So regelst du die Geldanlage im Studium und der Ausbildung
Eigene Wohnung oder WG, eigenes Leben. Ausbildung, Studium – nach der Schule nimmt das Leben Fahrt auf. Und der Spaß zu. Der ist umso größer, je besser auch die finanzielle Basis ist. Geldanlage sollte auch jetzt Thema sein.
Nach der Schule fängt das Leben erst richtig an: Endlich auf eigenen Beinen. Erste Wohnung, Ausbildung, Studium, viel Neues auf einmal. Gut, wenn da auch die Kasse schon stimmt und die Geldanlage geplant ist.
Dazu solltest du dir folgende Fragen stellen: Was hab ich monatlich an Einkünften? Wie viel verdiene ich in der Ausbildung, wie viel bekomme ich pro Monat von meinen Eltern fürs Studium? Muss ich hinzuverdienen? Kann ich noch Kindergeld beziehen? Was bleibt unter’m Strich?
Ehrlicher Kassensturz und Investitionsplan
Alle Einnahmen auf eine Liste. Und daneben die Ausgaben: Was kostet mein Lebensunterhalt im Monat, was muss ich für die Ausbildung oder das Studium an Gebühren zahlen, was brauch ich für Miete, Mobilität, iPhone, Fitness Club und Spotify-Abo? Was kosten mich Versicherungen? Und natürlich: Was brauch ich für den Spaß, für Reisen, Konsum? Kann ich was zurücklegen? Wenn ja wie viel? Und wie überhaupt?
Warum solltest du an der Börse investieren? Weil du es kannst
Warum denn aber schon jetzt an die Geldanlage denken bzw. an der Börse investieren? Ganz simpel. Weil es jetzt einfach ist. Weil junge Leute jetzt viel Zeit haben. So dass sich schon kleine Beträge richtig lohnen. Langfristig. Denn die gute Nachricht: Selbst mit„nur“ 25 Euro im Monat als Sparrate kann da langfristig ordentlich was daraus werden. Das macht der so genannte Zinseszinseffekt: Je länger die Geldanlage, desto besser wirkt dieser Effekt.
Warum aber Börse? Weil die meisten anderen Möglichkeiten zur Geldanlage a) nicht mit wenig Kapital zu Beginn funktionieren, zum Beispiel ein Immobilien-Kauf, um Vermieter:in zu werden, b) zu wenig bis gar keine Zinsen bringen, zum Beispiel Tages- oder Festgeldkonten und c) weil Investments in Kryptos, in Antiquitäten, Oldtimer oder Sneakers mehr oder weniger viel Know How voraussetzen.
Für die Börse spricht, dass man mit wenig Kapital loslegen kann, dass man jeden Börsentag an das Geld herankommt, dass man langfristig das Geld für sich arbeiten lassen kann. Wenn da aber nicht die ganzen Vorurteile, Sorgen, Ängste wären. Die sich ja jetzt im Umfeld, wo es richtig abwärts rauscht, zumindest zum Teil zu bestätigen scheinen.
Vorurteile und Ängste abbauen
Gehen wir die Liste der größten Vorurteile doch mal durch: Verlustangst. Verluste an der Börse gehören zur Realität wie auch Gewinne. Aber während es meist allmählich aufwärts geht, geht die Talfahrt viel schneller. Dennoch: Mit einer Strategie und einer vernünftigen Streuung wächst langfristig das Geld, das man investiert. Wer seit 1975 zu einem beliebigen Zeitpunkt in den MSCI World investiert und mindestens 15 Jahre durchgehalten hat, hat unabhängig vom Einstieg immer positiv abgeschnitten. Das zeigen Studien.
Bei Verlusten haben sich für mich zwei Möglichkeiten als praktikabel erwiesen:
Wenn ich von der Aktie weiter überzeugt bin, behalte ich sie im Depot. Wenn ich mich eines Besseren belehren lassen musste, verkaufe ich trotz der Verluste. Aber ein, zwei Stück lasse ich im Depot: Warum? Das ist mir eine Warnung, das nächste Mal sorgfältig auszuwählen. Bestimmte Titel, Indizes halte ich langfristig. Investiere hier regelmäßig über ETFs, langfristig. Neue Themen, neue Anlage-Möglichkeiten erwäge ich zusätzlich – na klar. Was gefallen ist und Qualität hat, steigt auch wieder.
Vorurteil Zwei: Zu wenig Geld. Klar – nicht jede:r von uns hat die Möglichkeit, auf einen Schlag viel zu investieren. Außerdem müssten wir dann auch wissen, wie wir diesen Batzen anlegen. Das wissen viele am Anfang (noch) nicht. Und das ist eine große Verantwortung. Zumal man lernen muss, Talfahrten und Krisen auszuhalten. Bei kleineren Beträgen panisch den Verkaufsbutton zu drücken, mag ja noch angehen, aber bei großen Beträgen müssen die Nerven halten. Aber ich bin überzeugt: Mit etwas Übung und etwas Wissen kann jede und jeder Börse. Und dazu braucht man kein großes Kapital. Es gibt Broker, da kann man ab einem Euro einen Sparplan anlegen. Nun macht aus meiner Sicht ein Euro wenig Sinn, weil zu wenig Kapital zusammenkommt und dem auch noch Gebühren gegenüberstehen. Aber Sparpläne ab 25 Euro sehen schon ganz anders aus. Und die nehmen wir jetzt und investieren.
Damit wir das Risiko streuen, setzen wir nicht auf eine einzelne Aktie, sondern investieren in einen großen Aktien-Index. Nehmen wir den US-Index S&P 500. Über die letzten 30 Jahre hat er 10,7 Prozent Rendite erzielt. Sagen wir, real und inflationsbereinigt und nach Kosten sind das 7 Prozent. (Die Inflation ist aktuell viel höher, aber über die vergangenen 20 Jahre hatten wir hier im Mittel in Deutschland 1,5 Prozent)
Wir nehmen eine monatliche Zahlung von 25 Euro an, zu 7 Prozent. Über 25 Jahre. Ohne Anfangskapital. Die jährlichen Zinsen werden reinvestiert. Thesaurierend heißt das an der Börse. So nutzen wir zusätzlich den Zinseszinseffekt. Das Ergebnis:
- Einzahlungen: 7.500 Euro
- Zinsen gesamt: 12.870 Euro
- Kapitalertragssteuer: -3.725 Euro
- Zinsen nach Steuern: 9.145 Euro
- Endkapital: 16.645 Euro
(Quelle: finanzfluss.de)
Allmählich will man aber vielleicht nicht „nur“ in Index-Lösungen investieren. Und da sind wir schon beim dritten Vorurteil: Zu wenig Wissen. Ich sag es mal so: wenn man sich regelmäßig mit dem Thema Börse beschäftigt, und sei es nur eine halbe Stunde pro Woche, die Wirtschaftsnews und Kurse verfolgt, dann baut man nach und nach Wissen auf. Wenn man wirklich dran bleibt und kontinuierlich Wissen aufbaut, dann kann man mit einer guten Strategie bald 10 bis 12 Prozent Rendite erzielen – real, nach Inflation.
Diese Fragen musst du dir stellen
- Was ist das Ziel fürs Investieren?
- Wie lang ist der Anlagehorizont? Börse lohnt sich nun mal langfristig.
- Wie ist die Strategie, was passt zu mir, welche Rendite will ich, welches Risiko kann ich aushalten?
- Habe ich einen Notgroschen aufgebaut, bevor ich mich ans Investieren wage?
Hier kurz die Möglichkeiten:
Möglichkeit 1: ETFs. Börsennotierter Indexfonds. Da verteilst du das Risiko auf mehrere Titel in einem Produkt, hast geringe Kosten und langfristig ganz ordentliche Renditen. Haken: Ein ETF ist nur so gut wie sein Index, den er abbildet. Aber die Rendite ist nicht von der Hand zu weisen. Da kannst du zum Beispiel über einen DAX-ETF nachdenken, den S&P 500 oder den MSCI World oder MSCI All Countries.
Möglichkeit 2: Aktiv gemanagte Fonds. Hier sorgen Fondsmanager für die Zusammensetzung des Fonds. Sie greifen ein, wenn die Zusammensetzung ihren Vorstellungen von Rendite und Risiko nicht mehr entspricht. Fondsmanager haben so die Möglichkeit, besser zu sein als der Markt. Und zugleich das Risiko, weniger gut als der Markt zu sein. Allerdings sind aktive Fonds deutlich teurer als ETFs.
Grundsätzlich gilt: Aktienfonds oder –ETFs sind vor allem langfristig eine gute Wahl. Und sie müssen zur eigenen Strategie passen.
Möglichkeit 3: Ein Mix aus Aktien, Anleihen, ETFs, Fonds. Das setzt eine klare Strategie, ein klares Chance-Risikoprofil und etwas Wissen voraus. Eine einfache Strategie nennt sich zum Beispiel Core Satellite: Ein Kern-Investment wird um mehrere kleinen Satelliten ergänzt. Der Kern kann ein Fonds, ein ETF sein – eine Anlagemöglichkeit, die langfristig solide zu wachsen verspricht. Die Satelliten können aus Aktien, Rohstoffen, Anleihen bestehen. Eine solche Strategie lässt sich auch komplett mit einer Anlageform abbilden, zum Beispiel mit ETFs.
Wenn man noch wenig Börsen-Erfahrung hat, aber trotzdem investieren will und kann, sind Sparpläne auf ETFs oder Fonds eine gute Wahl. Mehr braucht es nicht – der Faktor Zeit spielt uns in die Hände.
Tipp: Unser ETF-Sparplanrechner hilft dir, in nur einer Minute die für dich perfekte Sparrate zu errechnen – oder das Endkapital! |
Mit einem Sparplan automatisch und regelmäßig vorsorgen
Einmal eingerichtet wird ein monatlicher Betrag vom Konto abgebucht und angelegt. Das Gros an ETFs und Fonds, die in Deutschland für Privatanleger zugelassen sind, ist sparplanfähig. Aber natürlich auch Einzelaktien.
Grundsätzlich ist wichtig, langfristig durchzuhalten, regelmäßig zu investieren. Wir werden im Laufe dieser Finanzreihe noch sehen, wie viel Geld in unseren unterschiedlichen Lebensphasen bleibt, was wir brauchen und wie viel wir aus schon kleinen Beträgen machen können.
Beiträge erhöhen nach Studium und Ausbildung
Die Ausbildung ist zu Ende, das Studium vorbei? Mit dem ersten selbstverdienten Geld lohnt sich ein neuer Kassensturz. Die Fragen, die wir am Anfang gestellt haben, stehen jetzt wieder an. Allerdings fallen die Antworten meistens optimistischer aus: Der Arbeitgeber zahlt womöglich über die betriebliche Altersvorsorge in eine Zusatzrente für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entweder zahlt der Chef allein ein oder man selbst beteiligt sich über eine Entgeltumwandlung mit.
Mit mehr Einkommen sind jetzt auch größere Beträge für die Geldanlage möglich. Du kannst deine monatliche Sparrate nun erhöhen und deine langfristige Rendite steigern.
Tipp: Sparen mit bis zu 480 Euro Extra-Geld vom Chef? Hier findest du alle Infos zum VL-Sparen mit ETFs! |
Fazit
In Ausbildung und Studium lohnt sich die Geldanlage schon – auch mit kleinen Beträgen. Weil die Zeit für uns arbeitet. Und mit dem Abschluss in der Tasche hast und (mehr) Geld in der Brieftasche lohnt es sich, das Investment aufzustocken.