21. April 2023
Sinnvolles Portfolio? Diese Anlageempfehlungen gibt ChatGPT

Sinnvolles Portfolio? Diese Anlageempfehlungen gibt ChatGPT

ChatGPT ist seit Wochen in aller Munde. Doch was kann die KI für Anlegerinnen und Anleger leisten? Wir haben den Selbstversuch gestartet und das Programm nach Anlageempfehlungen gefragt.

Die Revolution! ChatGPT nimmt uns allen viel Arbeit ab, keine eigene Recherche mehr, fix und fertige Texte, gespeist aus hunderten von bereits vorhandenen Informationen aus dem Netz. Journalisten, Marketer, sämtliche Experten auf egal welchen Gebieten werden überflüssig. Ist es wirklich so einfach? Nein. Wie oft das Programm falsche Informationen ausspuckt, habe ich schon mehrfach getestet. Nun hat es mich interessiert, ob die Künstliche Intelligenz ein diversifiziertes Anlageportfolio erstellen kann, das Anlegerinnen und Anleger ungeprüft übernehmen können.

Keine direkten Produktempfehlungen über ChatGPT

Dazu habe ich das Programm zunächst auch nur darum gebeten, mir ein solches Portfolio (ohne aktiv gemanagte Fonds) zusammenzustellen. Die Antwort erfolgt prompt. ChatGPT erklärt mir zunächst jedoch nur, welche Anlagemöglichkeiten es gibt, wenn man nicht in aktiv gemanagte Fonds investieren möchte. Aktien-ETFs, Anleihen-ETFs, Rohstoff-ETCs, REITS und Private Equity schlägt mir die KI vor. Dazu kurze Erläuterungen zu den jeweiligen Punkten, inklusive Vor- und Nachteilen. Beispielsweise erklärt mir ChatGPT, Aktien-ETFs auf Indizes wie den MSCI World oder den S&P 500 seien eine günstige Möglichkeit, in ein diversifiziertes Aktienportfolio zu investieren. Zu Rohstoff-ETCs kann ich erfahren, dass sie aufgrund ihrer niedrigen Korrelation mit dem Aktien- und Anleihemarkt eine „sinnvolle Ergänzung“ für mein Portfolio sein könnten. Auch, dass Private Equity Fonds zwar eine spannende, aber für Privatanleger nicht unkomplizierte Anlagemöglichkeit sind, spuckt ChatGPT korrekt aus. Ein letzter Absatz klärt mich dann darüber auf, dass dies keine Anlangeempfehlung darstellt – und es wohl sinnvoll sein könne, einen Finanzberater zu Rate zu ziehen.

Tipp: Hier findest du eine Übersicht zu sämtlichen KI-ETFs.

Genaue Nachfrage ist nötig

Genau das wollte ich aber eben nicht tun. Also frage ich nochmals nach – dieses Mal bitte ich das Programm darum, mir ETFs zu nennen, in die ich breit gestreut investieren kann. Daraufhin schlägt mir ChatGPT fünf verschiedene ETFs vor.

Der erste ist der Vanguard Total Stock Market ETF. „Dieser ETF bietet eine breite Diversifikation über den gesamten US-Markt und bildet den CRSP US Total Market Index ab“, erfahre ich. Von diesem ETF habe ich noch nie gehört. Ich gebe den Namen in die extraETF-Suche ein und finde: Nichts. Der ETF ist in der Datenbank nicht aufzufinden. Also auf zu Google. Auch hier: Auf deutschen Seiten sind die Infos zu diesem Produkt mager. Was heißt das? Der ETF ist an keiner deutschen Börse handelbar und Anlegerinnen und Anleger müssten einen Umweg über eine ausländische Börse gehen. Kann man machen – aber es geht auch einfacher.

Das nächste vorgeschlagene Produkt ist der iShares Core S&P 500 ETF (WKN: A0YEDG). Laut ChatGPT „bildet dieser ETF den S&P 500 Index ab, der die 500 größten Unternehmen in den USA umfasst und damit eine breite Marktabdeckung bietet“. Das ist korrekt und der ETF ohnehin schon die Basis meines Portfolios – hier hat das Programm also eine aus meiner Sicht wirklich gute Empfehlung gegeben.

Auch mit dem Vanguard FTSE Emerging Markets ETF (WKN: A1JX51) und dem iShares MSCI ACWI ETF (WKN: A1JMDF) spuckt ChatGPT durchaus brauchbare Empfehlungen aus. Diese drei ETFs sind breit gestreute Produkte, die man dem Portfolio beimischen kann.

Mit der letzten Empfehlung hingegen, dem Schwab International Equity ETF, wiederholt ChatGPT den Fehler der ersten und ist für mich somit nicht brauchbar.

Fazit

Das Ergebnis dieses kleinen Selbsttests ist also durchwachsen. ChatGPT ist in der Lage, korrekte Informationen zu diversen Anlageklassen zu liefern und der Disclaimer zur Eignung als Anlageempfehlung ist wichtig und richtig. Bei den empfohlenen ETFs waren immerhin drei von fünf Produkten Treffer. Aber: Sich blind darauf zu verlassen, wäre eine schlechte Idee. Für konkrete Informationen müssen Anwender auch sehr konkret nachfragen – dazu bedarf es somit auch schon etwas Hintergrundwissen.

Wer sich für ETFs interessiert, aber nicht genau weiß, wo er anfangen soll, für den kann eine Nachfrage bei ChatGPT als Einstieg durchaus taugen. Weitere Recherche bleibt aber nicht aus. Genauso gut können Einsteiger ihre wichtigsten Fragen aber auch einfach googeln und so zu den nötigen Informationen kommen. Noch einfacher geht es aber auf extraETF! Hier finden Anlegerinnen und Anleger alles, was sie zur Investition in ETFs wissen müssen – und noch mehr.