Kosten bei der Geldanlage: Warum billig nicht immer besser sein muss
Die Rendite ist wichtig. Doch darüber werden die Kosten bei der Geldanlage vergessen. Warum sie wichtig, aber nicht entscheidend sind.
Anlegerinnen und Anleger werden derzeit Zeuge einer wegweisenden Entwicklung. Seit dem Jahreswechsel von 2023 auf 2024 hat das Volumen passiver Strategien jenes von aktiven überschritten. Passive Produkte (Indexfonds und ETFs) wiesen per Ende Dezember in den USA ein Vermögen in Höhe von 13,3 Billionen US-Dollar auf. Aktive Publikumsfonds und aktive ETFs kamen in Summe auf 13,2 Billionen Dollar. In Deutschland ist das Verhältnis noch nicht so dicht beieinander. Doch lässt sich der große Trend an den Märkten zweifellos erkennen. Dieser heißt: Geld sparen mit ETFs.
ETFs – insbesondere passive Varianten – versprechen nicht nur die Marktrendite des zugrundeliegenden Index, was für hohe Planungssicherheit sorgt; sie sind auch noch besonders günstig. Je nach Anlageklasse, Ausgestaltungsform und Größe belaufen sich die Gebühren auf 0,04 Prozent bis etwa 0,95 Prozent pro Jahr. Das ist im Vergleich zu anderen Anlageprodukten sehr günstig. Und ist ein Investment günstig, ist der negative Einfluss auf die Rendite gering. Mit diesem Text wollen wir einen Blick auf einen häufig zu kurz kommenden Aspekt der Geldanlage werfen – nämlich die Kosten. Es geht nicht darum, das billigste Produkt herauszusuchen, sondern herauszufinden, was für dich das passende Investment ist. Das muss nicht notwendigerweise das günstigste sein. Dazu gleich mehr.
Preisvergleich macht mehrere tausend Euro Renditeunterschied aus
Machen wir also gleich die Probe aufs Exempel: Wir schauen uns an, wie sich Gebühren bei einem passiven ETF und bei einem konventionellen aktiven Investmentfonds auswirken. Gehen wir von einer Einmalanlage von 10.000 Euro und einer Anlagedauer von zehn Jahren aus. Mit Blick auf die Rendite rechnen wir mit sieben Prozent. Das ist in etwa der Wert, den Anlegerinnen und Anleger mit einem Investment in den MSCI World seit 1970 im Durchschnitt pro Jahr rechnen konnten. Bei den Ordergebühren setzen wir 0,2 Prozent an und die Verwaltungsgebühren sollen sich in unserem Beispiel auf 0,3 Prozent belaufen. Der aktive Fonds weist einen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent auf und die Verwaltungsgebühren veranschlagen wir mit einem Prozent.
Wie hätten sich beide Investments nach zehn Jahren entwickelt? Vor Kosten beläuft sich der Endbetrag auf 19.672 Euro. Beim ETF müssten Anlegerinnen und Anleger mit 582,88 Euro an Gebühren rechnen. Das Fondsinvestment ist dagegen weitaus teurer. Hier schlagen 2.658 Euro zu Buche. Unter dem Strich spart das ETF-Investment 2.076 Euro gegenüber dem Fondsinvestment ein. Oder anders ausgedrückt: Der ETF weist allein aufgrund der Kostenstruktur eine zusätzliche Rendite von 1,18 Prozentpunkten auf. Das ist beträchtlich.
Wichtige Kennziffern: TER, TD und TCO
Investments in ETFs sind einfach und bequem. Mit nur einem Produkt kannst du umgehend in einen Großteil der Weltwirtschaft investieren. Mit Blick auf die Kosten gibt es ein paar Kennziffern zu beachten. Hierzu gehören die Gesamtkostenquote (TER), die Tracking Difference (TD) und die Total Cost of Ownership (TCO).
Für eine erste Einschätzung genügt meist die TER. Mit ihrer Hilfe lassen sich die laufenden Kosten eines ETFs mit denen anderer vergleichen. Sie allein ist allerdings nicht aussagekräftig genug. Die Tracking Difference (TD) sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Sie gibt Aufschluss darüber, wie genau der ETF es schafft, den zugrundeliegenden Index abzubilden. Dabei kann die Abweichung positiv und negativ sein und sich somit vorteilhaft (da günstiger) oder nachteilig auswirken. Die TCO als letzte Kennziffer stellt die Gesamtkosten für den Kauf und den Besitz von ETF‑Anteilen dar. Sie kann neben der TER z.B. auch Ordergebühren oder Kosten für die Neugewichtung innerhalb des Index enthalten.
Tipp: In unserem Wissensbereich kannst du bei diesen drei Kennziffern (TER, TD und TCO) und den anfallenden ETF-Kosten noch einmal tiefer eintauchen. |
Kosten allein allerdings nicht entscheidend – das Restaurantmodell
Wer das selbstgesteckte Anlageziel effizient erreichen will, sollte die Kosten auf jeden Fall im Blick behalten. Doch sie sind nicht allein ausschlaggebend. Du solltest dich mit deiner Anlagestrategie und deinem Investment wohlfühlen. Was heißt das? Zunächst einmal kannst du sehr viel Geld sparen, indem du wirklich alles selbst übernimmst. Das ist ähnlich wie beim Kochen. Du besorgst dir Zutaten, schnippelst sie und bereitest dir dein leckeres Mahl zu. Das spart natürlich erst einmal viel Geld. Bezogen auf die Geldanlage entspricht dem Selberkochen das Selberanlegen. Du suchst dir einen Broker aus und entscheidest selbst über deine Investments. Bei vielen Online-Brokern kannst du kostengünstig Geld anlegen bzw. handeln – beispielsweise bei ETF-Sparplänen. Unser ETF-Sparplanvergleich gibt dir einen detaillierten Überblick.
Tipp: Hier findest du unseren umfassenden ETF-Sparplanvergleich und Depotvergleich. |
Wie günstig ETFs als Anlageprodukt im Vergleich zu herkömmlichen aktiven Investmentfonds sind, hast du weiter oben bereits erfahren. So gesehen kannst du mit einem günstigen ETF-Depot bei einem Online-Broker viel Geld sparen. Diese Variante entspricht dem Selberkochen. Zutaten günstig besorgen, selbst zubereiten und fertig ist das wohlschmeckende und im besten Falls noch gesunde Mahl. Doch nicht alle möchten selbst den Kochlöffel schwingen. Manche gehen gern in ein Restaurant oder lassen sich das Essen liefern. Warum auch nicht? Das kostet zwar etwas mehr, spart auf der anderen Seite aber viel Zeit.
Robo-Advisors bringen Zeitersparnis aber auch höhere Kosten mit sich
Bezogen auf unseren Investmentansatz und Kostenmodell ist der Restaurantbesuch mit der Nutzung eines Robo-Advisors zu vergleichen. Ein Robo-Advisor ist eine vollautomatisierte, digitale Vermögensverwaltung – wie der Name schon vermuten lässt. Wer keine Zeit hat, das eigene Depot zusammenzustellen und zu pflegen, kann diese Aufgaben in die Hände des digitalen Beraters abgeben. Das einzige, was du selbst übernehmen musst, ist die Auswahl des richtigen Angebots. Bei den digitalen Vermögensverwaltern lässt sich aus mehreren Strategien wählen. Ganz nach der eigenen Risikoneigung und den persönlichen Zielen. Bei den Kosten musst du – je nach Anlagebetrag – mit bis zu einem Prozent pro Jahr rechnen.
Tipp: Du bist auf der Suche nach einem passenden Robo-Advisor? Auf unserer Robo-Advisors-Vergleichsseite wirst du sicher fündig. |
Auf unserer Robo-Advisors-Vergleichsseite erhältst du alle wichtigen Informationen auf einen Blick: zu den Kosten, der Anzahl der Strategien und welche Mindestanlagesummen zu berücksichtigen sind. Zudem weißt Du umgehend, ob du bei dem jeweiligen Anbieter einen Sparplan abschließen kannst.
Fazit: Kosten sind wichtig, aber nicht alles entscheidend
Wie du siehst, sind Kosten ein wichtiger Einflussfaktor auf die Rendite. Daher ist es wichtig, diese zu kennen, um zu wissen, wie hoch die Rendite der Anlage ausfallen muss. Letztlich muss die Anlage die Kosten wieder reinholen, sonst macht es keinen Sinn. Dennoch solltest du nicht vergessen, dass Kosten eine individuelle Sache sind. Wer nicht viel Zeit übrig hat, fährt eventuell mit einer Robo-Advisor-Strategie besser. Der Zeitgewinn kostet allerdings Gebühren – ein fairer Deal.