Sell in May: Ist diese Börsenweisheit das Erfolgsrezept für große Gewinne?

Sell in May: Ist diese Börsenweisheit das Erfolgsrezept für große Gewinne?

Sell in May and go away – diese Börsenweisheit dürften die meisten Anlegerinnen und Anleger schon mal gehört haben. Doch woher kommt sie und ist sie wirklich wahr?

Die Weisheit geht auf die Annahme zurück, dass die Börsen zwischen Oktober und April am besten performen und dann im Sommer schwächeln, bevor es im Herbst wieder aufwärts geht. Daher heißt die Weisheit im Ganzen auch „sell in May and go away – but remember to come back in September“.

Manchmal wird der Sell in May-Effekt auch als Halloween-Effekt, Wintereffekt oder einfach als Jahresendrallye bezeichnet. Tatsächlich ist der Dezember statistisch gesehen einer der stärksten Börsenmonate. Der September gilt traditionell als der schwächste Monat.

Was ist dran an Sell in May?

Trifft diese Börsenweisheit also wirklich zu und wie sollten Anlegerinnen und Anleger damit umgehen? Die Statistik spricht eine klare Sprache – zumindest auf den ersten Blick. Diverse Studien scheinen die Weisheit zu unterstützen. So zeigt eine Studie von Fidelity International aus dem Jahr 2019, dass eine Dax-Investition von (umgerechnet) 10.000 Euro im Jahr 1988 im Laufe von 30 Jahren auf 133.223 Euro angewachsen wäre – hätte man jeden Mai verkauft und wäre im September wieder eingestiegen. Anleger, die im selben Zeitraum stets investiert geblieben wären, hätten hingegen nur ein Vermögen von 114.332 Euro aufgebaut – fast 20.000 Euro weniger.

Auch mit anderen Indizes und in anderen Ländern hat die Strategie dem Finanzmarktforscher Dimitri Speck zufolge bis auf wenige Ausnahmejahre funktioniert. In allen elf von ihm untersuchten Ländern (darunter Deutschland, USA, China, Japan und Frankreich) standen die Aktien im Winterhalbjahr besser als im Sommerhalbjahr. Auch eine andere Untersuchung scheint die Strategie zu stützen. Laut Yardeni Research gab es für Anlegerinnen und Anleger im Wonnemonat seit 1928 einen Verlust von 0,1 Prozent. Noch schmerzhafter ist jedoch der bereits erwähnte September: Seit 1928 musste der S&P 500 1,1 Prozent abgeben. Ganze 52mal ging es im September bergab – öfter als in jedem anderen Monat.

Klingt überzeugend, oder? Solltest du also jetzt dein Depot auflösen und dir für September einen Reminder zum Wiedereinstieg setzen?

Jetzt verkaufen eine gute Idee?

Die Erfolge der Strategie sind in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Und der Sommer lief bisweilen sogar sehr gut. Laut Yardeni Reserach sind die durchschnittlichen monatlichen Kursveränderungen des S&P 500 seit 1928 in den vermeintlichen Hundstagen des Sommers sogar recht gut.

Obwohl der Mai zusammen mit dem Februar die zweitschlechteste durchschnittliche Preisveränderung des S&P 500 aufweist (-0,1 Prozent), ist der Juli sogar der beste Monat für die durchschnittliche Preisveränderung (+1,6 Prozent). Interessanterweise weisen Juni und August mit +0,8 bzw. +0,7 Prozent überdurchschnittliche Gewinne auf.

Die meisten Experten und Analysten sind heute der Meinung, dass Anlegerinnen und Anleger die Weisheit getrost ignorieren können. Stacy Johnson, leitende Portfoliomanagerin bei der Investmentgesellschaft TIAA, erläuterte gegenüber money.com, dass Investoren etwa im Jahr 2020 eine Menge Geld verloren hätten, hätten sie im Mai verkauft um im September wieder einzusteigen. Auch 2021 erwiesen sich die Sommermonate als günstig. Der S&P 500 stieg von Mai bis Oktober 2020 um mehr als zwölf Prozent und im Jahr 2021 um mehr als zehn Prozent über die Sommermonate.

Auf Qualitätsunternehmen bauen

Und auch in diesem Jahr sollten Anleger zweimal überlegen, ob sie in den kommenden Wochen verkaufen. Wir befinden uns immer noch in einer globalen Finanzkrise, die Inflation ist in vielen Ländern noch immer hoch, die Zentralbanken erhöhen weiterhin die Leitzinsen. Adam Turnquist, Chief Technical Strategist bei LPL Financial, rät daher zu einer leichten Übergewichtung von Qualitätsunternehmen im Portfolio. Die Marktlage sei noch immer unsicher.

Tipp: Hier findest du weitere spannende Qualitäts-ETFs.

Ein ETF, der auf solche Qualitätsaktien baut, ist der Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF (WKN: A1103D). Enthalten sind etablierte Unternehmen (mit einem Schwerpunkt auf den US-Markt) wie etwa Microsoft, Apple oder Alphabet. Im aktuellen Jahr steht der ETF bei einem Plus von rund vier Prozent. Auch die langfristige Entwicklung dürfte nervöse Anlegerinnen und Anleger beruhigen: Auf Sicht von fünf Jahren konnte das Produkt satte 61 Prozent zulegen.