Weihnachtsgeschenk: Sinken die ETF-Gebühren 2024 weiter?
Neulich gab es schon Weihnachtsgeschenke von ETF-Anbietern in Form von reduzierten Gebühren. Purzeln auch 2024 die laufenden Kosten für ETFs?
Beim Siegeszug der ETFs spielen die Gebühren eine wichtige Rolle. Schließlich gelingt es vielen aktiven Fonds nach Abzug der Kosten nicht, mit ihrer Performance ihre Vergleichsindizes zu schlagen. Aber auch im Wettbewerb der ETF-Anbieter spielen die Gebühren eine wichtige Rolle, schließlich sind sie neben der Verfügbarkeit beim persönlichen Broker wohl das wirksamste Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Kunden.
Zuletzt hatte State Street die Gebühren für den SPDR S&P 500 UCITS ETF (WKN: A1JULM) von 0,09 Prozent auf 0,03 Prozent gesenkt. Wenig überraschend wurde ein Mitarbeiter des Unternehmens im Handelsblatt mit den Worten zitiert: „Die Gebühren kennen nur eine Richtung, sie sinken.“ Dafür wurde der Anbieter laut Morningstar mit Zuflüssen von 1,1 Milliarden Euro im Zeitraum vom 23.10. bis 17.11. belohnt. Damit verzeichnete der ETF in diesem Zeitraum die höchsten Zuflüsse in der Peergroup, nachdem er im bisherigen Jahresverlauf nur 35 Millionen Euro an Zuflüssen verbuchen konnte.
Kurz darauf reagierte auch die DWS mit Gebührensenkungen auf breiter Front. Der Preisdruck auf die Anbieter dürfte sich damit auch in Europa erhöhen. Auch bei UBS-ETFs ging es mit den Gebühren nach unten. In den USA haben laut einer Studie der Citigroup zwischen einem Drittel und der Hälfte der über 3.300 dort gelisteten ETFs Schwierigkeiten, ihre jährlichen Betriebskosten zu decken. Auch auf dem europäischen Markt sind die Kosten in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken.
Auswirkungen der niedrigen ETF-Gebühren für die Anbieter…
Mit immer niedrigeren Gebühren setzen ETF-Anbieter aktive Fonds zunehmend unter Druck. Aufgrund der schlanken Kostenstruktur und der hohen Skaleneffekte im Geschäft sind Experten zuversichtlich, dass State Street auch mit 0,03 Prozent Gebühren kostendeckend arbeitet. Die niedrigen Gebühren sind allerdings nur möglich, weil State Street den ETF in sein Wertpapierleiheprogramm aufgenommen hat. Dadurch erzielt das Unternehmen zusätzliche Einnahmen, die im Verhältnis 75:25 zugunsten des ETF verteilt werden.
Der neue Preiswettbewerb könnte aber auch zu einer Marktbereinigung führen, indem kleinere Anbieter aus dem Markt ausscheiden. Bei den bekannten Standardindizes wie MSCI World, S&P 500 oder Nasdaq 100 können diese bereits heute nicht mehr mit den großen Anbietern konkurrieren. Die Chance zur Differenzierung besteht in erster Linie über entsprechende Themen-ETFs und aktiv gemanagte Angebote im ETF-Mantel. Aber auch hier sehen die großen Anbieter zunehmend Chancen zur Ertragsoptimierung.
…und die Kunden
Wie so oft sind die Verbraucher die großen Gewinner eines funktionierenden Wettbewerbs und der damit verbundenen Preisbildung durch Angebot und Nachfrage. Es lohnt sich daher, die Gebühren der Produkte im eigenen Depot mindestens einmal jährlich einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Für die Kunden lohnt es sich in der Regel mit den Füßen abzustimmen und die günstigsten Anbieter bei einem Produkt mit niedrigen Differenzierungsmerkmalen zu belohnen. Angesichts möglicher steuerlicher Nachteile und eventueller Gebühren bei einem Verkauf sollten Anleger die Vorteile eines Produktwechsels jedoch stets kritisch abwägen.
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Mit dem Thema Wertpapierleihe sollte sich jeder Anleger selbst auseinandersetzen und abwägen, ob die damit verbundenen möglichen Risiken akzeptabel sind. Ein physisch replizierender ETF, der zudem komplett auf die Wertpapierleihe verzichtet und laufende Kosten von unter 0,10 Prozent des Anlagevolumens aufweist, dürfte allerdings schwer zu finden sein. Letztlich müssen sich Anleger, denen solche Details wichtig sind, intensiv mit dem Investment auseinandersetzen.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.