Kein Comeback im September
„Sell in May and go away. But remember to come back in September.“ Börsenweisheiten sind großartig, weil sie sich immer so interpretieren lassen, wie es gerade gewünscht wird. Doch davon sollten sich Investoren nicht blenden lassen. Kurse sind nicht saisonal bedingt. Sie folgen den Fundamentaldaten. Sind diese schlecht, schützt auch die schönste Börsenweisheit nicht vor Kursverlusten.
Der Herbst ist grundsätzlich keine ganz schlechte Zeit an der Börse. Das zeigen die langjährigen Statistiken und das hat auch eine Logik aus der Börsenmechanik heraus. Nach den Sommerferien kommen die Händler und Investoren wieder an ihre Arbeitsplätze zurück und füllen die über den Sommer eher defensiv abwartend gehaltenen Portfolios wieder mit Ideen auf. Das bedeutet Bewegung, Umsatz, Nachfrage und damit oft steigende Kurse. So weit so nachvollziehbar.
Erfahrungswert letzter September des Börsenjahrs 2018
Dass das nicht immer so bilderbuchmäßig läuft, haben Investoren etwa im vergangenen Jahr schmerzlich erfahren müssen. Da ging es trotz Herbst mit dem Dax weiter nach unten. Die Stimmung war schlecht. Die Börsianer verkauften, egal welcher Monat gerade im Kalender aufgeschlagen war.
Ohnehin sollte sich niemand verleiten lassen, an der Börse auf vermeintlich ewige Trends zu setzen. Natürlich kann es sein, dass der Herbst grundsätzlich eine positive Performance zeigt. Das bringt aber nichts, wenn es eben dieses Jahr nicht so läuft und das eingesetzte Kapital erst einmal dezimiert wird.
Wesentlich sinnvoller ist es, in die Unternehmen hineinzuschauen, ihre Geschäfte zu verstehen und zu analysieren, was sie bewegt. Die Bilanz, das mehr oder weniger unbestechliche Zahlenwerk, sagt viel über die dauerhafte Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Werden Branchendaten und Daten zur allgemeinen Konjunktur mit berücksichtigt, zeigt sich oft ein recht klares Bild. Es kristallisiert sich eine Liste mit Unternehmen heraus, die gut für die Zukunft gerüstet sind. Es sind diejenigen, die über gute Produkte, auskömmliche Margen und ein starkes Management verfügen.
Solche Unternehmen zu finden, ist angesichts der immer größer werdenden Menge an Daten nicht immer ganz einfach. Zum Glück übernehmen Rechner die Analyse der Daten, stellen Zusammenhänge her, ordnen und strukturieren. Mit ihrer Hilfe können die von einzelnen Unternehmen gelieferten Daten wesentlich vielschichtiger interpretiert und in den Zusammenhang gesetzt werden.
Klar, dass diese Strategie mehr Aufwand erfordert und auch längerfristig angelegt ist als das von Börsenbarden besungene Comeback im September. Den Septemberspruch kann nutzen, wer am Roulettetisch schwarz oder rot setzt: Es kann klappen oder auch nicht oder es kommt die Null. Wer langfristig anlegt und nicht spielt, bleibt Börsenweisheiten gegenüber skeptisch und setzt lieber als klare Fakten. Die scheren sich nicht um Jahreszeiten. In diesem Jahr ist da wichtiger denn je.
Über den Autor: Uwe Zimmer
Uwe Zimmer ist Geschäftsführer bei der Fundamental Capital GmbH in Köln.
Tipp: Für weitere Informationen bezüglich der Fragestellung „Einmalanlage oder ETF-Sparplan?“ und ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen sollten Sie unseren Wissensartikel „ETF-Sparplan und Einmalanlage? Was ist besser?“ lesen. |