es fehlen also die Small Caps (kleine Firmen).

Die Gewichtung der Aktien in dem Index erfolgt entsprechend ihrer Marktkapitalisierung. Die Zusammensetzung wird vom Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) vierteljährlich überprüft und angepasst. Da es viele US-Unternehmen mit einem hohen Börsenwert gibt, sind die USA mit 65 Prozent im MSCI World am stärksten vertreten. Aktuell stammen die zehn größten Aktien im MSCI World aus den USA.

Doch eins ist zu beachten: Man beteiligt sich mit dem MSCI World nicht an der US-Volkswirtschaft, sondern nur an den erfolgreichsten und wertvollsten börsennotierten US-Unternehmen. Und diese sind oftmals weltweit tätig und machen ihre Umsätze nicht nur in den USA.

Der Vorwurf des Klumpenrisikos ist jedoch nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Mit insgesamt 50 Prozent vereinen die Bereiche IT, Finanzen und Gesundheit einen sehr großen Anteil auf sich. Dennoch ist der Index bei Anlegern zu Recht beliebt. Die Rendite des MSCI World liegt seit 1970 bei durchschnittlich 7,1 Prozent pro Jahr. Es lässt sich festhalten: Nein, man deckt nicht die gesamte Welt mit einem ETF auf den MSCI World ab. Aber geht das überhaupt? Kann man mit ETFs tatsächlich ein allumfassendes Weltportfolio zusammenstellen, in denen nahezu alle globalen Aktien vertreten sind? Wenn ja: wie? Wir spüren diesen Fragen jetzt Schritt für Schritt nach und thematisieren auch die möglichen Probleme, die dabei entstehen können.

Tipp: In unserem ETF-Anlageleitfaden Investieren in die Welt können Sie sich zusätzlich zum Thema informieren.

MSCI World + Schwellenländer = echtes Weltportfolio?

Man kann das Manko des MSCI World grundsätzlich ausgleichen, indem man einen ETF auf den MSCI Emerging Markets Index hinzuzieht. Dies ist ein inter-nationaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus 27 Schwellenländern abbildet. Zu den

Schwellenländern zählen beispielsweise Brasilien, Russland oder China. Mit 1.400 Unternehmen weltweit spiegelt der MSCI Emerging Markets Index ungefähr 85 Prozent der Marktkapitalisierung in den Schwellenländern wider. Doch auch dann hat man noch nicht die ganze Welt im Depot. Denn: Es fehlen immer noch sowohl im MSCI World als auch im MSCI EM Index die sogenannten Small Caps.

Dafür gibt es jedoch eine Lösung – nämlich den MSCI EM IMI. Das Kürzel IMI bedeutet, dass auch kleine Firmen (Small Caps) in dem Index vertreten sind. Der MSCI EM IMI deckt 99 Prozent des Börsenwerts der Schwellenländer ab und ist damit fast allumfassend. Jetzt gibt es nur noch ein Problem: Es fehlt das Pendant auf der Seite des MSCI World für die Industrieländer. Hier gibt es keine IMI-Variante. Man ist also noch nicht ganz am Ziel eines umfassenden Weltportfolios angelangt. Die Suche geht weiter.

Tipp: Hier erfahren Sie alles zu den Weltportfolios von Gerd Kommer und wie Sie diese nachbauen können.

Drei ETFs für ein Weltportfolio

Doch es gibt auch dafür eine Lösung. Man kombiniert den MSCI World einfach mit einem MSCI Small Cap ETF, der in kleine Firmen in Industrieländern investiert, und mischt dann einen ETF auf den MSCI EM IMI hinzu. Mit lediglich drei ETFs wäre nun fast die gesamte Welt im Wertpapierdepot vertreten.

Die Kombination aus MSCI World und MSCI EM sowie einem MSCI World Small Cap hat einen großen Vorteil: Anleger können je nach eigener Vorliebe über ihre Sparrate oder den Einmalbetrag selbstständig steuern, welches Gewicht Industrieländer und Schwellenländer im Portfolio haben sollen. Sie können frei entscheiden, welche Summen sie in den jeweiligen ETF investieren und somit ihre eigene individuelle Gewichtung festlegen.

Sie sind in dieser Hinsicht flexibel. Einfacher wäre das Ganze jedoch mit einem MSCI World IMI, also einem Industrieländer-ETF, der Small Caps einschließt. Dann könnte man mit nur zwei ETFs – dem MSCI World IMI sowie dem MSCI EM IMI – ein sehr flexibles und allumfassendes Weltportfolio bauen. Leider gibt es den MSCI World IMI noch nicht. Hier müssten die ETF-Anbieter erst ein entsprechendes Produkt lancieren.

Geht es noch leichter mit dem MSCI All Country World (ACWI)?

Ja, es geht einfacher. Denn der Indexbetreiber MSCI hat auch einen sogenannten All Country World Index im Repertoire seiner Weltindizes. Dieser merzt die Schwächen des MSCI World aus. Denn: Es werden hier 23 Industrie-und 27 Schwellenländer in einem einzigen ETF abgebildet. Es sind also auch Aktien aus China, Indien und anderen Schwellenländern in dem Index vertreten. Insgesamt sind etwa 2.500 Aktien in dem Index gebündelt. 85 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung werden damit abgedeckt.

Warum nicht 100 Prozent? Ganz einfach, es fehlen abermals die Small Caps. Diese machen insgesamt 14 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung aus. Wenn man wirklich in die ganze Welt investieren möchte, dürfen Small-Caps natürlich nicht fehlen. Sie können nämlich für einen entsprechenden Renditekick im Depot sorgen. Doch Vorsicht: Im Gegenzug weisen diese auch eine höhere Volatilität aus. In Phasen, in denen die Börse abwärts geht, erleiden Small Caps oftmals größere Verluste als Large Caps.

Es gibt allerdings die Option, einen MSCI ACWI IMI ins Boot zu holen. Das ist nichts anderes als der oben bereits beschriebene ACWI Index, allerdings inklusive Small Caps. Dass es sehr viele Small Caps weltweit gibt, kann man an der riesigen Anzahl an Aktien ablesen, die mit dem MSCI ACWI IMI erfasst werden. Insgesamt 9.000 Aktien sind in dem Index vertreten. Damit deckt dieser 99 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung weltweit ab. Es gibt jedoch einen Wermutstropfen: Es existiert nur ein einziger ETF dafür. Es handelt sich um den SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF (WKN: A1JJTD).

Mit dieser Variante fährt man also ganz gut. Man braucht im Prinzip nur einen ETF für eine sehr breite Diversifizierung. Der prinzipielle Nachteil – wenn es Anleger denn überhaupt als solchen empfinden – besteht darin, dass man selbst nicht bestimmen kann, wie das Mischverhältnis zwischen Industrie- und Schwellenländern aussieht. Dies wird durch die jeweiligen Weltindizes bereits definiert.

Kleiner Hinweis: Man könnte jetzt sogar noch die sogenannten Grenzländer (Frontier Markets) hinzumischen. MSCI hat die Welt nämlich in 23 Industrieländer, 27 Schwellenländer und 27 Grenzmärkte eingeteilt. Insgesamt sind damit laut MSCI 77 Aktienmärkte investierbar. Zu den Grenzländern zählen beispielsweise Slowenien, Tunesien oder Jordanien. Ob es das wirklich braucht? Eher nicht!

Ausgewählte ETFs auf diverse Weltindizes

FTSE als Alternative zu den Weltindizes von MSCI

Zu den wichtigsten Indexanbietern gehören neben MSCI auch FTSE oder seit neuestem Solactive oder auch Morningstar. An dieser Stelle machen wir einen kurzen Exkurs in die Welt-Indizes von FTSE, da mit Vanguard der weltweit zweitgrößte ETF-Anbieter Produkte auf diese Weltindizes anbietet.

FTSE teilt die Welt in 24 Industrieländer und 23 Schwellenländer ein. Es zeigt sich: FTSE weicht im Vergleich zu MSCI ein wenig von der Einteilung der Länder und Regionen ab. So wird beispielsweise Südkorea von FTSE als Industrienation gewertet, bei MSCI ist Südkorea aber noch ein Schwellenland. Grenzmärkte (Frontier Markets) gibt es bei FTSE übrigens nicht. Der FTSE Developed World ist das Pendant zum MSCI World. Der Index investiert in große und mittelgroße Aktien aus Industrieländern. Ende Dezember 2020 waren 2.136 Aktien in dem Index enthalten, der Index deckt 98 Prozent der Marktkapitalisierung der Industrieländer ab.

Der FTSE All-World ist das Gegenstück zum MSCI ACWI. Der FTSE All-World bildet Stand Dezember 2020 die Entwicklung von 3.961 Large Caps und Mid Caps aus den Industrie- und Schwellenländern ab. Laut Factsheet von FTSE werden damit 90 bis 95 Prozent der investierbaren Marktkapitalisierung abgebildet. Ob FTSE oder MSCI besser ist, lässt sich nicht eindeutig festlegen. Fakt ist jedoch: Wer sich beim Aufbau eines Weltportfolios nur für einen der beiden Indexanbieter entscheidet, vermeidet unnötige Unübersichtlichkeit.

Fazit

Beim MSCI World handelt es sich tatsächlich nicht um einen Weltindex, sondern um einen Industrieländer-Index. Das sollte man wissen, wenn man in diesen investiert. Mit einem MCSI ACWI, MSCI ACWI IMI oder dem FTSE All-World sind Anleger breiter diversifiziert und können mit nur einem einzigen Aktien-ETF ein Weltportfolio aufbauen. Es gibt auch die im Text dargelegte Variante mit drei ETFs auf die Indizes von MSCI, ein Weltportfolio zu bilden. Dies ist jedoch komplizierter.

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